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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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verlieren, und sie kam nicht gegen das Gefühl an, auch noch selbst daran schuld zu sein.
    Sie ließ sich in ihren Sessel sinken und starrte ins Leere, völlig benommen von dem, was eben vorgefallen war. Hätte sie geahnt, was auf sie zukommen würde, hätte sie es vorgezogen, mit der Riesenspinne im Zimmer zu nächtigen. Das hatte sie nicht gewollt.
    Sie blieb im Sessel sitzen, bis sie zu frieren begann. So mühsam, als wäre sie innerhalb der letzten Stunde um fünfzig Jahre gealtert, raffte sie sich auf und schleppte sich zurück ins Bett. Zwar war sie völlig erschöpft, doch sie wusste, dass sie in dieser Nacht keinen Schlaf mehr finden würde.
    Unruhig warf sie sich im Bett hin und her. Was hatte Mr Woo geraten, in Stresssituationen zu tun? »Stellen Sie sich einen schönen Ort vor, an dem Sie sich sicher fühlen.« Claudie schloss die Augen und versuchte es.
    Ein Ort ohne Berge. Ohne Spinnen. Und vor allem ohne Daniel.

17
    »Kris! Wie schön, dich zu sehen!« Claudie schob ihre Freundin in Richtung Küche und schloss die Tür, bevor die alte Mrs Kettering, die in ihrem Garten herumwerkelte, sich nach dem Lärm in der vergangenen Nacht erkundigen konnte.
    »Also: Was ist passiert?« Kristens strenger Blick war ein erschreckender Anblick so früh am Morgen.
    »Wollen wir nicht erst eine Tasse Tee trinken?«, schlug Claudie zaghaft vor.
    »Claudie, ich weiß genau, dass irgendwas vorgefallen ist, sonst hättest du mich nicht angerufen. Und ich sehe nicht die geringste Spur von Daniel. Also spuck’s lieber gleich aus.«
    Umständlich füllte Claudie den Wasserkessel und kramte Tassen und Teebeutel aus dem Schrank, um den Augenblick des Geständnisses möglichst lange hinauszuzögern. In der Hoffnung auf Trost und Unterstützung hatte sie Kristen am frühen Morgen angerufen, aber inzwischen war ihr das Ganze nur noch peinlich.
    »Claudie!« Kristen hatte die Arme vor ihrem üppigen Busen verschränkt und stand da wie eine Schuldirektorin.
    Claudie tat einen Löffel Zucker in ihre Tasse und einen halben in Kristens.
    »Daniel hat versucht, mich zu küssen«, sagte sie schließlich.
    »Ich wusste es!«, rief Kristen. »Er konnte mal wieder seine Hände nicht bei sich behalten, stimmt’s? Zumindest war er schlau genug, sich zu verziehen, anstatt darauf zu warten, dass ich ihn mir vorknöpfe!«
    »Sei nicht unfair! Er hat schließlich auch eine Menge durchgemacht«, sagte Claudie.
    »Ich fasse es nicht, Claudie! Wie kannst du ihn auch noch verteidigen? Er hatte kein Recht, dich anzufassen.«
    »Das weiß ich.« Claudie reichte Kristen eine volle Teetasse und bugsierte sie in Richtung Wohnzimmer.
    »Er hat dich nach Strich und Faden ausgenutzt.«
    »Ja, das stimmt«, gab Claudie zu. »Ich kann es immer noch nicht glauben.«
    »Wie hat das alles denn überhaupt angefangen?«, wollte Kristen wissen, während sie im Zimmer auf und ab ging.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Claudie, die keine Lust hatte, das Ganze noch einmal durchzugehen. »Ich hab geweint.«
    »Weswegen?«
    »Herrgott, Kristen, kannst du dich nicht hinsetzen? Du machst mich ganz verrückt!«
    Kristen ließ sich aufs Sofa sinken. »Hat er hier geschlafen?«
    Claudie nickte.
    »Du musst es auf den Müll werfen«, schnaubte Kristen verächtlich.
    »Mach dich doch nicht lächerlich.«
    Einen Moment lang schlürften sie an ihrem heißen Tee und dachten über Daniels unmögliches Benehmen nach.
    »Also, warum hast du geweint?«, fragte Kristen.
    Claudie holte tief Luft. »Es war eigentlich was ganz Albernes«, sagte sie. »Aber ich hatte eine Spinne im Zimmer, und Daniel hat sie platt gehauen.«
    »Soll das heißen, du hast ihn in dein Schlafzimmer gelassen?«
    »Was hätte ich denn tun sollen? Du weißt doch, wie sehr ich mich vor Spinnen fürchte! Ich konnte es einfach nicht selbst.«
    »Und dann?«
    »Keine Ahnung. Ich war auf einmal völlig aufgelöst. Ich glaube, es war die Art und Weise, wie er sie totgehauen hat. Erst war sie noch lebendig und hat nichts Böses geahnt, und im nächsten Augenblick war sie tot.«
    »Aber sie hat bestimmt nicht gelitten, Claudie.«
    »Das hat Daniel auch gesagt.«
    »Und das hat dich umgehauen?«
    Claudie nickte. Sie hatte in den letzten Monaten so viel gegrübelt, dass sie manchmal das Gefühl hatte, ihr Kopf würde explodieren. Die Gedanken an Luke schienen sie regelrecht aufzufressen. An manchen Tagen war es so schlimm, dass sie wie gelähmt war und erst um drei Uhr nachmittags merkte, dass sie vor lauter Sinnieren

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