Unter dem Banner von Dorsai
geliebt, Tam. Doch mir war stets, als würdest du mich nicht mögen, ebensowenig wie Onkel Mathias.
Jetzt ist aber alles anders geworden, seitdem ich Dave kennenlernte und er mich heiratete. Irgendwann einmal mußt du nach Alban auf Cassida kommen und unsere Wohnung sehen. Wir waren froh, daß wir so eine große Wohnung bekommen haben. Es ist mein erstes richtiges Zuhause, und ich glaube, du wirst überrascht sein, wie schön wir es haben. Dave wird dir alles erzählen, wenn du ihn fragst – glaubst du nicht auch, daß es für jemanden wie mich wundervoll ist, geliebt und geheiratet zu werden? Er ist so nett und so anhänglich. Weißt du, er wollte unbedingt, daß ich dich über unsere Heirat benachrichtige, obwohl er wußte, wie ich damals dachte. Aber ich wollte es einfach nicht. Er hat immer recht, während ich meistens unrecht habe – wie du nur zu gut weißt, Tam.
Hab nochmals vielen Dank für alles, was du für Dave tust, alle meine guten Wünsche begleiten euch. Sag Dave, ich werde ihm auch schreiben, aber ich glaube, daß mein Feldpostbrief ihn nicht so schnell erreichen wird wie dieser Brief, den ich dir schreibe.
In Liebe
Eileen
Ich steckte den Brief wieder in den Umschlag, verstaute ihn in meiner Tasche und ging in mein Zimmer hinauf. Zunächst dachte ich daran, ihm den Brief zu zeigen, doch im Aufzug überfiel mich plötzlich eine Art Verlegenheit bei dem Gedanken an ihren überschwenglichen Dank und an die Art und Weise, wie sie sich selbst beschuldigte, nicht gerade die Beste aller Schwestern zu sein. Auch ich war nicht stets der Beste aller Brüder gewesen. Und was ich für Dave tun wollte, mochte ihr großartig erscheinen, war es in Wirklichkeit aber nicht. Es war kaum mehr als das, was ich für jeden Fremden getan hätte, ein Gefallen, der auf Gegenseitigkeit beruhte.
Auf irgendeine Weise hatte sie mich beschämt, dennoch tat es mir wohl, daß sie es mir gesagt hatte. Vielleicht konnten wir in Zukunft wie normale Menschen miteinander verkehren. Bei den Gefühlen, die sie und Dave füreinander hegten, durfte ich in absehbarer Zeit mit Neffen oder Nichten rechnen. Wer weiß – vielleicht würde ich schließlich selbst einmal heiraten (der Gedanke an Lisa kam mir auf unerklärliche Weise in den Sinn) und würde selbst Kinder haben. Am Ende würden dann auch wir überall in einem halben Dutzend Welten Verwandte haben, wie so manche anderen Familien auch.
Also widerlege Mathias, dachte ich bei mir, und Padma auch.
Auf diese absurde, aber angenehme Weise hing ich meinen Tagträumen nach, als ich an der Tür meiner Hotelsuite angekommen war und mir erneut die Frage stellte, ob ich Dave den Brief zeigen sollte. Doch dann beschloß ich, abzuwarten und erst auf den Brief zu warten, den Eileen an ihn geschrieben hatte. Ich stieß die Tür auf und trat ein.
Er war bereits auf, gestiefelt und gespornt. Er lächelte, als er mich erblickte, und ich war einen Augenblick lang verwirrt, bis ich dahinterkam, daß ich wahrscheinlich beim Eintreten gelächelt hatte.
„Ich habe Nachrichten von Eileen“, sagte ich. „Nur eine kleine Notiz, die besagt, daß für dich ein Brief unterwegs ist, es aber wahrscheinlich noch einen Tag dauern wird, bis ihn die Feldpost befördert und zustellt.“
Er war offensichtlich erfreut, und wir gingen zum Frühstück. Beim Essen wurde mein Kopf klarer, und sobald wir gefrühstückt hatten, brachen wir zum Hauptquartier der cassidanischen und einheimischen Truppen auf. Dave kümmerte sich um meine Ausrüstung, obwohl sie nicht besonders schwer oder sperrig war. Auf diese Weise hatte ich allerdings Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen.
Das Hauptquartier hatte mir einen militärischen Lufttransporter zugesagt. Als ich allerdings beim Depot
Weitere Kostenlose Bücher