Unter dem Banner von Dorsai
machen konnte. Folglich unternahmen wir beide, Jamethon und ich, einige Stadtrundfahrten. Sie dauerten aber nicht allzu lange, und ich kehrte früh in mein Hotel zurück.
Es erforderte nur sehr wenig Einblick in die Situation, um zu wissen, daß Jamethon den Auftrag hatte, mich zu überwachen, während er die Funktion eines Adjutanten ausübte. Ich verlor jedoch kein Wort darüber, und Jamethon sprach überhaupt nicht. In den folgenden Tagen durchstreiften wir Konzilstadt und die umliegende Gegend, fast wie Touristen – wie zwei stumme Gespenster oder wie zwei Männer, die ein Gelübde abgelegt hatten, nicht miteinander zu sprechen. Es war das eigentümliche Schweigen eines gegenseitigen Einverständnisses darüber daß wir nicht über die Dinge sprachen, die es wert waren, von uns besprochen zu werden: über Eileen und Dave und alles andere. Sie hätten jede Diskussion nur mit solchem Schmerz erfüllt, daß das Gespräch selbst unerträglich geworden wäre.
Während dieser Zeit wurde ich ab und zu ins Büro des Ältesten Strahlenden bestellt. Bei diesen Gelegenheiten traf ich nur mehr oder weniger kurz mit ihm zusammen, und er schnitt dabei kaum das Thema meines vorgegebenen Motivs an, warum ich für die Sache der Quäker eintrat und somit auf seiner Seite war. Es war, als wartete er darauf, daß irgend etwas geschah. Und schließlich begriff ich, worum es sich dabei handelte. Er hatte Jamethon dazu eingesetzt, mich zu überprüfen. Und währenddessen überprüfte er die interstellare politische Lage – eine Analyse, die ganz allein ihm, dem Ältesten der Quäkerwelten, oblag. Er suchte nach einer bestimmten Konstellation, dem richtigen Augenblick, in dem er diesen eigennützigen Berichterstatter, der angeboten hatte, den Ruf seiner Anhänger zu verbessern, am nutzbringendsten einsetzen konnte.
Als mir das bewußt geworden war, war ich beruhigt. Nun sah ich, wie er Interview für Interview und Tag für Tag dem Kern der Sache näher kam, auf den ich ihn zudirigieren wollte. Der Kern, das war der Augenblick, in dem er mich um Rat bitten mochte, in dem er mich bitten mußte ihm zu sagen, was er mit mir anfangen sollte.
Tag für Tag und Interview für Interview wurde er immer entspannter und aufgeschlossener meinen Worten gegenüber – und neugieriger.
„Was ist es, Berichterstatter, worüber sie gerne lesen auf jenen anderen Welten?“ fragte er mich eines Tages. „Worüber erfahren sie eigentlich am liebsten etwas?“
„Über Helden natürlich“, antwortete ich im gleichen Plauderton, in dem er gefragt hatte. „Darum geben die Dorsai so guten Stoff ab – und in gewissem Maß auch die Exoten.“
Bei der Erwähnung der Exoten huschte ein absichtlicher oder unabsichtlicher Schatten über sein Gesicht.
„Die Gottlosen“, murmelte er. Und das war alles. Rund einen Tag später schnitt er erneut das Thema Helden an.
„Wodurch werden Menschen in den Augen der Öffentlichkeit zu Helden?“ fragte er.
„Für gewöhnlich“, gab ich zurück, „durch den Sieg über einen älteren, bereits bekannten starken Mann, einen Schurken oder Helden.“ Er sah mich freundlich an, und ich ging ein Risiko ein. „Wenn Ihre Quäkertruppen es zum Beispiel mit einer gleich starken Streitmacht der Dorsai aufnähmen und sie besiegten …“
Die Freundlichkeit wurde ganz plötzlich von einem Ausdruck beiseite gewischt, den ich nie zuvor in seinem Gesicht gesehen hatte. Eine Sekunde lang starrte er mich nur wortlos an. Dann warf er mir einen Blick zu, der genauso heiß und versengend war wie flüssiger Basalt aus dem Schlund eines Vulkans.
„Wollen Sie mich zum Narren halten?“ schnappte er. Dann veränderte sich sein
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