Unter dem Banner von Dorsai
habe, immer dort zur Stelle zu sein, wo etwas passiert.“
Er setzte die Tasse ganz genau im Zentrum der Untertasse ab.
„Das ist auch der Grund, Tam“, sagte er gelassen, „warum Sie den Umhang jetzt auf Dauer tragen. Von unseren Mitgliedern erwarten wir bestimmte Dinge, wissen Sie.“
„Ja“, sagte ich. „Aber ich glaube, bei mir liegt die Sache etwas abseits des Üblichen … oh“, fügte ich hinzu, als sich seine Augenbrauen plötzlich hoben, „… ich will nicht behaupten, ich sei eine Art Hellseher. Ich glaube nur, ich habe zufällig das Talent für einen tieferen Einblick in das Entwicklungspotential von Situationen, als das bei anderen Mitgliedern der Fall ist.“
Seine Augenbrauen kamen wieder herunter. Er runzelte ein wenig die Stirn.
„Ich weiß“, sagte ich, „das hört sich ziemlich prahlerisch an. Aber nehmen wir einfach mal an, meine Behauptung trifft zu. Wäre ein solches Talent nicht von außerordentlichem Nutzen für den Rat und seine politischen Entscheidungen für die Gilde?“
Er sah mich scharf an.
„Vielleicht“, sagte er. „Wenn es zutrifft … und wenn es immer funktioniert … und wenn einige andere Voraussetzungen gegeben sind.“
„Aber wenn ich Sie in Hinsicht auf all diese ‚Wenns’ überzeugen könnte, würden Sie mich dann unterstützen, wenn das nächstemal ein Sitz im Rat frei wird?“
Er lachte.
„Möglicherweise“, sagte er. „Aber wie wollen Sie mir Ihr Talent beweisen?“
„Ich werde eine Vorhersage machen“, sagte ich. „Eine Vorhersage, die – wenn sie sich bewahrheitet – eine grundlegende politische Entscheidung des Rates erfordern wird.“
„In Ordnung“, sagte er. Er lächelte noch immer. „Dann prophezeien Sie.“
„Die Exoten“, sagte ich, „sind dabei, die Quäker auszulöschen.“
Das Lächeln verschwand. Einen Augenblick lang starrte er mich nur an.
„Was meinen Sie damit?“ fragte er scharf. „Die Exoten können es nicht darauf abgesehen haben, irgend jemanden auszulöschen. Es widerspricht nicht nur allen ihren formulierten Glaubensgrundsätzen … niemand kann zwei komplette Planeten voller Menschen auslöschen und eine ganze Lebensweise noch dazu. Was meinen Sie also mit ‚auslöschen’?“
„Genau das, an das auch Sie denken würden“, antwortete ich. „Zerschmettern Sie die Kultur der Quäker als funktionelle Theokratie, zerbrechen Sie das finanzielle Rückgrat beider Welten … und übrig bleiben nur zwei öde Planeten voller verhungernder Menschen, die entweder ihre Lebensweise ändern oder zu anderen Welten emigrieren müssen.“
Er starrte mich an. Eine ganze Zeitlang gab keiner von uns einen Ton von sich.
„Wie“, fragte er schließlich, „kommen Sie auf diese absurde Idee?“
„Es ist eine Ahnung“, sagte ich. „Mein Einblick in den Verlauf von Dingen. Plus die Tatsache, daß es ein Truppen-Kommandeur von Dorsai war, Kensie Graeme, der im letzten Augenblick an die cassidanischen Streitkräfte ausgeliehen wurde und die dortige Streitmacht der Quäker besiegte.“
„Nun“, sagte Piers, „das ist eine Sache, die in jedem Krieg passieren kann, überall, in jeder möglichen Schlacht.“
„Ganz so ist es nicht“, widersprach ich. „Kensies Entscheidung, zum Nordabschnitt der Quäkerfront herumzuschwenken und ihre Truppen im Rücken anzugreifen, wäre ganz und gar nicht von soviel Erfolg gekrönt gewesen, wenn der Älteste Strahlende nicht einen Tag zuvor das Kommando übernommen und seinen Quäkern befohlen hätte, am Südabschnitt von Kensies Stellungen anzugreifen. Wir haben es hier mit zwei gleichzeitig zusammentreffenden Ereignissen zu tun. Ein Kommandeur der Exoten erscheint auf der Bildfläche und
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