Unter dem Banner von Dorsai
konnte. Kurz, die Quäker konnten im Schatten dieses Waldes einen Großangriff vorbereiten, ohne daß ich es auch nur ahnen konnte.
Nun war aber keine Zeit mehr zu verlieren. Ich verwünschte im stillen meine Müdigkeit und meinen Brummschädel, daß ich nicht gleich auf solche Gedanken gekommen war. Ich drehte in einem großen Bogen ab und hin zu einer Mulde mit einer befestigten Stellung der Cassidaner, aus der ein Kanonenrohr hervorragte, um dann zu parken. Hier im Freien war der Platz für das Moos viel zu sonnig, um zu gedeihen. Überall wuchs aber ein kniehohes einheimisches Gras und wiegte sich im leichten Wind wie die Oberfläche eines Sees.
Ich stieg aus und watete durch das Gras bis zu den Büschen, hinter denen sich die Stellung verbarg.
„Irgendwelche Anzeichen von Quäkern hier oder in den Wäldern?“ fragte ich den diensthabenden Gruppenführer.
„Nicht daß ich wüßte“, erwiderte er. Es war ein schlanker, hochgeschossener junger Mann, ein Milchbart, der zu früh den Kinderschuhen entwachsen war. Seine Uniformjacke war am Hals offen. „Unsere Patrouille ist unterwegs.“
„Hm“, meinte ich. „Ich will es etwas weiter vorn versuchen. Vielen Dank.“
Ich kehrte zu meinem Fahrzeug zurück und erhob mich wieder in die Lüfte, das heißt diesmal nur wenige Zentimeter über den Boden, und flog in Richtung Wald davon. Hier war es etwas kühler.
Ich streifte von einer Baumgruppe zur anderen. Bei der dritten Baumgruppe stießen wir auf eine Patrouille der Cassidaner. Die Männer lagen flach auf dem Boden und waren gut getarnt. Ich konnte keinen von ihnen ausmachen, bis ein Gruppenführer mit kantigem Gesicht, die Handwaffe im Anschlag und mit gesenktem Visier, direkt neben unserem Fahrzeug auftauchte.
„Was zum Teufel machen Sie denn hier?“ fragte er, indem er sein Visier lüftete.
„Ich bin Berichterstatter und habe die Erlaubnis, mich zwischen den Kampflinien zu bewegen. Wollen Sie meine Papiere sehen?“
„Sie wissen am besten, was Sie mit Ihrem Kram anfangen können“, meinte er. „Und selbst wenn ich es verbieten könnte, würden Sie’s wohl trotzdem tun. Dies hier ist kein Wochenend-Picknick im Grünen, und daran wird auch Ihre Anwesenheit nichts ändern. Wir haben schon genug Ärger mit den Leuten, die hier in einer Kampfzone wie nachgemachte Soldaten herumsteigen. Da macht ein Ausflügler mehr oder weniger nichts mehr aus.“
„Wieso?“ fragte ich unschuldig. „Haben Sie auch sonst noch Schwierigkeiten?“
„Wir haben seit dem Morgengrauen keinen Schwarzhelm mehr gesehen, das ist es!“ sagte er. „Ihre vorgeschobenen Stellungen sind leer – gestern waren alle noch besetzt. Man braucht nur eine Antenne auszufahren und die Ohren zu spitzen – und schon kann man schweres Geschütz hören, das irgendwo in einer Entfernung von kaum fünfzehn bis zwanzig Kilometer bewegt wird. Das ist es! Warum gehen Sie also nicht hinter die Linien zurück, Freund, damit wir uns nicht auch noch um Sie kümmern müssen?“
„Aus welcher Richtung haben Sie die Geräusche vernommen?“
Er zeigte nach vorn, in Richtung Quäker-Gebiet.
„Das ist dann unsere Richtung“, sagte ich, indem ich mich in meinem Sitz zurücklehnte und Miene machte, das Schiebedach zu schließen.
„Halt!“ rief er, bevor ich noch das Dach schließen konnte. „Wenn Sie unbedingt die feindlichen Linien überfliegen wollen, kann ich Sie natürlich nicht aufhalten. Ich muß Sie allerdings warnen, daß Sie dies auf eigene Gefahr tun. Das Gelände dort draußen liegt zwischen den Linien, und Sie laufen Gefahr, in die Schußlinie automatischer Waffen zu geraten.“
„Gut, gut. Sie haben Ihre Pflicht getan.“ Ich zog das Schiebedach energisch zu. Vielleicht war ich
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