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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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mich einen Augenblick an, dann errötete sie wieder, diesmal aber vor Zorn.
    „Tut mir leid.“ Ich hörte auf zu lachen, und insgeheim tat es mir wirklich leid. Obwohl ich gezwungen war, gegen sie anzukämpfen und sie abzuwehren, konnte ich sie viel zu gut leiden, um sie auf diese gemeine Art auszulachen. „Doch über was sonst könnten wir reden als über die alte Geschichte, daß ich mich zur Enzyklopädie bekennen soll? Wissen Sie noch? Ich war stets …“ – das Wort lag mir auf der Zunge und entschlüpfte mir auch sofort – „… auf Z ERSTÖRUNG ausgerichtet.“
    „Wir wollen nichts weiter als unsere Chancen wahrnehmen,“ versetzte sie hartnäckig. „Außerdem ist es nicht Padma, der bei der Enzyklopädie das Sagen hat. Es ist Mark Torre, und er wird langsam alt. Er weiß besser als jeder andere, wie gefährlich es ist, die Zügel aus der Hand zu legen, wenn keiner da ist, der sie wieder ergreift. In einem Jahr, ja sogar in sechs Monaten, könnte das Projekt scheitern oder von Außenstehenden zerstört werden. Glauben Sie vielleicht, daß Ihr Onkel der einzige Mann auf Erden war, der über die Erde und die Bevölkerung der Neuen Welten so dachte wie er?“
    Ich richtete mich auf, und ein Kältegefühl überflutete meinen Sinn. Sie hatte einen Fehler begangen, indem sie Mathias erwähnte. Auch mein Gesichtsausdruck muß sich gewandelt haben, weil ich merkte, wie sich ihre Miene veränderte, während sie mich anschaute.
    „Was haben Sie mir angetan?“ rief ich in plötzlich ausbrechendem Zorn. „Haben Sie mich beobachtet? Haben Sie mir Spione auf die Spur gesetzt?“ Ich trat vor, und sie wich instinktiv zurück. Ich packte sie am Arm und hielt sie fest. „Wieso haben Sie mich jetzt, ausgerechnet jetzt nach fünf Jahren aufgespürt? Woher wußten Sie, daß ich hier und heute anwesend sein würde?“
    Jetzt versuchte sie nicht mehr sich loszureißen und stand würdevoll da.
    „Lassen Sie mich los“, sagte sie sanft. Ich gehorchte und trat einen Schritt zurück. „Padma sagte mir, daß Sie hier sein würden. Er meinte, es sei meine letzte Chance – er hatte es ausgerechnet. Sie wissen noch, was er Ihnen über die Ontogenese erzählt hat.“
    Ich starrte sie eine Sekunde an, dann lachte ich brüsk los.
    „Nun lassen Sie aber mal die Kirche im Dorf!“ sagte ich. „Ich bin zwar bereit, eine Menge über die Exoten zu schlucken, aber Sie wollen mir doch nicht etwa weismachen, daß irgend jemand in der Lage ist vorauszuberechnen, wer sich zu welchem Zeitpunkt auf irgendeiner der vierzehn Welten aufhalten wird!“
    „Nicht irgendwer, sondern Sie!“ erwiderte sie böse. „Sie und einige, die so sind wie Sie – weil Sie ein Macher und nicht nur ein Schräubchen sind. Die Einflüsse, die auf einen Menschen einwirken, der durch das Schema fortbewegt wird, sind viel zu weitreichend und sehr kompliziert zu berechnen. Sie aber sind äußeren Einflüssen nicht gnadenlos preisgegeben. Sie haben die Wahl, haben die Möglichkeit, sich von dem Druck zu befreien, den Menschen und Ereignisse auf Sie ausüben. Padma hat Ihnen das schon vor fünf Jahren gesagt!“
    „Und aus all diesen Gründen bin ich demnach eher berechenbar. Machen Sie noch ein paar von diesen Scherzen.“
    „Oh, Tam!“ sagte sie verbittert. „Natürlich fällt es leichter. Dazu braucht man keine Ontogenese, das können Sie selbst fertigbringen. Sie haben jetzt fünf Jahre daran gearbeitet, die Mitgliedschaft in der Nachrichtengilde zu erringen. Glauben Sie, daß dies keinem aufgefallen ist?“
    Natürlich hatte sie recht. Es gab keinen Grund, um dies geheimzuhalten. Sie konnte es aus meinem Gesicht ablesen.
    „Nun gut“, fuhr sie fort. „Mittlerweile sind Sie ein gutes Stück vorangekommen. Was braucht man jetzt noch, um als Vollmitglied aufgenommen zu werden? Immer zur Stelle zu sein, wo die interessantesten Nachrichten zu erwarten sind, nicht wahr? Und was ist die interessanteste, wenn nicht gar die wichtigste Nachricht, das wichtigste Ereignis auf allen vierzehn Welten? Der Krieg zwischen dem Norden und dem Süden von Neuerde. Neuigkeiten und Nachrichten über Kriege sind stets dramatisch. Sie mußten also zusehen, daß man Sie mit diesem Auftrag betraut. Und Sie gehören zweifellos zu den Leuten, die so ziemlich alles erreichen, was sie sich in den Kopf gesetzt haben.“
    Ich schaute sie prüfend an. Alles, was sie sagte, hatte Hand und Fuß. Doch wenn dem so war, warum war mir dann nicht bereits früher aufgefallen, daß ich

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