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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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er­le­di­gen hat­te. Als sich die Tür des Kom­man­do­ge­bäu­des öff­ne­te, hob sich sei­ne dunkle Ge­stalt für einen Au­gen­blick vom hel­len Hin­ter­grund ab. Dann ver­schwand er und mit ihm das Licht, wäh­rend sich die Tür hin­ter ihm schloß. Ich star­te­te mei­nen Wa­gen, wen­de­te und ver­ließ die mi­li­tä­ri­sche Zo­ne.
    Als ich das Tor pas­sier­te, wur­de ge­ra­de die Wa­che ab­ge­löst. Die ab­ge­lös­ten Wach­leu­te aber, ein dunk­ler Hau­fen, im­mer noch be­waff­net, ab­sol­vier­ten ein be­son­de­res Ri­tu­al, das bei die­sen Leu­ten wohl gang und gä­be war.
    Sie stimm­ten ein Lied an, als ich an ih­nen vor­bei­fuhr, ein Lied, das sich eher wie Sprech­ge­sang an­hör­te. Ich ach­te­te zwar nicht auf den Text, doch die ers­ten drei Wor­te dran­gen den­noch an mein Ohr. „Frag nicht, Sol­dat …“ lau­te­ten sie, und spä­ter er­fuhr ich, daß es sich um ihr Kampf­lied han­del­te, ein Lied, daß sie stets san­gen, wenn es einen be­son­de­ren An­laß da­für gab, wenn die Stun­de es er­for­der­te.
    „Frag nicht, Sol­dat …“ klang es mir im­mer noch im Ohr, wäh­rend ich da­von­fuhr, Da­ves im­mer noch nicht be­stä­tig­ten Paß in der Ta­sche. Und wie­der ein­mal stieg die Wut in mir hoch, und ich schwor mir, daß Da­ve kei­nen Paß brau­chen wür­de. Ich wür­de nicht zu­las­sen, daß er wäh­rend der nächs­ten Ta­ge zwi­schen den Li­ni­en von mei­ner Sei­te wich. In mei­ner Ge­gen­wart aber wür­de er je­nen Schutz und je­ne Si­cher­heit be­kom­men, die er brauch­te.
     

9
     
    Es war halb sie­ben Uhr mor­gens, als ich die Hal­le mei­nes Ho­tels in Blau­vain be­trat. In mei­nen Ner­ven pri­ckel­te es, mei­ne Au­gen und mein Mund wa­ren tro­cken, weil ich seit vier­und­zwan­zig Stun­den kein Au­ge mehr zu­ge­tan hat­te. Der Tag, dem ich ent­ge­gensah, soll­te ein großer Tag wer­den, so daß ich kaum Aus­sicht hat­te, wäh­rend der nächs­ten vier­und­zwan­zig Stun­den ein Nicker­chen ma­chen zu kön­nen. Aber zwei bis drei schlaflo­se Ta­ge und Näch­te ge­hö­ren zum Be­rufs­ri­si­ko ei­nes Jour­na­lis­ten. Man muß stets auf dem Pos­ten sein, Au­gen und Oh­ren of­fen­hal­ten und ein­fach aus­har­ren, bis das er­war­te­te Er­eig­nis ein­trifft.
    Ich war zwar ge­spannt wie ein Bo­gen, doch soll­te die Nach­richt ein­tref­fen, wür­de ich schon Mit­tel und We­ge fin­den, um mich durch­zu­schla­gen. Dann war es end­lich so­weit, und die Nach­richt, die ich in der Re­zep­ti­on vor­fand, ver­trieb mir gründ­lich die Sehn­sucht nach Schlaf und ei­ni­gen Stun­den der Ent­span­nung.
    Es war ein Brief von Ei­leen. Ich trat bei­sei­te und riß den Um­schlag auf. Sie schrieb:
     
    Liebs­ter Tam
    Dein Brief, in dem du mir mit­teilst, daß du Da­ve aus dem Kampf­ge­biet her­aus­hal­ten und ihn als dei­nen As­sis­ten­ten an­stel­len willst, ist so­eben ein­ge­trof­fen. Ich bin so froh, daß ich es dir gar nicht sa­gen kann. Ich ha­be noch nie ge­hört, daß ei­ner wie du von der Er­de – gar ein Kan­di­dat für die Gil­de – so et­was für uns ge­tan hät­te.
    Wie kann ich dir nur dan­ken? Und wie könn­test du mir ver­zei­hen, daß ich dir fünf Jah­re lang nicht ge­schrie­ben und mich nicht um dich ge­küm­mert ha­be? Das sieht ei­ner Schwes­ter nicht ähn­lich. Aber all dies ge­sch­ah nur, weil ich wuß­te, wie nutz­los und wie hilf­los ich war. Seit un­se­rer Kind­heit hat­te ich stets den Ein­druck, daß du dich mei­net­we­gen ins­ge­heim ge­schämt und mich nie ganz ernst ge­nom­men hast.
    Als du mir sei­ner­zeit in der Bi­blio­thek klar­ge­macht hast, daß ei­ne Hei­rat mit Ja­me­thon Black ein Feh­ler sein wür­de, wuß­te ich be­reits, daß du nichts wei­ter als die Wahr­heit über mich ge­sagt hast – den­noch muß­te ich dich da­für has­sen. Da­mals kam es mir so vor, als wärst du wirk­lich stolz dar­auf, ver­hin­dert zu ha­ben, daß ich mit Ja­mie auf und da­von ging.
    Nun aber, da du ver­suchst, Da­ve zu ret­ten und zu schüt­zen, weiß % ich erst, wie falsch ich dich ein­ge­schätzt ha­be und wie leid es mir tut, daß ich so schlecht von dir ge­dacht ha­be. Du warst der ein­zi­ge, der mir nach dem Tod un­se­rer El­tern ge­blie­ben war, und ich ha­be dich

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