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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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für Trans­port­fahr­zeu­ge an­kam, muß­te ich mich an­stel­len. Vor mir wur­de ge­ra­de ein Feld­kom­man­deur ab­ge­fer­tigt, der auf die Spe­zi­al­aus­rüs­tung für sei­nen Be­fehls­wa­gen war­te­te. Zu­nächst woll­te ich mich dar­über be­schwe­ren, daß man mich war­ten ließ, doch dann be­schloß ich, lie­ber den Mund zu hal­ten. Die­ser Mann dort war kein ge­wöhn­li­cher Fel­d­of­fi­zier.
    Es war ein schlan­ker, großer Mann mit schwar­zem, leicht ge­kräu­sel­tem Haar über ei­nem kno­chi­gen, aber of­fe­nen und lä­cheln­den Ge­sicht. Ich ha­be be­reits er­wähnt, daß ich für einen Erd­ge­bo­re­nen ziem­lich groß bin. Die­ser Of­fi­zier war aber so groß wie ein Dor­sai, und of­fen­sicht­lich war er auch ei­ner. Au­ßer­dem ver­füg­te er über die­se … die­se Qua­li­tät, für die es kei­nen Na­men gibt und die ein Ge­burts­recht die­ser Leu­te ist, ei­ne Qua­li­tät, die über blo­ße Kraft, Furcht­lo­sig­keit oder Mut hin­aus­ging und eher das Ge­gen­teil all die­ser sche­ma­ti­schen Qua­li­tä­ten dar­stell­te.
    Es ist die Ru­he und die Ge­las­sen­heit, über je­de Kri­tik, über die Zeit und selbst über das Le­ben er­ha­ben. Ich war auf dem Pla­ne­ten der Dor­sai ge­we­sen und hat­te die glei­che Ei­gen­schaft so­wohl bei halb­wüch­si­gen Jun­gen als auch bei Kin­dern fest­ge­stellt. Die­se Leu­te sind zwar sterb­lich – wie al­le Men­schen sterb­lich sind, die von ei­ner Frau ge­bo­ren wur­den –, doch kei­ner von ih­nen läßt sich er­obern, we­der als ein­zel­ner noch in der Grup­pe. Einen Dor­sai in sei­nem Cha­rak­ter zu er­fas­sen ist nicht nur un­denk­bar, es ist ir­gend­wie ein­fach – un­mög­lich.
    Dies al­les konn­te ich auch an die­sem Kom­man­deur ent­de­cken, ne­ben sei­ner mi­li­tä­ri­schen Ein­stel­lung. Doch er hat­te auch et­was Merk­wür­di­ges an sich, et­was Un­er­klär­li­ches, das nicht so recht zum Cha­rak­ter­bild ei­nes Dor­sai pas­sen woll­te.
    Er strahl­te ei­ne ge­wis­se son­ni­ge Kraft und Wär­me aus, die ich fast grei­fen konn­te, ob­wohl ich ei­ni­ge Me­ter weit von der Grup­pe von Of­fi­zie­ren ent­fernt stand, die sich um ihn ge­schart hat­ten wie jun­ge Ul­men im Wind­schat­ten ei­ner Ei­che. Von die­sem Dor­sai-Of­fi­zier schi­en ei­ne Le­bens­freu­de aus­zu­ge­hen, so strah­lend, daß sie in je­dem, der in sei­ner Nä­he stand, die glei­che Le­bens­freu­de er­weck­te, selbst in mir, der ich ab­seits stand und sich nicht leicht durch ei­ne sol­che Aus­strah­lung be­ein­flus­sen ließ.
    Es mag aber auch sein, daß ich durch Ei­leens Brief an die­sem Mor­gen be­son­ders sen­si­bi­li­siert war. Ja, das muß­te es wohl ge­we­sen sein.
    Da war aber noch et­was, das mein ge­schul­tes Au­ge so­fort er­blick­te, et­was, das mit Cha­rak­ter­qua­li­tä­ten nichts zu tun hat­te, näm­lich die Tat­sa­che, daß sei­ne Uni­form feld­blau und eng ge­schnit­ten war, ein Merk­mal nicht cas­si­da­ni­scher, son­dern exo­ti­scher Her­kunft. Die Exo­ten, die, reich und mäch­tig wie sie wa­ren, auf­grund ih­rer Phi­lo­so­phie kei­ne di­rek­te Ge­walt aus­üben moch­ten, hat­ten die bes­ten Söld­ner­trup­pen an­ge­heu­ert, die es un­ter den Ster­nen gab. Und das hieß, daß ein Groß­teil die­ser Trup­pen, zu­min­dest aber die Of­fi­zie­re, Dor­sai wa­ren. Was hat­te al­so die­ser Dor­sai-Kom­man­deur mit den schnell auf­ge­näh­ten Neu­er­de-Epau­let­ten auf sei­ner exo­ti­schen Uni­form hier zu su­chen, um­ge­ben von Stabs­of­fi­zie­ren von Neu­er­de und Cas­si­da?
    War er so­eben erst bei den an­ge­schla­ge­nen Streit­kräf­ten des Sü­dens von Neu­er­de ein­ge­trof­fen, so war es wirk­lich ein glück­li­cher Zu­fall, daß er ge­ra­de an je­nem Mor­gen auf­tauch­te, wo, wie ich wuß­te, ver­gan­ge­ne Nacht im Haupt­quar­tier der Quä­ker in Con­t­re­va­le ein be­stimm­ter Plan aus­ge­heckt wur­de.
    Aber war es wirk­lich Zu­fall? Es war kaum an­zu­neh­men, daß die Cas­si­da­ner von der tak­ti­schen Be­spre­chung der Quä­ker be­reits Wind be­kom­men hat­ten. Der Ge­heim­dienst von Neu­er­de war mit Leu­ten wie Ober­leut­nant Fra­ne recht dünn be­setzt.

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