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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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an ihm fest­stel­len kön­nen. Er war das Pro­dukt sei­ner ei­ge­nen spar­ta­ni­schen Kul­tur, und ich hat­te ihm so­eben einen Tief­schlag ver­setzt.
    Denn das ist, wie Sie be­reits ge­se­hen ha­ben, mei­ne Art, mit Män­nern um­zu­ge­hen – und mit Frau­en. Tief im In­nern je­des in­tel­li­gen­ten Le­be­we­sens gibt es Din­ge, die zu groß, zu ge­heim oder zu ge­fähr­lich sind, um da­nach zu fra­gen: Glau­be, Lie­be, Haß, Angst oder Schuld­ge­füh­le. Ich muß­te le­dig­lich all die­se Din­ge ent­de­cken und dann mei­ne Ar­gu­men­te für die Ant­wort, die ich hö­ren woll­te, in ei­ner die­ser tie­fen Schich­ten der Psy­che ver­an­kern, da­mit der Be­tref­fen­de auch die­se ver­bor­ge­ne Stel­le in sei­ner See­le auf­su­chen konn­te, um die Rich­tig­keit mei­ner Ar­gu­men­te nach­zu­prü­fen.
    In Ja­me­thon Blacks Fall hat­te ich mei­ne An­gel so­wohl in je­nem Be­reich aus­ge­wor­fen, der zur Lie­be zu Ei­leen fä­hig war, als auch in je­nem See­len­be­reich al­ler stol­zen und hoch­mü­ti­gen Men­schen (Stolz und Hoch­mut war aber das Kern­stück der Re­li­gi­on die­ser Quä­ker), der ihn da­zu an­hielt, sei­ne lang­ge­heg­ten Res­sen­ti­ments zu über­win­den, was ei­ne frü­he­re und (so­weit er wuß­te) faire Nie­der­la­ge be­traf.
    Wenn er jetzt, nach­dem ich auf mei­ne Art zu ihm ge­spro­chen hat­te, den Paß für Da­ve ver­wei­ger­te, so be­deu­te­te dies, Da­ve be­wußt in den si­che­ren Tod zu schi­cken. Und wer konn­te glau­ben, daß dies sei­nen Idea­len ent­sprach, jetzt, wo ich Ja­me­thon je­ne emo­tio­nel­len Fä­den auf­ge­zeigt hat­te, die zu sei­nem Stolz und zu sei­ner ver­lo­re­nen Lie­be führ­ten?
    Ja­me­thon rutsch­te auf sei­nem Sitz hin und her.
    „Ge­ben Sie mir den Paß, Mr. Olyn“, sag­te er. „Ich will se­hen, was sich tun läßt.“
    Ich gab ihm den Paß, und er ver­ließ mich.
    Schon nach we­ni­gen Mi­nu­ten war er zu­rück. Dies­mal stieg er nicht ein, son­dern beug­te sich zur of­fe­nen Tür her­ein und reich­te mir den Paß.
    „Sie ha­ben mir nicht ge­sagt“, mein­te er mit sei­ner ru­hi­gen Stim­me, „daß Sie be­reits einen Paß be­an­tragt ha­ben und ab­ge­wie­sen wur­den.“
    Ich hielt den Atem an, den Paß in der Hand, und schau­te zu ihm auf.
    „Bei wem? Bei dem Mann dort drin­nen?“ sag­te ich. „Das ist doch nur ein Un­ter­of­fi­zier. Sie aber sind nicht nur Of­fi­zier, son­dern auch Ad­ju­tant.“
    „Trotz­dem“, sag­te er, „Ihr An­trag wur­de ab­ge­lehnt. Und ich bin nicht in der La­ge, ei­ne Ab­leh­nung rück­gän­gig zu ma­chen. Es tut mir leid. Wir kön­nen für Ih­ren Schwa­ger kei­nen Paß aus­stel­len.“
    Erst jetzt merk­te ich, daß der Paß, den er mir zu­rück­ge­ge­ben hat­te, nicht un­ter­schrie­ben war. Ich starr­te auf das Pa­pier, als woll­te ich ver­su­chen, es im Dun­keln zu le­sen und un­be­dingt ei­ne Un­ter­schrift dar­auf ent­de­cken, wo kei­ne vor­han­den war. Dann, schlag­ar­tig, stie­gen Zorn und Wut in mir hoch, de­rer ich nicht mehr Herr wer­den konn­te. Ich hob den Blick vom Pa­pier und schau­te durch den of­fe­nen Wa­gen­schlag zu Ja­me­thon Black auf.
    „So wol­len Sie sich al­so aus der Af­fä­re zie­hen!“ sag­te ich. „Das ist der Vor­wand, un­ter dem Sie Ei­leens Mann in den Tod schi­cken! Glau­ben Sie ja nicht, Black, daß ich Sie nicht durch­schaue!“
    Da er mit dem Rücken zum Licht stand und sein Ge­sicht in Schat­ten gehüllt war, konn­te ich sein Mie­nen­spiel nicht er­ken­nen. Den­noch konn­te ich ei­ne leich­te Re­ak­ti­on wahr­neh­men, einen Hauch von Trau­rig­keit, der mich streif­te. Und er ant­wor­te­te im ge­wohn­ten ru­hi­gen Ton­fall.
    „Sie se­hen nur den Men­schen, Mr. Olyn“, sag­te er, „nicht aber das Ge­fäß des Herrn. Mei­ne Pflicht ruft. Gu­ten Mor­gen.“
    Er ließ den Wa­gen­schlag ins Schloß fal­len, wand­te sich ab und ging quer über den Park­platz da­von. Ich saß da und schau­te ihm nach, in­ner­lich ko­chend, so­bald ich über die schein­hei­li­gen Wor­te nach­dach­te, die er mir ent­ge­gen­ge­schleu­dert hat­te und die ich als Ent­schul­di­gung ent­ge­gen­neh­men soll­te. Dann fiel mir aber ein, daß ich noch so man­ches zu

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