Unter deinem Stern
ins Ohr, und beide kicherten.
»George Clooney gefällt uns besonders gut!«, sagte Mary.
»In einem weißen T-Shirt.«
»Auf den fliegen doch alle Frauen«, meinte Claudie. »Ihr beide habt wirklich Geschmack.«
»Und«, flüsterte Lily, »ich fürchte, ich habe mich ein bisschen in Daniel verknallt.«
»Daniel?«, wiederholte Claudie.
»Trägt er keine Kleider?«, fragte Lily.
»Wie meinst du das?«
»Na ja, er war fast nackt – bis auf die Unterhose.«
»Wirklich?«, fragte Claudie überrascht.
»Sag bloß, das ist dir nicht aufgefallen!«
»Es ist mir wirklich nicht aufgefallen«, beteuerte Claudie. »Ich habe nur sein Gesicht angeschaut.«
»Wer’s glaubt, wird selig«, kicherte Lily.
»Elizabeth«, mahnte Mary. »Das war ziemlich unpassend.«
Plötzlich wirkte Lily ganz verlegen. »Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen, Claudie. Es ist nur – na ja – also, er ist wirklich umwerfend!«
Claudie schaute Lily an, die in ihrem Schmuckkästchen herumkramte. »Ist schon gut«, sagte sie. »Eigentlich ist es ein Kompliment, denn er sieht genauso aus wie Luke.«
16
Claudie hatte keine Ahnung, was sie geweckt hatte, nur eins wusste sie genau, als sie sich im Bett aufsetzte: Irgendetwas war in ihrem Zimmer. Es war nicht das Gefühl, beobachtet zu werden, das sie gehabt hatte, kurz bevor die Engel aufgetaucht waren, aber irgendetwas spürte sie.
»Lily?«, flüsterte sie in der Annahme, ihre kleine Freundin sei vielleicht noch einmal zurückgekommen, doch sie bekam keine Antwort.
Nachdem Daniel ins Zimmer gelugt hatte, waren die beiden Schwestern ziemlich schnell verschwunden, bevor die anderen anfingen, sie zu vermissen. Sie hatten irgendetwas von einem Auffrischungskurs erwähnt, an dem teilzunehmen sie verpflichtet seien.
Claudie setzte sich auf die Bettkante, tastete nach dem Lichtschalter und wartete, bis ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten.
Sie entdeckte sie im Spiegel. Dort, an der Wand, direkt über ihrem Bett, saß eine riesige Spinne. Es gab nicht viele Dinge, die Claudie aus dem Schlaf schrecken konnten, aber Spinnen gehörten definitiv dazu.
Wie zum Teufel gelangten diese Biester nur ins Haus? Sie hatte noch nie eine durchs Fenster hereinkrabbeln sehen, und durch die Haustür kamen sie garantiert auch nicht. Vielleicht war das die kleine Spinne, die ihr, als sie sich vor ihrem Gene-Kelly-Poster im Bad an einem Faden abgeseilt hatte, so einen Schrecken eingejagt hatte. Der arme Gene. Während der Szene, die Claudie veranstaltet hatte, war ihm sein Lächeln um keinen Millimeter verrutscht.
Claudie zog die Nase kraus, während sie das Monster mit den dicken, haarigen Beinen anstarrte. Sie hätte dem Vieh den Garaus machen sollen, als es noch klein war, anstatt zu warten, bis es sich zu einem solchen Ungetüm auswuchs.
Die Spinne klebte so reglos an der Wand, als gehörte sie dorthin, aber wäre Claudie nicht rechtzeitig aufgewacht, wäre sie zweifellos mitten auf ihrem Gesicht gelandet oder ihr womöglich ins Ohr gekrochen.
Sie schüttelte sich, um die Vorstellung zu verscheuchen. Sie musste etwas unternehmen, und es gab nur eine Möglichkeit.
»Daniel?«
Was blieb ihr anderes übrig? Das Ganze war ihr hochgradig peinlich, aber solange das haarige Biest über ihrem Bett an der Wand hockte, konnte sie sich unmöglich wieder hinlegen.
»Daniel?«, rief sie leise, während sie sich ihren Morgenmantel überzog und ins Wohnzimmer schlich.
»Schläfst du?«, fragte sie und verdrehte gleichzeitig die Augen über ihre dämliche Frage. Es war drei Uhr morgens, was sonst sollte er gerade tun?
»Daniel?«
Er grummelte etwas im Schlaf vor sich hin und murmelte dann: »Hayley?«
»Nein, ich bin’s, Claudie.«
»Claudie?«
»Ja. Ich hab ein Problem.«
Er setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare. »Was ist los?«, fragte er und schaute sie an.
»In meinem Schlafzimmer ist eine Spinne.«
Er lachte in sich hinein.
»Das ist nicht lustig. Es ist ein Riesenvieh, und solange die da ist, kann ich nicht schlafen.«
»Ich soll sie also wegmachen?«
»Ja, bitte!«
»Okay.« Daniel gähnte, schlug die Decke zurück, schwang seine unglaublich langen Beine vom Schlafsofa und saß plötzlich in nichts weiter als seinen dunkelblauen Boxershorts da.
Claudie hielt den Atem an. Das war es also gewesen, was Lily so aus dem Häuschen gebracht hatte. Als Daniel ihren Blick bemerkte, wandte sie sich hastig ab. Offenbar spürte er ihre Verlegenheit, denn er griff nach seinem
Weitere Kostenlose Bücher