Unter dem Banner von Dorsai
Rinnsal aus Nässe mit den Fingern. Das Tropfen stammte von Daves Blut, vom unteren Teil seiner durchtränkten Jacke. Die Feuchtigkeit strömte auf den Boden hinab, wo der moosartige Bewuchs von dem Scharren sterbender Menschen abgescheuert worden war und nur nackte Erde hinterlassen hatte.
Ich suchte die neben mir liegenden Körper nach Mullbinden ab und bemühte mich dabei, den auf meinem Bein ruhenden Dave so wenig wie möglich zu bewegen. Ich fand drei Stück und versuchte, seine Blutungen damit zu stillen. Doch es war vergebens. Das Rot floß aus einem halben Dutzend Wunden aus ihm heraus. Und indem ich versuchte, ihm diese Bandagen anzulegen, bereitete ich ihm Schmerzen und brachte ihn so zum Teil wieder zu sich.
„Eileen?“ fragte er.
„Sie wird gleich hier sein“, antwortete ich erneut.
Und etwas später, als ich es aufgegeben hatte und nur still dasaß und ihn festhielt, fragte er wieder.
„Eileen?“
„Sie wird gleich hier sein.“
Doch als die Nacht angebrochen und der Mond hoch genug gestiegen war, um sein silbernes Licht durch die winzigen Fugen im dichten Blätterdach tropfen zu lassen, so daß ich sein Gesicht wieder erkennen konnte, war er tot.
14
Ich wurde kurz nach Sonnenaufgang gefunden, nicht von den Streitkräften der Quäker, sondern von cassidanischen Kommandoeinheiten. Kensie Graeme hatte sich im Südabschnitt seiner Kampffront zurückgezogen, bevor der Strahlende seinen wohldurchdachten Plan hatte ausführen können, an dieser Stelle einen Angriff durchzuführen, die dortigen cassidanischen Verteidigungslinien aufzureiben und die Reste in den Straßen von Hauptburg zu vernichten. Kensie aber hatte dies vorausgesehen und seine Einheiten vom südlichen Frontabschnitt abgezogen. Die so freigesetzten Artillerie- und Infanterieeinheiten hatte er in einem weiten Schwenker herumgeführt und damit die Linien des Nordabschnitts verstärkt, wo Dave und ich uns aufgehalten hatten.
Das Ergebnis war, daß sich seine Front nun um einen zentralen Punkt gedreht hatte, bei dem es sich ziemlich genau um die Fahrbereitschaft handelte, wo ich ihm zum erstenmal begegnet war. Am folgenden Morgen rückten die nun verstärkten Truppen des Nordabschnitts vor, schwenkten in südlicher Richtung herum, unterbrachen die Nachschublinien der Quäker und stießen in den Rücken jener Quäker-Einheiten, die überzeugt gewesen waren, den größten Teil der cassidanischen Streitkräfte eingeschlossen und in der Stadt aufgerieben zu haben.
Die Stadt Hauptburg, die den Fels hatte darstellen sollen, der die cassidanischen Truppen zermalmte, bildete statt dessen den Fels, der die Streitkräfte der Quäker selbst zerschmetterte. Die schwarzgekleideten Krieger kämpften mit der ihnen eigenen Wildheit und zeigten ihre unbekümmerte Tapferkeit selbst dann noch, als die Falle zuschnappte. Doch jetzt wurden sie von Kensies Schallkanonen im Westen der Stadt und seinen ausgeruhten, ihnen in den Rücken fallenden Truppen in die Zange genommen. Schließlich kapitulierte das Oberkommando der Quäker, um nicht noch weitere seiner wertvollen, zweibeinigen Kampfeinheiten einzubüßen, die seine Soldaten waren – und der Bürgerkrieg zwischen der Nord- und Südparzelle von Neuerde war zu Ende, gewonnen von den cassidanischen Streitkräften.
Aber das alles war mir ziemlich egal. Ich war ganz benommen von den Medikamenten, als man mich zur Überweisung in ein Krankenhaus nach Blauvain zurückbrachte. Die Wunde in meinem Knie hatte sich verschlimmert, da sie zu lange unbehandelt geblieben war. Ich kenne die Einzelheiten nicht, aber mein Bein blieb steif, obwohl sie die
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