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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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sagte ich. „Offen gestanden war dies einer der Gründe dafür, daß ich Sie für diesen Zweck gewählt habe.“ Ich betonte das Wort ein bißchen, damit es ihm ja nicht entging. „Dieser David Hall ist ein entfernter Verwandter, und ich dachte, ich könnte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Familie hat mich beauftragt, etwas für den Jungen zu tun.“
    Frane starrte mich an.
    „Natürlich weiß ich“, meinte ich, „daß Sie etwas knapp an Leuten sind. Wenn es Ihnen soviel ausmacht …“
    Wenn es dir soviel ausmacht, ließ ich ihn durch meinen Tonfall wissen, werde ich nicht darauf bestehen, daß du ihn beurlaubst. Andererseits bin ich der Mann, der dich in allen vierzehn Welten als Helden hinstellen wird, und wenn ich an meinen Berichten arbeite und das Gefühl habe, du hättest ihn beurlauben können, aber meine Bitte abgeschlagen …
    Er merkte sofort, wie der Hase lief.
    „Wer? Hall?“ sagte er. „Natürlich kann ich ihn entbehren.“ Er wandte sich an seinen Wachposten und bellte: „Melder! Holen Sie sofort Hall her – volles Marschgepäck, Waffen und Ausrüstung, abmarschbereit.“
    Sobald der Melder gegangen war, wandte sich Frane wieder an mich.
    „Es dauert fünf Minuten, bis er fertig ist und hier eintrifft.“
    Es waren dann aber doch eher zehn als fünf Minuten, aber ich wartete gern. Zwölf Minuten später waren wir, Dave und ich, mit unserem Führer unterwegs zum Hauptquartier.
     

6
     
    Natürlich hatte mich Dave noch nie zu Gesicht bekommen. Aber Eileen dürfte mich beschrieben haben, und es war zu erwarten, daß er meinen Namen im gleichen Augenblick erkannte, als ihn mir der Kommandant überantwortete. Trotzdem hatte er Grips genug, keine dummen Fragen zu stellen, bis wir im Hauptquartier angelangt und unseren Führer endlich losgeworden waren.
    Infolgedessen hatte ich die Gelegenheit, ihn meinerseits unterwegs zu beobachten. Zunächst machte er keinen besonderen Eindruck auf mich. Er war etwas kleiner als ich und sah bedeutend jünger aus, als er nach dem Altersunterschied zwischen uns beiden hätte aussehen sollen. Unter seinem milchweißen Haar hatte er ein Babygesicht, das sich wahrscheinlich auch mit dem Alter nicht wesentlich verändern würde. Das einzige, was er mit meiner Schwester gemein hatte, war eine Art angeborener Unschuld und Sanftheit – jene Unschuld und Sanftheit schwacher Charakter, die wissen, daß sie viel zu zart sind, um für ihre Rechte zu kämpfen und zu gewinnen, und die versuchen, durch Unterwürfigkeit und in Hoffnung auf die guten Absichten anderer das Beste daraus zu machen.
    Vielleicht war aber auch mein Urteil etwas zu hart ausgefallen. Denn ich selbst war auch nicht unbedingt eine Kämpfernatur. Ich hielt mich auch abseits und beobachtete meine Mitmenschen.
    Dennoch konnte mir Dave mit seiner Erscheinung und seinem Charakter kaum imponieren. Ich nehme auch nicht an, daß er eine Leuchte war. Seinerzeit, als Eileen ihn heiratete, war er nichts weiter als ein kleiner Programmierer. Er hatte nur eine Teilzeitarbeit, während Eileen voll arbeitete und im Verlauf dieser fünf Jahre versucht hatte, ihn durch den Lehrplan einer cassidanischen Universität für Schaltmechaniker zu schleusen. Nach etwa drei Jahren war er gerade durch eine Prüfung gefallen, und zu seinem Pech passierte das gerade zu einem Zeitpunkt, wo Cassida seine Rekruten einberief, um sie auf Neuerde bei der Kampagne gegen die Rebellen des Nordens einzusetzen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die Uniform anzuziehen.
    Jetzt würde man glauben, daß mich Eileen sofort um Hilfe gebeten hätte. Das war nicht der Fall – und daß sie sich nicht an mich gewandt hatte, verwunderte mich einigermaßen, nachdem ich davon erfuhr. Später hat sie mir erzählt, wie es dazu gekommen war, und das ging mir an die Nieren und ließ mein Herz und meine Seele erbeben und gab sie all den Stürmen von Wut und Verzweiflung preis. Doch das kam erst viel später. Der Umstand, durch den ich auf Dave gestoßen war und durch den ich erfahren hatte, wo er sich aufhielt, war der plötzliche und unerwartete Tod meines Onkels Mathias. Ich mußte also wegen der Erbschaft mit Eileen auf Cassida in Verbindung treten.
    Ihr bescheidenes Erbteil – Mathias hatte nämlich den Großteil seines Vermögens dem Enzyklopädieprojekt vermacht – war für sie nicht von Bedeutung, wenn es mir nicht gelingen sollte, für sie einen Privatvertrag mit einem auf der Erde beschäftigten Cassidaner zu schließen,

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