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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Ver­let­zung hei­len konn­ten. Die Ärz­te teil­ten mir mit, das lie­ße sich nur mit ei­ner kom­pli­zier­ten Ope­ra­ti­on und der Ein­set­zung ei­nes ganz neu­en, voll­kom­men künst­li­chen Knies be­he­ben – und sie rie­ten mir da­von ab. Das na­tür­li­che Fleisch und Blut, so mein­ten sie, sei im­mer noch bes­ser als al­les an­de­re, was von Men­schen­hand kon­stru­iert wer­den konn­te, um es zu er­set­zen.
    Was mich be­trifft, so in­ter­es­sier­te mich das nicht son­der­lich. Sie hat­ten den Grup­pen­füh­rer, der das Massa­ker ver­übt hat­te, ge­fan­gen­ge­nom­men und vor Ge­richt ge­stellt. Und er war – wie er selbst pro­phe­zeit hat­te – von ei­nem Exe­ku­ti­ons­kom­man­do hin­ge­rich­tet wor­den, ge­mäß den Be­stim­mun­gen des Söld­ner­ko­de­xes, Ge­fan­ge­ne mit Re­spekt zu be­han­deln. Aber selbst das ver­schaff­te mir kei­ne Be­frie­di­gung.
    Denn – und er hat­te auch dies vor­her­ge­sagt – sei­ne Hin­rich­tung än­der­te nichts. Es stand nicht in mei­ner Macht oder der ir­gend­ei­nes an­de­ren Men­schen, die Ge­schich­te aus­zu­radie­ren, die er mit sei­ner Such­ge­schoß-Schleu­der auf das Pa­pier ge­schrie­ben hat­te, das Da­ve und die an­de­ren Ge­fan­ge­nen ge­we­sen wa­ren. Und da­mit hat­te er et­was in mir ver­än­dert.
    Ich war wie ei­ne Uhr, die trotz ei­ner ge­bro­che­nen Fe­der im In­nern im­mer wei­ter­lief, die man aber ras­seln und klap­pern hö­ren konn­te, wenn man sie na­he dem Ohr schüt­tel­te. Ir­gend et­was in mir war zer­bro­chen. Und nicht ein­mal das Lob, das ich vom In­ter­stel­la­ren Nach­rich­ten-Bü­ro er­hielt – und die Ge­wäh­rung ei­ner Voll­mit­glied­schaft in der Gil­de –, konn­ten die­sen De­fekt re­pa­rie­ren. Nun aber, da ich Voll­mit­glied war, küm­mer­ten sich das Ver­mö­gen und die Macht der Gil­de um mich, und sie be­werk­stel­lig­te et­was, zu dem nur sehr we­ni­ge pri­va­te Or­ga­ni­sa­tio­nen in der La­ge ge­we­sen wä­ren: Sie schick­te mich zur Be­hand­lung nach Kul­tis, der grö­ße­ren der bei­den Exo­ti­schen Wel­ten, zu den He­xen­meis­tern des men­ta­len Hei­lens.
    Auf Kul­tis an­ge­kom­men, lei­te­ten sie mich da­zu an, mich selbst zu hei­len – aber sie konn­ten mich nicht zu der Art und Wei­se zwin­gen, in der ich mich hei­len woll­te. Ers­tens, weil das nicht in ih­rer Macht stand (ob­wohl ich mir nicht si­cher bin, ob sie auch wirk­lich be­grif­fen, wie be­grenzt ih­re Mög­lich­kei­ten in mei­nem be­son­de­ren Fall wa­ren), und zwei­tens, weil ih­nen ein fun­da­men­ta­ler Be­stand­teil ih­rer Phi­lo­so­phie die Aus­übung von Zwang auf an­de­re Men­schen ver­bot, eben­so wie je­den Ver­such, den Wil­len ei­ner ein­zel­nen Per­son zu kon­trol­lie­ren. Sie konn­ten mich nur auf je­ne Stra­ße len­ken, von der sie wünsch­ten, daß ich sie be­trat.
    Und es war ein sehr kräf­ti­ger Mo­tor, den sie sich aus­ge­sucht hat­ten, um mir die­sen Stoß in die rich­ti­ge Rich­tung zu ge­ben. Es war Li­sa Kent.
    „… aber du bist kein Psych­ia­ter!“ brach­te ich er­staunt her­vor, als ich sie das ers­te­mal an je­nem Ort von Kul­tis er­blick­te, zu dem man mich ge­bracht hat­te: ei­nes die­ser in sich ge­schlos­se­nen und doch of­fe­nen Viel­zweck-Re­kon­va­les­zenz­zen­tren. Ich lag am Ran­de ei­nes Swim­ming­pools und gab vor, ein Son­nen­bad zu neh­men und mich zu ent­span­nen, als sie plötz­lich ne­ben mir auf­tauch­te. Und als Ant­wort auf mei­ne Fra­ge ent­geg­ne­te sie, Pad­ma ha­be vor­ge­schla­gen, ge­ra­de sie sol­le mir bei der Wie­der­her­stel­lung mei­nes emo­tio­na­len Gleich­ge­wichts hel­fen.
    „Wo­her willst du wis­sen, was ich bin?“ gab sie barsch zu­rück und zeig­te da­bei ganz und gar nicht die ru­hi­ge Selbst­be­herr­schung, die einen ge­bo­re­nen Exo­ten aus­zeich­ne­te. „Es ist nun fünf Jah­re her, seit ich dir zum ers­ten­mal in der En­zy­klo­pä­die be­geg­net bin, und schon da­mals hat­te ich ein lang­jäh­ri­ges Stu­di­um hin­ter mir!“
    Ich lag am Bo­den und zwin­ker­te dem über mich ge­beug­ten Ge­sicht ent­ge­gen. Und ganz lang­sam be­gann in mir wie­der et­was zum Le­ben zu er­wa­chen und

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