Unter dem Banner von Dorsai
versuchte, mich daran zu hindern, aber ich hatte bereits versucht, mein Gewicht teilweise auf mein linkes Bein zu verlagern. Doch der Schmerz schoß wie ein Feuerstrahl durch mein Bein. Ich brach schweißgebadet zusammen.
„Wir müssen hier abhauen“, sagte der eine Soldat zum anderen. „Wir müssen hier raus, Akke. Beim nächsten Mal werden sie uns erwischen, oder die Panzer werden uns in den nächsten zwanzig Minuten überrollen.“
„Nein“, krächzte der Gruppenführer neben mir, den ich bereits für tot gehalten hatte. Doch dann sah ich, daß man ihm einen Druckverband angelegt hatte, der die Wunde geschlossen und die Blutung zum Stillstand gebracht hatte. Dennoch lag er im Sterben, ich konnte es aus seinen Augen lesen. Der Soldat ignorierte ihn.
„Hör zu, Akke“, meinte der Soldat, der eben gesprochen hatte. „Jetzt hast du das Kommando. Laß zum Aufbruch blasen!“
„Nein.“ Der Gruppenführer konnte nur noch flüstern, aber er blieb hart. „Der Befehl lautet … Stellung halten … unter allen Umständen …“
Der Mann, der Akke hieß, schien unsicher zu sein. Sein Gesicht war blaß, und er schielte nach dem Meldegerät. Der andere aber merkte, wie der Hase lief, und die Waffe, die über seinen Knien lag, reagierte wie zufällig. Ein Knall, dann ein kleines Geräusch im Meldegerät, und das Licht, das die Betriebsbereitschaft des Geräts anzeigte, erlosch.
„Ich habe zu befehlen“, sagte der Gruppenführer. Doch dann schoß der Schmerz in meinem Knie wieder hoch, und alles verschwamm vor meinen Augen. Als ich wieder einigermaßen klar sehen konnte, sah ich, daß Dave die Hose an meinem linken Bein bis zum Oberschenkel aufgerissen und soeben einen sauberen Druckverband über das Knie gelegt hatte.
„Alles in Ordnung, Tam“, sagte er. „Es war ein glatter Durchschuß. Alles bestens.“
Ich schaute mich um. Der Gruppenführer lehnte immer noch neben mir, das Seitengewehr halb im Anschlag. Aber er hatte ein kleines rundes Loch auf der Stirn und war tot. Von den beiden Soldaten keine Spur.
„Sie sind abgehauen, Tam“, sagte Dave. „Und wir müssen hier ebenfalls raus.“ Er zeigte den Hügel hinunter. „Die Quäker sind wahrscheinlich der Meinung, daß sich der Aufwand nicht lohnt. Sie sind abgezogen. Aber ihre Panzer rücken heran, und du kannst mit deinem Knie nicht schnell laufen. Versuch jetzt erst einmal aufzustehen.“
Ich versuchte es. Mir war, als würde mein Knie auf einer Messerspitze ruhen und die Hälfte meines Gewichts tragen. Aber ich stand. Dave half mir aus dem Unterstand. Und damit begann unser Rückzug über den hinteren Pfad, der vom Hügel hinab und von den Panzern wegführte.
Früher einmal waren mir diese Wälder wie Märchenwälder vorgekommen, wie Robin Hoods Wald, voller Geheimnisse, bunt und attraktiv zugleich. Jetzt aber, da ich durch diesen Wald humpelte oder besser hüpfte wie ein Grashüpfer, wobei ich das Gefühl hatte, daß mir glühende Nägel ins Knie getrieben wurden, begann sich dieses Bild zu wandeln. Er wurde in meiner Vorstellung mehr und mehr zu einem Hexenwald, der uns mit seinen düsteren Schatten einfangen und festhalten wollte, eine Gruft, in der uns die Panzer der Quäker aufstöbern und uns mit Laserstrahlen oder durch umsinkende Baumstämme vernichten würden, bevor wir auch nur die geringste Chance hatten zu erklären, wer wir eigentlich waren.
Ich hatte verzweifelt gehofft, daß wir irgendwo auf eine Lichtung stoßen würden, weil die Panzer, die uns auf den Fersen waren, eher den Wald als die Lichtung durchkämmten. Und draußen, im kniehohen Gras, wäre es selbst einem Panzerfahrer schwergefallen, mein Käppie zu erblicken und zu identifizieren, bevor er auf uns schoß.
Doch wir waren in eine Gegend geraten, wo es nur Bäume und keine Lichtungen gab. Außerdem hatte ich gemerkt, daß es zwischen diesen Baumstämmen in allen Richtungen gleich aussah. Die einzige Möglichkeit, nicht im Kreis herumzulaufen, sondern uns schnurstracks von den Panzern abzusetzen, die uns auf den Fersen waren, bestand darin, jene Richtung einzuschlagen, aus der wir gekommen waren und die in meinem Richtungsanzeiger programmiert war. Doch diese Marschroute führte kreuz und quer durch den Wald, unter dessen Bäumen ich damals Schutz gesucht hatte.
Diesmal aber kamen wir wegen meines Knies nur langsam voran, so daß uns selbst die relativ schwerfälligen Panzer allmählich einholen mußten. Die Explosion hatte mir gewaltig zugesetzt. Der ständige
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