Unter dem Banner von Dorsai
fragte ich.
„Ich glaube“, seine Stimme dröhnte plötzlich auf, „es ist meine Pflicht, Sie etwas zu fragen … Sie im Namen der Blauen Front, im Namen meiner Partei, aufzufordern, mir Auskunft zu geben über alle Gerüchte, die Ihnen betreffs der Identität einer Welt zu Ohren gekommen sind – irgendeiner Welt –, die bereit wäre, einer tüchtigen und volksnahen Regierung hier auf Santa Maria zu Hilfe zu kommen. Hier auf dieser Welt sind wir ebenfalls Ihre Leser, Berichterstatter. Auch wir haben das Recht, Informationen von Ihnen zu verlangen. Haben Sie von einem Planeten gehört – aus sicherer Quelle oder gerüchteweise, wie auch immer –, der bereit ist, einer volkstümlichen Bewegung auf Santa Maria Unterstützung zu gewähren, damit wir die Knechtschaft durch die Exoten brechen und eine gleichwertige Vertretung unseres Volkes gewährleisten können?“
Ich sah zu ihm zurück. Ich ließ ihn ein oder zwei Sekunden lang warten.
„Nein“, sagte ich. „Nein, Mr. O’Doyne, das habe ich nicht.“
Er stand regungslos, als hätten ihn meine Worte in dieser Haltung eingefroren, ein wenig breitbeinig und mit vorgeschobenem Kinn, als wollte er mich herausfordern.
„Es tut mir leid“, sagte ich. „Auf Wiedersehen.“
Ich verließ die Hotelsuite. Ich glaube, er hat meinen Abschiedsgruß nicht einmal erwidert.
Ich suchte das Regierungsgebäude auf, und während des zwanzigminütigen Interviews mit Charles Perrini, dem Präsidenten der Regierung von Santa Maria, schnitt ich eine Reihe von liebenswürdigen Gemeinplätzen mit, die die Situation auf dieser Welt in bestem Licht darstellten. Dann kehrte ich über Neu Sankt Markus und Josefstadt zum Raumhafen und dem Linienschiff zurück, das zur Erde abflog.
Auf der Erde machte ich nur Zwischenstation und flog sofort weiter nach Harmonie und dem Sitz des Vereinigten Kirchenkonzils, das von den beiden Quäkerwelten Harmonie und Eintracht zusammen verwaltet wird. Fünf Tage verbrachte ich in der dortigen Stadt und stand mir in den Amtsräumen und Unteroffiziers-Wachstuben ihres sogenannten Büros für Öffentlichkeitsarbeit die Beine in den Bauch.
Am sechsten Tag zahlte sich eine Nachricht aus, die ich unmittelbar nach meiner Ankunft an Truppenkommandeur Wassel geschickt hatte. Man brachte mich zum eigentlichen Konzilsgebäude. Und nachdem ich nach Waffen durchsucht worden war – auf den Quäkerwelten gab es einige gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden sektiererischen Kirchengruppen, und offenbar machten sie keine Ausnahmen, nicht einmal für Berichterstatter –, gestattete man mir Zugang zu einem Büro mit niedriger Decke und kahlen Wänden. Und dort, im Zentrum des schwarz-weißen Musters der Bodenfliesen, umgeben von ein paar Stühlen mit geraden Rückenlehnen, stand ein schwerer Tisch, hinter dem ein ganz in Schwarz gekleideter Mann saß.
Das einzige Weiß an ihm waren sein Gesicht und seine Hände. Alles andere war bedeckt. Seine Schultern waren so eckig und breit wie ein Scheunentor, und die Augen in dem weißen Gesicht darüber waren so schwarz wie seine Kleidung und schienen mir entgegenzuglühen. Er erhob sich und kam um den Tisch herum, um mir die Hand zu reichen. Er war einen halben Kopf größer als ich.
„Gott sei mit Ihnen“, sagte er.
Wir schüttelten uns die Hände. An der dünnen Linie seines geraden Mundes klebte die Spur eines deutlichen Hauchs von Belustigung. Und der Blick seiner Augen schien mich wie mit den zwei Skalpellen eines Chirurgen zu sezieren. Er drückte mir die Hand, nicht fest, aber mit der Andeutung einer Kraft, die meine Finger wie in einem Schraubstock zerquetschen konnte, wenn er gewollt hätte.
Endlich stand ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber: dem Ältesten des Konzils der Ältesten, dem Oberhaupt der vereinigten Kirchen von Harmonie und Eintracht, jenem Mann, den man den Strahlenden nannte, dem Ersten unter den Quäkern.
19
„Sie kommen mit der besonderen Empfehlung von Truppenkommandeur Wassel“, sagte er, nachdem er mir die Hand geschüttelt hatte. „Für einen Berichterstatter ist das sehr ungewöhnlich.“ Es war eine Feststellung, kein Spott. Und ich folgte seiner Einladung – es war beinah eher ein Befehl als eine Einladung –, mich zu setzen, als er sich wieder abwandte und hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, über den hinweg er mich musterte.
Macht schlummerte in diesem Mann, die Hitze einer schwarzen Flamme. Wie die Hitze – das kam mir plötzlich in
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