Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
rechten Fuß über die Dielen. »Es ist mehr als einen Versuch wert«, sagte er dann mit fester Stimme.
»Wird der Verwalter meinem Plan zustimmen?«
»Das weiß ich nicht«, sagte er wahrheitsgemäß. »Aber wir waren auch noch nie in einer solch schwierigen Lage.«
»Wir haben keine andere Wahl.«
»Dies wird auch der Verwalter anerkennen müssen.«
»Sind im Falkenstein die Waffenkammern noch intakt oder wurden sie geplündert?«, wollte Whenda noch wissen. Aber der Mann wusste hierzu nichts zu sagen.
»Ich war nur im großen Thronsaal. Aber die Festung ist in einem sehr guten Zustand und ich glaube, dass sie nie geplündert wurde. Deshalb mag es gut sein, dass dort noch alles an seinem angestammten Platz ist, seit du den Falkenstein verlassen hast, Herrin.«
»Wer hat dich eigentlich dort hineingelassen?«, fragte Whenda. Denn noch immer hatte ihr Humir sein Geheimnis nicht enthüllt. Doch wer immer es war, musste ihm vertrauen, wenn er ein solches Risiko eingegangen war.
»Mein Großvater ist der Erste der Festung, quasi deren oberster Verwalter. Er war es, der mich hineingelassen hatte, da ich seiner Meinung nach wissen sollte, für was ich eigentlich in Xenorien kämpfe.«
»Und, hatte er recht damit?«
Humir nickte wieder. »Nie zuvor in meinem Leben sah ich solch eine Pracht und Herrlichkeit. Ich würde es sogar für richtig halten, dass jeder unseres Volkes einmal in seinem Leben den Falkenstein erblicken muss. Dies würde die Herzen derer stärken, die um der alten Tage willen in die Schlacht ziehen.«
»Doch die alten Tage sind lange vergangen«, entgegnete Whenda. »Jetzt ziehen wir in die Schlacht damit endlich die neuen beginnen mögen.«
Humir verstand die Worte der Statthalterin Fengols zuerst nicht, doch dann begriff er ihren Sinn und lächelte. »Auf zu Eflohr.«
Whenda verließ schnell das Haus, Humir folgte ihr auf dem Fuße.
Fenjas Vorbereitung
Schwarzenberg, 4. Tag des 8. Monats 2515
Fenja hatte zuerst davon gehört, dass das Schiff im Hafen eingelaufen war, auf das sie gewartet hatten. Sie musste nun vorsichtig sein, denn niemand durfte merken, dass sie etwas mit den Männern des Schiffes zu schaffen hatte. Das war gar nicht so einfach, denn die Angestellten ihres Vaters waren dieser Tage überall am Hafen anzutreffen, wo sie ihrer jeweiligen Arbeit nachgingen. Sie hatte Tankrond noch nichts davon gesagt, dass sein Transportmittel eingetroffen war, das ihn mit zum Idenstein nehmen sollte. Der Kapitän des Schiffes hatte ihr bei ihrer letzten Unterredung gesagt, dass er gedachte, drei Wochen lang in Schwarzenberg zu bleiben, ehe er weiterfuhr. Das Schiff war nun jedoch fast zehn Tage früher gekommen als geplant. Eigentlich hatte es erst zur Mitte des Monats Schwarzenberg anlaufen und es dann in der ersten Woche des 9. Monats wieder verlassen sollen. Wenn es jedoch nun schon hier war, verschob sich sicher auch sein Auslaufen nach vorne und sie musste zusehen, dass sie mit dem Kapitän sprechen konnte, um zu erfahren, wann es für Tankrond an der Zeit war, an Bord zu gehen. Sie hatte es mit ihrem Cousin so besprochen, dass er erst kurz vor dem Auslaufen an Bord gehen sollte. Dann wäre es zu spät, ihn noch aufzuhalten, sollte sein Verschwinden bemerkt werden.
Dieser Tage lagen viele Schiffe im Hafen Schwarzenbergs vor Anker und die Schenken waren voller Seeleute, die ihre Heuer verprassten. Die Wachen des Barons hatten einiges zu tun, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Vor dem Mittagessen hatte Fenja noch etwas Zeit und beschloss, nach dem Kapitän zu sehen, mit dem sie nun vor einigen Wochen die Reise von Tankrond besprochen hatte. Aber es waren zu viele Menschen im Hafen unterwegs, die sie kannten. So entschied sie, ihre Bemühungen am Abend fortzusetzen, die Gefahr einer Entdeckung war sonst einfach zu groß. Als es Schlafenszeit war, ging sie zu Tankrond auf sein Zimmer und erzählte ihm vom Einlaufen des Schiffes. Ihr Cousin schien, nun wo der Tag seiner Abreise nahte, etwas von seinem Mut verloren zu haben. Er war zurückhaltend und unentschlossen. Schnell jedoch legte sich dieser kurze Anflug von Schwäche und Tankronds Tatendrang kehrte zurück. Fenja musste ihn sogar davon abhalten, sofort mit ihr zum Hafen zu gehen. Nun wollte er Nägel mit Köpfen machen. Aber dies schien ihr zu überstürzt zu sein.
»Wir müssen erst herausbekommen, in welchen Schenken die Männer des Schiffes verkehren, ehe wir den Kapitän suchen gehen«, ermahnte sie ihren Cousin.
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