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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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kostbare Gewänder. Doch sie wissen auch dies: Wenn all diese Leute in den Schatten des Grabes eintreten, dann werden jene, die sich in Macht und Wohlstand gesuhlt haben, nicht einmal die Kraft besitzen, aufrecht und demütig vor jenen Toren aus Silber und aus Gold zu stehen, die wir singend durchschreiten – wir, die von unseren Leiden Gesalbten.“
    Durch die Breite des Stabswagens sah er mich mit seinem unbarmherzigen Löwenlächeln an.
    „Was können Sie aus alldem hier ersehen“, sagte er, „um diejenigen, die die Erleuchteten Gottes mieten, zu lehren, sie willkommen zu heißen und ihnen mit der angebrachten Demut gegenüberzutreten?“
    Er verspottete mich wieder. Aber ich hatte ihn während des ersten Besuchs in seinem Büro durchschaut, und ich sah den Weg aus subtilen Beeinflussungsmöglichkeiten deutlich vor mir, als wir uns unterhielten. Deshalb machte mir sein Spott immer weniger aus.
    „An dem Stolz oder der Demut auf beiden Seiten kann ich nicht viel ausrichten“, sagte ich. „Und das ist es außerdem auch nicht, was Sie brauchen. Solange sie gemietet werden, kann es Ihnen gleich sein, was die Auftraggeber von Ihren Truppen denken. Und sie werden auch weiterhin von Auftraggebern angemietet werden, vorausgesetzt, Sie können dafür sorgen, daß sie erträglich werden – nur erträglich, nicht unbedingt liebenswert.“
    „Halt hier an, Fahrer!“ unterbrach der Strahlende meine Antwort. Der Wagen bremste ab und blieb stehen.
    Wir befanden uns in einer kleinen Ortschaft. Ernste, schwarzgekleidete Menschen waren zwischen den Gebäuden aus Plastikblasen unterwegs – provisorische Unterkünfte, die auf anderen Welten schon längst durch bessere und attraktivere Bauten ersetzt worden wären.
    „Wo sind wir?“ fragte ich.
    „In einer unbedeutenden Stadt namens Eingedenk-des-Herrn“, antwortete er und ließ das Fenster an seiner Wagenseite herunter. „Und hier kommt jemand, den Sie kennen.“
    Tatsächlich kam eine schlanke Gestalt in der Uniform eines Truppenführers unserem Wagen entgegen. Sie trat heran, deutete eine Verbeugung an, und dann blickte uns das ruhige Gesicht von Jamethon Black entgegen.
    „Sir?“ sprach er den Strahlenden an.
    „Dieser Offizier“, erklärte mir der Strahlende, „schien einmal für einen hohen Rang in jenen unseren Streitkräften qualifiziert zu sein, die dem Willen Gottes dienen. Doch vor fünf Jahren erlag er der Schönheit einer Außenwelttochter, die ihn nicht erhörte. Und seit dieser Zeit scheint er allen Ehrgeiz verloren zu haben, es bei uns zu etwas zu bringen.“ Er wandte sich an Jamethon. „Truppenführer“, sagte er, „du hast diesen Mann zweimal gesehen. Einmal bei ihm zu Hause auf Alterde, vor fünf Jahren, als du seine Schwester gebeten hast, deine Frau zu werden. Und dann wieder letztes Jahr auf Neuerde, als er dich um einen Passierschein bat, um seinen Mitarbeiter angesichts der näher rückenden Fronten in Sicherheit zu bringen. Sag mir, was weißt du über ihn?“
    Jamethons Augen sahen ins Innere des Wagens und begegneten meinem Blick.
    „Nur, daß er seine Schwester liebte und ihr ein besseres Leben wünschte, als ich ihr möglicherweise bieten konnte“, sagte Jamethon, und seine Stimme war so ruhig und gelassen wie sein Gesichtsausdruck. „Und daß er um das Wohlergehen seines Schwagers besorgt war und ihn zu schützen versuchte.“ Er wandte sich zur Seite, um direkt in die Augen des Strahlenden blicken zu können. „Ich glaube, er ist ein ehrlicher und tugendhafter Mann, Ältester.“
    „Ich habe dich nicht danach gefragt, was du glaubst!“ schnappte der Strahlende.
    „Wie Sie wünschen“, gab Jamethon zurück und sah den älteren Mann noch immer ganz ruhig an. Ich spürte, wie Wut in mir emporstieg und so intensiv wurde, daß ich fürchtete, sie könnte aus mir herausbrechen, ungeachtet aller Konsequenzen.
    Es war Wut auf Jamethon. Denn er war nicht nur so unverfroren, mich dem Strahlenden als ehrlichen und tugendhaften Man zu empfehlen, sondern da war auch noch etwas anderes an ihm, etwas, das einer Ohrfeige gleichkam. Einen Augenblick lang konnte ich es nicht erfassen. Und dann begriff ich plötzlich. Er fürchtete sich nicht vor dem Strahlenden. Und ich hatte mich gefürchtet während jenes ersten Interviews.
    Obgleich ich ein Berichterstatter war, mit der Immunität der Gilde, die mich schützte. Und er nur ein Truppenführer, der seinem eigenen Oberbefehlshaber gegenüberstand, dem Kriegsherrn zweier Welten, von der

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