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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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mich barsch.
    „Wer hat Ihnen gesagt, daß ich befördert werde?“ bedrängte er mich. Nun schien es mir an der Zeit, ihn etwas aufzustacheln.
    „Ich weiß es nicht so genau, Oberleutnant“, sagte ich und schaute ihm in die Augen. Dann legte ich eine kurze Pause ein, damit er Zeit hatte zu verdauen, was ich gesagt hatte. „Und wenn ich’s wüßte, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Die Quellen eines Journalisten sind geheim – und in meiner Branche müssen sie auch geheim bleiben, genauso, wie das Militär seine Informationen geheimhalten muß.“
    Das brachte ihn endlich zur Vernunft. Ihm wurde auf einmal bewußt, daß ich nicht zu seiner Truppe gehörte und daß er mich nicht zwingen konnte, ihm etwas zu verraten, was ich ihm nicht verraten wollte. In meinem Fall war es wohl besser, Samthandschuhe anzulegen, als mir die eiserne Faust zu zeigen, sofern er etwas von mir erfahren wollte.
    „Ja“, sagte er, indem er sich redlich bemühte, ein verbindliches Lächeln hervorzuzaubern. „Ja, natürlich. Sie müssen mir verzeihen. Wir lagen hier gewaltig unter Beschuß.“
    „Das ist nicht zu übersehen“, versetzte ich mit Gefühl. „Bei so was kann man nicht einfach gelassen bleiben.“
    „Nein“, erwiderte er, indem er weiter versuchte, eine Art Lächeln aus dem Hut zu zaubern. „Können Sie mir also gar nichts sagen, was meine Beförderung betrifft?“
    „Ich fürchte, nein“, sagte ich. Unsere Blicke trafen und verstrickten sich.
    „Ich verstehe.“ Er wandte den Blick etwas beleidigt ab. „Also, was können wir für Sie tun, Sie Nachrichtenmensch?“
    „Sie könnten mir etwas über sich verraten“, erwiderte ich. „Vielleicht dürfte ich etwas über Sie und Ihren Werdegang erfahren.“
    Er drehte sich um und schaute mich unverwandt an.
    „Über mich?“ fragte er verblüfft.
    „Natürlich“, gab ich zurück. „Es war so eine Idee. Eine Story mit menschlichen Aspekten – diese Kampagne aus der Sicht eines erfahrenen Feldoffiziers. Sie wissen schon.“
    Und ob er wußte. Man konnte es buchstäblich riechen. Ich sah, wie seine Augen wieder aufleuchteten, und konnte fast sehen, wie die Gedanken in seinem Kopf arbeiteten. Wir waren an jenem Punkt angelangt, wo ein Mensch mit klarem Verstand noch einmal nachgehakt hätte: „Warum ausgerechnet ich für eine solche Story, warum nicht ein hochdekorierter Offizier von höherem Rang?“
    Aber Frane dachte nicht daran zu fragen. Er glaubte zu wissen, warum ausgerechnet er derjenige welcher sei. Seine eigenen begrabenen Hoffnungen hatten ihn dazu gebracht, zwei und zwei zusammenzuzählen und zu jenem Ergebnis gekommen, das er für vier hielt. Er war tatsächlich der Meinung, er sei tatsächlich für eine Beförderung vorgeschlagen – eine Beförderung wegen Tapferkeit vor dem Feind. Irgendwie, obwohl er eigentlich gar nicht genau wußte, warum, muß er sich eingebildet haben, daß ihm durch sein jüngstes Verhalten im Felde eine Sonderbeförderung zustand und daß ich gekommen war, um über einen solchen Vorfall zu berichten. Da ich nichts weiter war als ein Zivilist, dachte er bei sich, würde ich mir wahrscheinlich niemals träumen lassen, daß er selbst über eine bevorstehende Beförderung nicht im Bilde war, so daß ich gleich im ersten Augenblick mit der Neuigkeit herausrückte.
    Es war etwas abstoßend, auf welche Weise sich seine Stimme und Haltung veränderten, nachdem er all dies zu seiner Zufriedenheit ausgeknobelt hatte. Wie die meisten Menschen, die nur über untergeordnete Fähigkeiten verfügen, hatte er ein Leben lang nach Gründen und Ausflüchten gesucht, wonach er zwar außerordentliche Qualitäten aufzuweisen habe, aber durch mißliche Umstände und Vorurteile bis heute nicht zu seinem Recht gekommen sei.
    Dann tischte er mir all diese Gründe und Ausflüchte auf, während er bemüht war, mich über seine Person aufzuklären. Hätte ich ihn wirklich wegen einer Reportage interviewt, so hätte ich ihn mehr als einmal mit seinen eigenen Worten widerlegen und ihn von seiner Bedeutungslosigkeit überzeugen können. Diese Geschichte, die er mir erzählte, strotzte vor Selbstmitleid, war ein einziges Jammern und Klagen. Die fetten Pfründe waren als Söldner zu verdienen, doch diese Gelegenheiten wurden ihm entweder von den Quäkern oder von den Dorsai vor seiner Nase weggeschnappt. Frane hatte weder die Gabe noch die Überzeugung, um das harte Leben der Quäker zu meistern, auch nicht als Söldner. Und zum Dorsai mußte man einfach

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