Unter dem Banner von Dorsai
besonders empfindlich, weil ich nicht ausgeschlafen hatte, dennoch hatte ich das Gefühl, daß es mir dieser Mann besonders schwergemacht hatte. Ich sah noch sein grimmiges Gesicht, während ich mein Fahrzeug startete und davonflog.
Vielleicht hatte ich ihm aber auch Unrecht getan. Wir glitten zwischen den Bäumen dahin, und in wenigen Sekunden schon war er unseren Blicken entschwunden. Wir fuhren durch Wälder und überquerten leicht abschüssiges Gelände, ohne während der nächsten halben Stunde überhaupt etwas zu entdecken, und ich war der Meinung, daß wir kaum zwei oder drei Kilometer von dem Punkt entfernt sein konnten, wo der Scharführer das Geräusch von Waffen lokalisiert hatte, als es passierte.
Da war plötzlich ein Pfeifen und ein Schlag, der mir das Instrumentenbrett ins Gesicht schleuderte. Dann wurde ich bewußtlos.
Ich blinzelte und öffnete die Augen. Das runde Gesicht voller Sorge, beugte sich Dave über mich. Er war aus seinem Sicherheitsgurt geschlüpft und war damit beschäftigt, meinen Gurt zu lockern.
„Was ist los?“ murmelte ich. Er aber achtete nicht auf mich, nahm mir den Sicherheitsgurt ab und zog mich aus dem Fahrzeug.
Er wollte mich auf das Moos legen, doch bis wir endlich aus dem Fahrzeug draußen waren, war mein Kopf wieder klar. Anscheinend war ich eher benommen als bewußtlos gewesen. Doch als ich mich umdrehte und nach unserem Fahrzeug schaute, war ich dankbar, daß ich so billig davongekommen war.
Wir waren über eine Vibrationsmine hinweggeschwebt. Unser Luftfahrzeug war wie alle Fahrzeuge, die für den Feldeinsatz bestimmt sind, mit Sensoren ausgerüstet, die in verschiedenen Winkeln angeordnet waren. Und einer dieser Sensoren hatte die Mine gezündet, während wir noch einige Meter von ihr entfernt waren. Dennoch war die Nase des Fahrzeugs nur noch ein Trümmerhaufen, und das Instrumentenbrett war durch meine Stirn zerschmettert worden. Ein Wunder, daß meine Stirn noch heil war und nur eine gewaltige Beule aufzublühen begann.
„Mir geht es bestens – mir geht es bestens!“ sagte ich irritiert zu Dave. Dann begann ich auf unser Fahrzeug zu schimpfen, um mir etwas Luft zu machen.
„Was fangen wir jetzt an?“ fragte Dave, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte.
„Wir werden zu Fuß zu den Quäker-Linien marschieren. Sie liegen am nächsten“, grollte ich. Dabei fiel mir die Warnung des Gruppenführers wieder ein, und ich begann erneut vor mich hinzufluchen. Und weil ich irgendein Opfer brauchte, fuhr ich Dave an. „Wir sind immer noch hinter einer Story her, vergiß das nicht!“
Ich wandte mich ab und stakste in die Richtung, in der unser Fahrzeug geflogen war. Wahrscheinlich lagen im Gelände noch mehr Minen herum, doch wenn ich zu Fuß ging, würde mein Gewicht wohl kaum ausreichen, um sie zu zünden. Einen Augenblick später hatte mich Dave eingeholt, und wir wanderten schweigend Seite an Seite über den Moosteppich zwischen den gewaltigen Baumstämmen dahin, bis das Fahrzeug unseren Blicken entschwunden war.
Zu spät fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, meinen Armbandkompaß mit dem Peilgerät im Fahrzeug zu vergleichen. Jetzt schaute ich auf das Peilgerät an meinem Handgelenk. Nach der Anzeige mußten die Quäker-Linien direkt vor uns liegen. Wenn die Anzeige stimmte, war alles in Butter. Wenn nicht – so war eine Orientierung zwischen diesen gewaltigen Stämmen und auf diesem Moospolster so gut wie ausgeschlossen. Wären wir zu unserem Fahrzeug zurückgekehrt, um uns noch einmal zu vergewissern, so wären wir allerdings buchstäblich verloren gewesen.
Nun, da war im Augenblick nichts zu machen. Wichtig war, immer geradeaus durch die Dämmerung und die Stille des Waldes zu
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