Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
schreiben …“
    „Aber ich bitte Sie“, sagte ich, und jetzt war es an mir, ihn zu unterbrechen. Ich hob die Hand. Er ließ sich weitaus einfacher das Wort abschneiden, als ich erwartet hatte. „Das alles sind nur rein theoretische Überlegungen von mir. Ich glaube nicht, daß es irgendwelche Übereinstimmungen mit der tatsächlichen Situation gibt.“ Ich zögerte. „Der einzige offene Punkt bei der Darstellung dieser Lage – einer theoretischen Lage – ist das Problem der Durchführung. Wir wissen folgendes: Auch wenn die Blaue Front bei der letzten Wahl zahlenmäßig und von der Materialstärke her gesehen hundert zu eins überlegen war, so läßt sich das doch kaum mit der planetaren Streitmacht vergleichen, auf die die Regierung von Santa Maria zurückgreifen kann.“
    „Unsere Unterstützung … die Unterstützung der Volksmassen …“
    „Oh, natürlich“, sagte ich. „Doch trotzdem stellt sich das Problem, wie man in dieser Lage tatsächlich physisch wirksame Aktionen unternimmt. So etwas würde Waffen erfordern und Männer – ganz besonders Männer. Womit ich natürlich Soldaten meine, die entweder hier rekrutierte Truppen ausbilden oder selbst militärisch intervenieren …“
    „Mr. Olyn“, sagte O’Doyne. „Ich muß mich solchen Worten gegenüber verwahren. Ich muß sie verurteilen. Ich muß …“, er war aufgestanden, um im Raum umherzuwandern, und ich sah zu, wie er auf und ab ging, mit wehenden Armen, „ich muß es ablehnen, solchen Worten weiterhin zuzuhören.“
    „Verzeihen Sie“, sagte ich. „Wie ich bereits erwähnte, handelt es sich hierbei nur um eine hypothetische Gedankenspielerei. Aber der Punkt, auf den ich hinauswill …“
    „Der Punkt, auf den Sie hinauswollen, interessiert mich nicht, Berichterstatter!“ sagte O’Doyne, und mit finsterem Gesicht blieb er vor mir stehen. „Er interessiert niemanden bei uns in der Blauen Front.“
    „Selbstverständlich nicht“, sagte ich besänftigend. „Das weiß ich. Die ganze Sache ist natürlich völlig unmöglich.“
    „Unmöglich?“ O’Doyne versteifte sich. „Was ist unmöglich?“
    „Nun, diese ganze Sache mit dem Staatsstreich“, antwortete ich. „Es ist ganz offensichtlich. So etwas würde in jedem Fall Hilfe von außen erfordern – die Dienste militärisch ausgebildeter Männer zum Beispiel. Solche Soldaten müßten von einer anderen Welt zur Verfügung gestellt werden – und welche andere Welt wäre dazu bereit, einer obskuren oppositionellen politischen Partei auf Santa Maria wertvolle Truppenkontingente auszuleihen?“
    Ich ließ meine Stimme verklingen, lächelte schweigend und blickte ihn an, als rechnete ich mit einer Antwort auf meine letzte Frage. Und er saß mir gegenüber und erwiderte meinen Blick, als rechnete er damit, ich würde sie mir selbst beantworten. Es müssen gut zwanzig Sekunden gewesen sein, die wir uns in gegenseitigem und erwartungsvollem Schweigen anstarrten. Dann brach ich die Stille erneut und erhob mich, als ich wieder zu sprechen begann.
    „Offensichtlich keine“, sagte ich mit einer Andeutung von Bedauern in meiner Stimme. „Und deshalb muß ich zu dem Schluß kommen, daß es letzten Endes keine Anzeichen für einen in absehbarer Zeit hier auf Santa Maria erfolgenden Regierungswechsel gibt. Oder auch zu einem Wandel in den Beziehungen zu den Exoten. Nun“, ich streckte meine Hand aus, „ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich es bin, der dieses Interview beendet, Mr. O’Doyne. Aber wissen Sie, ich habe ganz die Zeit vergessen. In fünfzehn Minuten werde ich im Regierungsgebäude auf der anderen Seite der Stadt erwartet – zu einem Interview mit dem Präsidenten, um auch den Standpunkt der anderen Seite kennenzulernen. Und dann muß ich mich beeilen, um rechtzeitig zum Raumhafen zurückzukehren und an Bord des heute abend zur Erde abfliegenden Schiffes zu gehen.“
    Er erhob sich automatisch und schüttelte mir die Hand.
    „Keine Ursache“, antwortete er. Seine Stimme hob sich und dröhnte kurz auf, dann sank die Lautstärke wieder auf ein normales Maß. „Keine Ursache … es war mir ein Vergnügen, Sie mit der tatsächlichen Lage hier vertraut zu machen, Berichterstatter.“ Er ließ meine Hand los, beinah widerstrebend.
    „Also dann … auf Wiedersehen“, sagte ich.
    Ich wandte mich zum Gehen, und ich war auf halbem Wege zur Tür, als hinter mir erneut seine Stimme erscholl.
    „Berichterstatter Olyn …“
    Ich blieb stehen und drehte mich um.
    „Ja?“

Weitere Kostenlose Bücher