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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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glatten, jungen Gesichtern mit unschuldigen Augen an. Der eine trug das Abzeichen eines Obergefreiten auf dem Kragenspiegel, der andere war nur ein einfacher Schütze. Beide waren noch unter zwanzig.
    „Wir haben keine Befehle, die besagen, von unserem Weg abzuweichen und in irgendein Feldlazarett zurückzukehren“, sagte der Obergefreite, indem er als Ranghöchster in beider Namen sprach. „Ich kann Sie nur zu einer Sammelstelle für Kriegsgefangene führen, wo man sich Ihrer zweifellos annehmen wird.“ Er trat einen Schritt zurück, die Waffe immer noch auf uns gerichtet. „Hilf dem anderen, Greten, seinen verwundeten Mitmenschen zu führen“, sagte er zu seinem Kameraden, wobei er wieder in seinen altertümlichen Dialekt verfiel. „Stütze ihn, und ich werde dich begleiten. Gib mir dein Gewehr.“
    Der andere gab ihm sein Gewehr, und ich, auf ihn und Dave gestützt, humpelte diesmal etwas bequemer weiter, obwohl mich der Schmerz immer noch peinigte. Schließlich erreichten wir eine Lichtung. Es war nicht eine dieser mit hohem Gras bewachsenen Lichtungen, sondern eine offene Stelle, die ein umgestürzter Riesenbaum unter den übrigen Bäumen freigepflügt hatte. Dort befanden sich etwa zwanzig niedergeschlagene Cassidaner, entwaffnet und von vier jugendlichen Quäkern bewacht, ähnlich jenen beiden, die uns gefangengenommen hatten.
    Dave und der junge Quäker ließen mich vorsichtig zu Boden gleiten und lehnten mich gegen den umgestürzten Baumstamm. Dann trieben sie Dave zu den übrigen uniformierten Cassidanern, die ebenfalls neben dem umgestürzten Baumstamm standen, die vier bewaffneten Quäker-Wachen vor sich. Ich rief, man solle Dave als Zivilisten bei mir lassen, indem ich auf seine weiße Armbinde und die fehlenden Rangabzeichen hinwies. Doch die sechs Leute in ihrer schwarzen Uniform ignorierten mich.
    „Wer ist der Ranghöchste hier?“ fragte der Obergefreite.
    „Ich bin der älteste“, erwiderte einer von den vier Wachmännern. „Aber dienstrangmäßig stehe ich unter dir.“
    Das stimmte. Doch der Mann war mindestens Mitte Zwanzig, also bedeutend älter als die anderen, und sein Tonfall verriet den erfahrenen Soldaten, der nicht lange fackelte.
    „Dieser Mann ist Berichterstatter“, sagte der Obergefreite und deutete auf mich. „Er behauptet, daß der andere unter seinem Schutz steht. Natürlich muß der Nachrichtenmann ärztlich versorgt werden. Und da wir ihn nicht zum nächsten Feldlazarett bringen können, solltest du den Fall höheren Orts melden.“
    „Wir haben kein Meldegerät“, sagte der andere. „Unsere Meldezentrale ist zweihundert Meter weiter.“
    „Greten und ich werden hierbleiben und uns der Wache zugesellen, während einer von euch zur Meldezentrale geht.“
    „Unsere Befehle“, meinte der andere störrisch, „sehen nicht vor, daß einer von uns aus einem solchen Grund seinen Posten verläßt.“
    „Dies hier dürfte ein Sonderfall sein.“
    „Ist aber nicht vorgesehen.“
    „Immerhin …“
    „Ich habe dir gesagt, daß die Befehle so etwas nicht vorsehen!“ fuhr ihn der andere an. „Wir können nichts tun, bevor nicht ein Offizier oder ein Gruppenführer hier eintrifft!“
    „Wird bald einer kommen?“ Der Obergefreite war durch die Vehemenz der Einwände des älteren erschüttert und bedachte mich mit einem unsicheren Blick. Und mir war, als hätte er bereits bereut, die Möglichkeit einer ärztlichen Hilfe für uns überhaupt erwähnt zu haben. Doch ich hatte den Mann anscheinend unterschätzt. Sein Gesicht war zwar bleich, doch er redete beschwörend auf den älteren ein.
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte der andere.
    „Dann werde ich zu eurer Meldezentrale gehen. Warte hier, Greten.“
    Damit schulterte er sein Gewehr und ging fort. Wir haben ihn nie wiedergesehen.
    Mittlerweile begannen der Zorn und das Adrenalin in meinem Körper, die mir geholfen hatten, die Schmerzen im Unterstand zu bekämpfen, die die Beine, die Kniescheibe, das Fleisch, die Nerven und die Knochen durchbohrten, zu verrauchen und zu schwinden. Ich spürte nicht mehr den immer wiederkehrenden, stechenden Schmerz, wenn ich versuchte, das Bein zu bewegen. Es war eher ein ständig anschwellender, stetiger Schmerz, der in den Oberschenkel ausstrahlte, und ich fühlte mich weniger benommen. Ich begann mich zu fragen, ob ich diesen Schmerz wohl aushalten konnte – und dann, plötzlich, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, so wie es einem ergeht, wenn er plötzlich erkennt, daß

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