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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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kei­ne mensch­li­che Schwä­che mehr be­hin­der­te, die den Ge­brauch die­ses Blit­zes hät­te be­schrän­ken kön­nen. Zum ers­ten­mal sah ich Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten für ihn und die Macht des Zer­stö­rern . Mög­lich­kei­ten, ne­ben de­nen sich das, was Ma­thi­as ge­tan – oder auch, was ich bis­her al­les zu­stan­de ge­bracht hat­te – wie Kin­de­rei­en aus­mach­te.
    Ich trank und träum­te von Din­gen, die mög­lich wa­ren. Und nach ei­ner Wei­le schlief ich ein oder schal­te­te ein­fach ab, was auch im­mer. Und ich träum­te ei­ne sym­bo­li­sche Vi­si­on.
    Es war ein Traum, der sich oh­ne spür­ba­ren Über­gang an den Zu­stand des wa­chen Be­wußt­seins an­schloß. Plötz­lich war ich drü­ben … und drü­ben, das war ir­gend­wo am Hang ei­nes stei­ni­gen Hü­gels, zwi­schen den Ber­gen im Os­ten und dem Meer im Wes­ten, in ei­nem klei­nen Haus aus Stein, des­sen Fu­gen und Rit­zen mit Torf und Lehm ab­ge­dich­tet wa­ren. Ein klei­nes Haus mit nur ei­nem Raum, oh­ne Ka­min, aber mit ei­nem pri­mi­ti­ven Herd, an des­sen Sei­ten Mau­ern hoch­ge­zo­gen wa­ren und zu ei­ner Öff­nung im Dach führ­ten, durch die der Rauch ab­zie­hen konn­te. An der Wand ne­ben dem Herd, auf zwei höl­zer­nen Dü­beln, die in Fu­gen zwi­schen den Stei­nen hin­ein­ge­trie­ben wa­ren, hing mein ein­zi­ger, wert­vol­ler Be­sitz.
    Es war die Fa­mi­li­en­waf­fe, ein wah­rer und ech­ter Zweihän­der {2} , das Claid­he­amh m ō r, das „große Schwert“. Es war ge­ra­de und zwei­schnei­dig, über vier Fuß lang, und die brei­te Klin­ge ver­jüng­te sich nicht an der Spit­ze. Das Heft hat­te nur ei­ne ein­fa­che Griff-Stan­ge, de­ren Bü­gel nach un­ten ge­neigt wa­ren. Es war ein ech­tes, zweihän­di­ges Breit­schwert, und da es kein Fut­te­ral da­für gab, lag es sorg­fäl­tig in ein ein­ge­fet­te­tes Tuch gehüllt auf den Dü­beln.
    Doch zur Zeit mei­nes Traums hat­te ich es her­un­ter­ge­nom­men und aus­ge­wi­ckelt, denn da war ein Mann, den ich in drei Ta­gen tref­fen wür­de, et­wa einen hal­b­en Ta­ges­marsch ent­fernt. Zwei Ta­ge lang war der Him­mel klar, und die Son­ne glänz­te hell, aber kalt. Ich ging zum Strand hin­un­ter und schärf­te bei­de Schnei­den des lan­gen Schwer­tes mit ei­nem grau­en Stein, den ich im Sand ent­deck­te und der von den Wel­len des Mee­res ge­glät­tet war. Am Mor­gen des drit­ten Ta­ges war es be­deckt, und mit dem Mor­gen­grau­en be­gann es zu nie­seln. So wi­ckel­te ich das Schwert in einen Teil des vier­e­ckig ge­mus­ter­ten, wol­le­nen Über­wurfs, in den ich mich gehüllt hat­te, und mach­te mich auf den Weg, um mei­ne Ver­ab­re­dung wahr­zu­neh­men.
    Der Re­gen weh­te mir kalt und naß ins Ge­sicht, und die Böen wa­ren ei­sig, aber un­ter der di­cken, fast fet­ti­gen Wol­le des Über­wurfs blie­ben mein Schwert und ich tro­cken, und ei­ne hef­ti­ge, un­bän­di­ge Vor­freu­de stieg in mir em­por – ein wun­der­ba­res Ge­fühl, herr­li­cher als al­les, was ich bis zu die­sem Zeit­punkt je­mals emp­fun­den hat­te. Ich ge­noß es, so wie ein Wolf das hei­ße Blut in sei­nem Maul ge­nie­ßen muß­te, und es gab nichts, das sich da­mit ver­glei­chen ließ – denn end­lich rück­te die Stun­de mei­ner Ra­che nä­her.
    Und dann er­wach­te ich. Ich stell­te fest, daß die Fla­sche bei­nah leer war, und ich spür­te die Schwe­re und Träg­heit ei­nes Rauschs. Aber das Glücks­ge­fühl mei­nes Traums war noch im­mer in mir. So dreh­te ich mich auf dem So­fa um und schlief wie­der ein.
    Dies­mal träum­te ich nicht.
    Als ich er­wach­te, hat­te ich nicht die Spur ei­nes Ka­ters. Mein Kopf war kühl und klar und frei. Ich konn­te mich er­in­nern, als hät­te ich es erst ge­ra­de eben ge­träumt: an die un­ge­stü­me Freu­de, die ich emp­fun­den hat­te, als ich mit dem Schwert in der Hand zu mei­nem Tref­fen im Re­gen un­ter­wegs ge­we­sen war. Und plötz­lich sah ich mei­nen Weg ganz deut­lich vor mir.
    Ich hat­te die bei­den To­re ver­rie­gelt, durch die man noch Zu­gang zu mei­nem Ich ge­habt hat­te – das be­deu­te­te, ich hat­te mich der Lie­be ge­gen­über im­mun ge­macht. Und um die Lee­re wie­der aus­zu­fül­len, hat­te ich

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