Unter dem Banner von Dorsai
ausliefern, indem ich Ihnen exakte Beispiele nenne.“
„Wenn das so ist, dann geben Sie mir nicht viel in die Hand, über das ich schreiben könnte“, sagte ich. „Ich schlage vor, wir wechseln deshalb besser das Thema. Habe ich richtig verstanden, daß Sie behaupten, die Mitglieder der jetzigen Regierung könnten nur deshalb an der Macht bleiben, weil die Exoten Druck auf Santa Maria ausüben?“
„Es sind schlicht und einfach Beschwichtiger, Mr. Olyn. Die Regierung … nein, nein! Nennen wir sie die Grüne Front, denn nur das ist sie! Sie behauptet, das ganze Volk von Santa Maria zu repräsentieren. Sie … Kennen Sie unsere politische Situation hier?“
„Soweit ich weiß“, sagte ich, „hat Ihre Verfassung den Planeten ursprünglich in gleich große politische Bezirke aufgeteilt, und von jedem dieser Bezirke werden zwei Repräsentanten zu einer planetaren Regierung entsandt. Wenn ich richtig unterrichtet bin, behauptet Ihre Partei, aufgrund der gewachsenen Stadtbevölkerung sei es den ländlichen Bezirken möglich, die Städte zu kontrollieren, da eine Stadt wie Blauvain mit einer halben Million Einwohner nicht stärker vertreten ist als ein Bezirk, in dem nur drei- oder viertausend Menschen leben.“
„Genau, genau!“ O’Doyne rückte vor, und seine Stimme dröhnte mir vertraulich entgegen. „Wie immer in solchen historischen Etappen, ist eine Neuaufteilung dringend notwendig. Aber wird sich die Grüne Front durch eine Abstimmung selbst die Macht nehmen? Kaum! Nur eine entschlossene Bewegung, nur eine im Volk verwurzelte Revolution kann ihr die Regierungsgewalt nehmen und unsere eigene Partei, die den einfachen Menschen repräsentiert, dem niemand Beachtung schenkt, den entrechteten Städter, an die Macht bringen.“
„Glauben Sie, daß eine solche im Volk verwurzelte Revolution zum gegenwärtigen Zeitpunkt möglich ist?“ Ich schob den Lautstärkeregler meines Recorders nach unten.
„Vor Oriente hätte ich geantwortet … nein! Auch wenn ich es mir noch so gewünscht hätte … nein! Aber seit Oriente …“ Er hielt inne, lehnte sich triumphierend zurück und sah mich bedeutsam an.
„Seit Oriente?“ spornte ich ihn an, da ich mit bedeutsamen Blicken und bedeutsamem Schweigen allein nichts anfangen konnte. Aber O’Doyne zeigte die typische Vorsicht eines Politikers, sich nicht in eine Ecke drängen zu lassen.
„Nun, seit Oriente“, sagte er, „ist es offensichtlich geworden – offensichtlich für jedermann mit gesundem Menschenverstand –, daß Santa Maria seinen eigenen und unabhängigen Weg gehen muß. Daß wir diesen Weg ohne die parasitäre, kontrollierende Hand der Exoten beschreiten müssen. Und wo können diejenigen gefunden werden, die das mitgenommene Schiff unseres Planeten durch die stürmischen Prüfungen der Zukunft steuern können? In den Städten, Berichterstatter! In den Reihen jener von uns, die zeitlebens für die Interessen des einfachen Menschen gekämpft haben. In unserer Partei der Blauen Front!“
„Ich verstehe“, sagte ich. „Aber legt Ihre Verfassung nicht fest, daß zu einer Änderung der Anzahl der Bezirksrepräsentanten eine Wahl erforderlich ist? Und kann eine Wahl nicht nur von der Stimmenmehrheit der gegenwärtigen Repräsentanten ausgeschrieben werden? Und hat nicht die Grüne Front im Augenblick die Majorität, so daß sie kaum eine Wahl genehmigen wird, die den größten Teil ihrer Mitglieder auf die Oppositionsbänke zwingt?“
„Richtig!“ dröhnte er. „Das stimmt!“ Er rückte vor und zurück und starrte mich noch immer mit der gleichen deutlichen Andeutung von Bedeutsamkeit an.
„Dann“, sagte ich, „weiß ich nicht, wie die im Volk verwurzelte Revolution, von der Sie sprachen, möglich sein soll, Mr. O’Doyne.“
„Alles ist möglich!“ antwortete er. „Für den einfachen Menschen ist nichts unmöglich! Es liegt etwas in der Luft, und die Luft kommt in Bewegung. Wer kann das leugnen?“
Ich schaltete meinen Recorder ab.
„Nun“, sagte ich, „so kommen wir nicht weiter. Vielleicht können wir ohne Mitschnitt etwas freier reden?“
„Ohne Mittschnitt? Sicherlich! Natürlich … selbstverständlich!“ sagte er herzlich. „Ob Mitschnitt oder nicht, ich werde Ihnen genauso bereitwillig alle Fragen beantworten, Berichterstatter. Und wissen Sie, warum? Weil es für mich überhaupt keine Rolle spielt, ob Ihr Recorder ein- oder ausgeschaltet ist.“
„Also gut“, sagte ich. „Was ist mit den Dingen, die in der Luft
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