Unter dem Banner von Dorsai
einer Außenwelttochter, die ihn nicht erhörte. Und seit dieser Zeit scheint er allen Ehrgeiz verloren zu haben, es bei uns zu etwas zu bringen.“ Er wandte sich an Jamethon. „Truppenführer“, sagte er, „du hast diesen Mann zweimal gesehen. Einmal bei ihm zu Hause auf Alterde, vor fünf Jahren, als du seine Schwester gebeten hast, deine Frau zu werden. Und dann wieder letztes Jahr auf Neuerde, als er dich um einen Passierschein bat, um seinen Mitarbeiter angesichts der näher rückenden Fronten in Sicherheit zu bringen. Sag mir, was weißt du über ihn?“
Jamethons Augen sahen ins Innere des Wagens und begegneten meinem Blick.
„Nur, daß er seine Schwester liebte und ihr ein besseres Leben wünschte, als ich ihr möglicherweise bieten konnte“, sagte Jamethon, und seine Stimme war so ruhig und gelassen wie sein Gesichtsausdruck. „Und daß er um das Wohlergehen seines Schwagers besorgt war und ihn zu schützen versuchte.“ Er wandte sich zur Seite, um direkt in die Augen des Strahlenden blicken zu können. „Ich glaube, er ist ein ehrlicher und tugendhafter Mann, Ältester.“
„Ich habe dich nicht danach gefragt, was du glaubst!“ schnappte der Strahlende.
„Wie Sie wünschen“, gab Jamethon zurück und sah den älteren Mann noch immer ganz ruhig an. Ich spürte, wie Wut in mir emporstieg und so intensiv wurde, daß ich fürchtete, sie könnte aus mir herausbrechen, ungeachtet aller Konsequenzen.
Es war Wut auf Jamethon. Denn er war nicht nur so unverfroren, mich dem Strahlenden als ehrlichen und tugendhaften Man zu empfehlen, sondern da war auch noch etwas anderes an ihm, etwas, das einer Ohrfeige gleichkam. Einen Augenblick lang konnte ich es nicht erfassen. Und dann begriff ich plötzlich. Er fürchtete sich nicht vor dem Strahlenden. Und ich hatte mich gefürchtet während jenes ersten Interviews.
Obgleich ich ein Berichterstatter war, mit der Immunität der Gilde, die mich schützte. Und er nur ein Truppenführer, der seinem eigenen Oberbefehlshaber gegenüberstand, dem Kriegsherrn zweier Welten, von der Jamethons nur die eine war. Wie war er dazu fähig …? Und dann fiel es mir ein, und vor Wut und Enttäuschung knirschte ich beinahe mit den Zähnen. Denn mit Jamethon war es nicht anders als mit dem Gruppenführer auf Neuerde, der mir keinen Passierschein hatte geben wollen, mit dem ich Dave in Sicherheit hätte bringen können. Jener Gruppenführer hätte ohne zu zögern dem Strahlenden gehorcht, der der Älteste war, aber keine Veranlassung gesehen, sich vor dem anderen Strahlenden zu verneigen, der nur der Mensch war.
Auf die gleiche Weise hatte der Strahlende nun das Leben Jamethons in der Hand. Doch anders als bei mir hatte er in diesem Fall nur den geringerwertigeren und nicht den wichtigeren Teil des Lebens des vor ihm stehenden jungen Mannes in der Hand.
„Dein Heimaturlaub hier ist beendet, Truppenführer“, sagte der Strahlende scharf. „Unterrichte deine Familie, damit deine Habe nach Konzilstadt geschickt wird, und steig dann zu uns ein. Ich ernenne dich hiermit bis auf weiteres zum Adjutanten und Assistenten dieses Berichterstatters. Und wir werden dich zum Kommandeur befördern, um diese Stellung mit einem angemessenen Rang zu versehen.“
„Sir“, sagte Jamethon unbewegt und neigte kurz den Kopf. Er schritt zu dem Gebäude zurück, das er gerade verlassen hatte, und einige Augenblicke später kam er wieder heraus und stieg zu uns. Der Strahlende befahl dem Fahrer, den Wagen zu wenden, und so kehrten wir zur Stadt und seinem Büro zurück.
Als wir dort anlangten, ließ mich der Strahlende mit Jamethon allein, damit ich mich mit der Situation der Quäker in und um Konzilstadt vertraut
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