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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Jamethons nur die eine war. Wie war er dazu fähig …? Und dann fiel es mir ein, und vor Wut und Enttäuschung knirschte ich beinahe mit den Zähnen. Denn mit Jamethon war es nicht anders als mit dem Gruppenführer auf Neuerde, der mir keinen Passierschein hatte geben wollen, mit dem ich Dave in Sicherheit hätte bringen können. Jener Gruppenführer hätte ohne zu zögern dem Strahlenden gehorcht, der der Älteste war, aber keine Veranlassung gesehen, sich vor dem anderen Strahlenden zu verneigen, der nur der Mensch war.
    Auf die gleiche Weise hatte der Strahlende nun das Leben Jamethons in der Hand. Doch anders als bei mir hatte er in diesem Fall nur den geringerwertigeren und nicht den wichtigeren Teil des Lebens des vor ihm stehenden jungen Mannes in der Hand.
    „Dein Heimaturlaub hier ist beendet, Truppenführer“, sagte der Strahlende scharf. „Unterrichte deine Familie, damit deine Habe nach Konzilstadt geschickt wird, und steig dann zu uns ein. Ich ernenne dich hiermit bis auf weiteres zum Adjutanten und Assistenten dieses Berichterstatters. Und wir werden dich zum Kommandeur befördern, um diese Stellung mit einem angemessenen Rang zu versehen.“
    „Sir“, sagte Jamethon unbewegt und neigte kurz den Kopf. Er schritt zu dem Gebäude zurück, das er gerade verlassen hatte, und einige Augenblicke später kam er wieder heraus und stieg zu uns. Der Strahlende befahl dem Fahrer, den Wagen zu wenden, und so kehrten wir zur Stadt und seinem Büro zurück.
    Als wir dort anlangten, ließ mich der Strahlende mit Jamethon allein, damit ich mich mit der Situation der Quäker in und um Konzilstadt vertraut machen konnte. Folglich unternahmen wir beide, Jamethon und ich, einige Stadtrundfahrten. Sie dauerten aber nicht allzu lange, und ich kehrte früh in mein Hotel zurück.
    Es erforderte nur sehr wenig Einblick in die Situation, um zu wissen, daß Jamethon den Auftrag hatte, mich zu überwachen, während er die Funktion eines Adjutanten ausübte. Ich verlor jedoch kein Wort darüber, und Jamethon sprach überhaupt nicht. In den folgenden Tagen durchstreiften wir Konzilstadt und die umliegende Gegend, fast wie Touristen – wie zwei stumme Gespenster oder wie zwei Männer, die ein Gelübde abgelegt hatten, nicht miteinander zu sprechen. Es war das eigentümliche Schweigen eines gegenseitigen Einverständnisses darüber daß wir nicht über die Dinge sprachen, die es wert waren, von uns besprochen zu werden: über Eileen und Dave und alles andere. Sie hätten jede Diskussion nur mit solchem Schmerz erfüllt, daß das Gespräch selbst unerträglich geworden wäre.
    Während dieser Zeit wurde ich ab und zu ins Büro des Ältesten Strahlenden bestellt. Bei diesen Gelegenheiten traf ich nur mehr oder weniger kurz mit ihm zusammen, und er schnitt dabei kaum das Thema meines vorgegebenen Motivs an, warum ich für die Sache der Quäker eintrat und somit auf seiner Seite war. Es war, als wartete er darauf, daß irgend etwas geschah. Und schließlich begriff ich, worum es sich dabei handelte. Er hatte Jamethon dazu eingesetzt, mich zu überprüfen. Und währenddessen überprüfte er die interstellare politische Lage – eine Analyse, die ganz allein ihm, dem Ältesten der Quäkerwelten, oblag. Er suchte nach einer bestimmten Konstellation, dem richtigen Augenblick, in dem er diesen eigennützigen Berichterstatter, der angeboten hatte, den Ruf seiner Anhänger zu verbessern, am nutzbringendsten einsetzen konnte.
    Als mir das bewußt geworden war, war ich beruhigt. Nun sah ich, wie er Interview für Interview und Tag für Tag dem Kern der Sache näher kam, auf den ich ihn zudirigieren wollte. Der Kern, das war der Augenblick, in dem er mich um Rat bitten mochte, in dem er mich bitten mußte ihm zu sagen, was er mit mir anfangen sollte.
    Tag für Tag und Interview für Interview wurde er immer entspannter und aufgeschlossener meinen Worten gegenüber – und neugieriger.
    „Was ist es, Berichterstatter, worüber sie gerne lesen auf jenen anderen Welten?“ fragte er mich eines Tages. „Worüber erfahren sie eigentlich am liebsten etwas?“
    „Über Helden natürlich“, antwortete ich im gleichen Plauderton, in dem er gefragt hatte. „Darum geben die Dorsai so guten Stoff ab – und in gewissem Maß auch die Exoten.“
    Bei der Erwähnung der Exoten huschte ein absichtlicher oder unabsichtlicher Schatten über sein Gesicht.
    „Die Gottlosen“, murmelte er. Und das war alles. Rund einen Tag später schnitt er erneut das

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