Unter dem Banner von Dorsai
fast unauffällig. Dennoch blieb mein Blick an ihm haften.
Für eine Sekunde begegneten sich unsere Blicke. Er war nahe genug, so daß ich die Farbe seiner Augen erkennen konnte – das war es, was mich zurückhielt.
Denn seine Augen waren farblos, sie hatten überhaupt keine bestimmte Farbe. Sie waren jeweils grau, grün oder blau, je nachdem, wie Licht und Schatten in ihnen spielten. Graeme wandte den Blick wieder ab, fast noch im gleichen Moment. Doch ich war vom Blick dieser fremden Augen gefangen, überrascht und verlegen zugleich. Doch dieser einzige Augenblick des Zögerns genügte.
Als ich mich endlich von diesem tranceartigen Zustand befreit hatte und wieder nach dem Strahlenden Ausschau hielt, sah ich, daß ihn jemand von dem weißhaarigen Mann ablenkte. Es war ein Adjutant, der plötzlich aufgetaucht war und dessen Figur und Haltung mir merkwürdig bekannt vorkamen, der eindringlich auf den Ältesten der Quäkerwelten einredete.
Und während ich noch dastand und zuschaute, machte der Strahlende auf dem Absatz kehrt, folgte dem Adjutanten und verließ den Raum mit raschen Schritten durch eine Tür, von der ich wußte, daß sie in die Eingangshalle und von dort zu Galts Räumen führte. Er ging, und ich war nahe daran, meine Chance zu verpassen. Ich drehte mich rasch um, um die Treppe hinunterzueilen und ihm zu folgen, bevor er meinen Blicken entschwand.
Doch mein Weg war verstellt. Der Augenblick, wo ich Donal Graeme unverwandt angestarrt hatte, hatte mich aus dem Gleichgewicht gebracht. Denn als ich mich umdrehte, kam jemand die Treppe herauf und trat auf den Balkon. Es war Lisa Kent.
7
„Tam!“ sagte sie. „Warten Sie! Laufen Sie nicht davon!“
Das wäre auch kaum möglich gewesen, ohne sie über den Haufen zu rennen, weil sie die schmale Treppe blockierte. Ich blieb unentschlossen stehen und schaute zu der Tür hin, durch die der Strahlende und sein Adjutant bereits verschwunden waren. Und plötzlich wurde mir bewußt, daß ich bereits zu spät dran war. Die beiden waren flink auf den Beinen. Bis ich die Treppen hinuntereilen und mir einen Weg durch die Menge bahnen konnte, dürften sie bereits ihr Fahrzeug bestiegen haben und davongefahren sein. Vielleicht, wenn ich mich in jenem Augenblick gerührt hätte, als sich der Strahlende zum Gehen wandte – doch selbst wenn ich ihn noch erwischt hätte, wäre es verlorene Liebesmüh gewesen. Nicht Lisas Auftauchen, sondern mein eigenes Zögern, als ich in die merkwürdigen Augen von Donal Graeme blickte, ließ mich die Chance verpassen, die Unterschrift des Strahlenden für Daves Paß zu bekommen.
Mein Blick kehrte zu Lisa zurück. Merkwürdig, jetzt, wo wir uns wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, freute ich mich über die Begegnung, auch wenn die Furcht von vorhin immer noch in mir steckte, daß sie es irgendwie fertigbringen würde, mich kaltzustellen.
„Woher wußten Sie, daß ich hier bin?“ wollte ich wissen.
„Padma sagte mir, daß Sie versuchen, mir aus dem Weg zu gehen“, meinte sie. „Und dort unten wäre es wohl kaum möglich gewesen. Also mußten Sie woanders zu finden sein, wobei Ihnen außer diesen Logen keine Wahl übrigblieb. Ich habe Sie soeben an der Brüstung stehen und hinunterschauen sehen.“
Sie war vom schnellen Treppensteigen etwas außer Atem, und die Worte kamen hastig über ihre Lippen.
„Na schön“, sagte ich. „Sie haben mich gefunden. Was wollen Sie?“
Sie hatte sich mittlerweile etwas beruhigt, aber die Anstrengung färbte immer noch ihre Wangen. Sie sah sehr hübsch aus, das konnte ich nicht übersehen. Dennoch hatte ich immer noch Angst vor ihr.
„Tam!“ sagte sie. „Mark Torre möchte Sie sprechen!“
Meine Angst steigerte sich wie der Heulton einer Sirene, und ich erkannte im Augenblick die Gefahr, die von ihr ausging. Ihr Instinkt oder ihr Wissen schienen ihr die nötige Kraft zu verleihen. Jeder andere wäre nicht auf diese Weise mit der Tür ins Haus gefallen. Doch irgendeine instinktive Weisheit warnte sie vor der Gefahr, mir genügend Zeit zu lassen, um die Situation einzuschätzen und sie zu meinem Vorteil zu nutzen.
Ich aber konnte genauso direkt sein, wenn es sein mußte. Ich ging um sie herum, ohne etwas zu erwidern. Sie verstellte mir den Weg, so daß ich stehenbleiben mußte.
„Was ist los?“ fragte ich barsch.
„Das hat er mir nicht gesagt.“
Jetzt sah ich eine Möglichkeit, den Spieß umzukehren, und brach in lautes Gelächter aus. Sie starrte
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