Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
kah­len Wän­de und Mö­bel und Far­ben und For­men im In­nern … das al­les war so kon­stru­iert, daß es auf sub­ti­le Wei­se zu­sam­men­wirk­te, um mich zum Le­ben zu zwin­gen – nicht nur zum Le­ben, son­dern da­zu, ak­tiv zu le­ben, freu­dig und be­ja­hend. Es war nicht nur ein Zu­frie­den­heit in­iti­ie­ren­der Auf­ent­halts­ort – es war ein auf­re­gen­der Platz, ei­ne sti­mu­lie­ren­de Um­ge­bung, die mich völ­lig in An­spruch nahm.
    Und Li­sa war ein funk­tio­nel­ler Be­stand­teil da­von.
    Als ich mei­ne De­pres­sio­nen ab­streif­te, be­gann ich fol­gen­des fest­zu­stel­len: Nicht nur die Far­ben und For­men der Mö­bel und des Ge­bäu­de selbst än­der­ten sich mit je­dem Tag, son­dern auch Li­sas Wahl der Ge­sprächsthe­men, ihr Ton­fall, ihr La­chen und das al­les, um auch wei­ter­hin einen ma­xi­ma­len Druck auf mei­ne ei­ge­nen, sich ent­fal­ten­den und ver­än­dern­den Emp­fin­dun­gen aus­zuü­ben. Ich glau­be, nicht ein­mal Li­sa ver­stand, wie die ver­schie­de­nen Tei­le kom­bi­niert wer­den muß­ten, um die­sen Ge­stalt­ef­fekt her­vor­zu­ru­fen. Man hät­te ge­bür­ti­ger Exo­te da­zu sein müs­sen, um dies zu be­grei­fen. Aber sie ver­stand ih­re ei­ge­ne Rol­le dar­in – be­wußt oder un­be­wußt. Und sie spiel­te sie.
    Es war mir gleich. Als ich mich selbst heil­te, ver­lieb­te ich mich in sie, ganz au­to­ma­tisch und un­aus­weich­lich.
    Seit ich aus den en­gen Gren­zen des Hau­ses mei­nes On­kels aus­ge­bro­chen und mir über mei­ne ei­ge­nen Kräf­te von Kör­per und Geist klar­ge­wor­den war, hat­te ich nie Schwie­rig­kei­ten ge­habt, Frau­en für mich zu ge­win­nen. Das trifft ganz be­son­ders auf die hüb­schen un­ter ih­nen zu, die oft ein au­ßer­ge­wöhn­li­ches Ver­lan­gen nach Zu­nei­gung auf­wei­sen, das eben­so oft un­be­frie­digt bleibt. Aber bis auf Li­sa ha­ben all die­se Frau­en ih­re An­zie­hungs­kraft auf mich ver­lo­ren und sind, ob hübsch oder nicht, zu farb­lo­sen Schat­ten ge­wor­den. Es war, als fin­ge ich fort­wäh­rend Nach­ti­gal­len ein, die ich dann mit nach Hau­se nahm, nur um am nächs­ten Mor­gen fest­zu­stel­len, daß sie über Nacht zu ge­wöhn­li­chen Spat­zen ge­wor­den wa­ren und sich ihr me­lo­di­scher Ge­sang zu ei­nem mo­no­to­nen Zwit­schern re­du­ziert hat­te.
    Dann war der Zeit­punkt ge­kom­men, an dem ich fest­stell­te, daß es mei­ne ei­ge­ne Schuld war: Ich war es, der sie in Nach­ti­gal­len ver­wan­delt hat­te. Ir­gend­ei­ne Cha­rak­terei­gen­schaft, die sie zu­fäl­lig auf­wie­sen, ir­gend­ei­ne Ei­gen­tüm­lich­keit an ih­nen hat­te mich wie mit ei­ner Ra­ke­te über die Wol­ken ge­tra­gen. Mei­ne Phan­ta­sie war da­von­ge­se­gelt, und mei­ne Zun­ge mit ihr: Nur mit Wor­ten hat­te ich uns bei­de hin­aus­ge­tra­gen und zu ei­nem Ort aus strah­len­dem Licht und wür­zi­ger Luft und grü­nem Gras und plät­schern­dem Was­ser ge­bracht. Und dort hat­te ich uns ein Schloß aus Licht und Luft und Ver­spre­chun­gen und glän­zen­der Pracht ge­baut.
    Und im­mer wa­ren sie ganz be­geis­tert von die­sem Schloß. Glück­lich klet­ter­ten sie auf mei­ne Schwin­gen aus Phan­ta­sie, und ich war da­von über­zeugt, daß wir ge­mein­sam hin­aus­flo­gen. Spä­ter aber, am fol­gen­den Tag, wur­de mir die Tat­sa­che deut­lich, daß das Licht ver­blaßt und der Ge­sang ver­stummt wa­ren. Weil sie nicht wirk­lich an mein Schloß ge­glaubt hat­ten. Es war durch­aus in Ord­nung, von sol­chen Din­gen zu träu­men, aber nicht, sich vor­zu­stel­len, sie in ge­wöhn­li­chen Stein zu ver­wan­deln, in Holz und Glas und Zie­gel. Wenn mich die Wirk­lich­keit auf die­se Wei­se ein­hol­te, er­wies sich ein Schloß als Ver­rückt­heit, und ich schob die­se Vor­stel­lung zu­guns­ten ei­ner rea­le­ren Be­hau­sung bei­sei­te: ein Haus aus ge­gos­se­nem Be­ton viel­leicht, wie das Heim mei­nes On­kels Ma­thi­as. Mit prak­ti­schen Bild­schir­men an­stel­le von Fens­tern, mit ei­nem fla­chen, kos­ten­güns­ti­gen Dach statt her­aus­ra­gen­der Zin­nen, mit zum Schutz vor dem Wet­ter ver­glas­ten Ko­lon­na­den und nicht mit of­fe­nen Log­gi­en. Und des­halb trenn­ten wir

Weitere Kostenlose Bücher