Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
Schreibtisch und blieb dahinter stehen. Er ließ die Hände sinken und hob ein Blatt Papier halb in die Höhe – es sah nach einem Brief aus –, das auf dem Tisch gelegen hatte. „Wie es der Zufall will, habe ich hier gerade ein Hilfeersuchen auf rein spekulativer Basis vorliegen, von einer Gruppe, die …“
    Er brach ab, legte das Blatt Papier zurück und hob den Kopf, um mich anzusehen.
    „Eine Gruppe wie die Bergbauarbeiter von Coby?“ fragte ich. „Aber es sind doch nicht tatsächlich die Bergbauarbeiter?“
    „Nein“, sagte er. „Die Bergbauarbeiter sind es nicht.“ Einen Augenblick blieb er schweigend und regungslos stehen, dann kam er wieder um den Schreibtisch herum und streckte mir die Hand entgegen. „Aber ich will Sie nicht länger aufhalten.“
    „Aufhalten?“ sagte ich.
    „Bin ich falsch unterrichtet?“ fragte der Strahlende. Sein Blick brannte sich in meine Augen. „Wie ich hörte, wollen Sie heute abend mit einem Linienschiff zur Erde fliegen. Soweit ich weiß, haben Sie die Passage bereits gebucht.“
    „Nun … ja“, sagte ich und verstand die Botschaft nun klar und deutlich, die in seinem Tonfall zum Ausdruck kam. „Das hätte ich beinahe ganz vergessen. Ja, ich fliege heute abend ab.“
    „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise“, sagte der Strahlende. „Ich freue mich, daß wir zu einer beiderseitig zufriedenstellenden Verständigung kommen konnten. Sie können in Zukunft auf uns zählen. Und wir nehmen uns andererseits die Freiheit, auch auf Sie zu zählen.“
    „Ich bitte Sie darum“, entgegnete ich. „Und je eher, desto besser.“
    „Vielleicht eher als Sie glauben“, sagte der Strahlende.
    Wir verabschiedeten uns, und ich verließ sein Büro, um in mein Hotel zurückzukehren. Dort stellte ich fest, daß meine Koffer bereits gepackt waren. Und – wie der Strahlende gesagt hatte – an Bord des Linienschiffes, das an jenem Abend zur Erde startete, war schon eine Passage für mich gebucht. Jamethon war nirgends zu sehen.
    Fünf Stunden später befand ich mich erneut zwischen den Sternen, und die Phasenverschiebungen markierten die Meilensteine auf meinem Rückweg zur Erde.
    Fünf Wochen später erhob sich auf Santa Maria die Blaue Front, die von den Quäkerwelten heimlich mit Waffen und Soldaten unterstützt worden war, zu einer kurzen, aber sehr blutigen Revolte, die die gewählte Regierung stürzte und die Führer der Blauen Front an die Macht brachte.
     

20
     
    Diesmal war nicht ich es, der um eine Unterredung mit Piers Leaf bat. Er bestellte mich zu sich. Als ich durch das Gildehaus schritt und dann die Liftkapsel betrat, die mich zu seinem Büro hinaufbrachte, wandten sich mir Köpfe zu unter jenen in Kutten gekleideten Gildemitgliedern, an denen ich vorbeikam: Denn in den letzten drei Jahren, in denen die Führer der Blauen Front ihre Macht gefestigt hatten, war für mich vieles anders geworden.
    Ich hatte mein qualvolles Erwachen durch das letzte Gespräch mit meiner Schwester erlebt. Und danach, auf dem Rückflug zur Erde, hatte ich meine erste Rachevision geträumt. Daraufhin hatte ich die beiden Schritte unternommen, die meine Vergeltung in Gang brachten, einen auf Santa Maria, den anderen auf Harmonie. Doch obwohl diese Dinge nun erledigt waren, hatte sich mein Innerstes nicht verändert. Denn solche Veränderungen brauchten Zeit.
    Es waren die letzten drei Jahre gewesen, die mich wirklich verändert hatten – die dazu geführt hatten, daß Piers Leaf nun mich um eine Unterredung bat, daß sich diese Köpfe unter den Baskenmützen mir zuwandten, wenn ich an ihnen vorbeischritt. Denn in diesen Jahren war die Kraft meines Einblicks – das Erfassen von bestimmten Dingen – voll erwacht, in einem gewaltigen Ausmaß.
    Und im Vergleich zu meiner jetzigen Befähigung schien mein Talent neu und schwach und noch latent gewesen zu sein in jenem Augenblick vor zwei Jahren, als ich dem Strahlenden die Hand geschüttelt und auf Wiedersehen gesagt hatte.
    Ich hatte meine Vision einer primitiven Rache geträumt: mit dem Schwert in der Hand auf dem Weg zu einem Duell im Regen. Dann hatte ich zum erstenmal die Intensität eines solchen Motivs verspürt – doch die Wirklichkeit, die ich nun erlebte, war noch weitaus intensiver, wirklicher und wichtiger als Essen oder Trinken oder Liebe – oder das Leben selbst.
    Es sind Narren, die glauben, Reichtum oder Frauen oder Schnaps – oder sogar Drogen – könnten die Seele eines Mannes mit genießender Befriedigung

Weitere Kostenlose Bücher