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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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ab­ge­streift. Ich lieb­te ihn nicht da­für, aber Ma­thi­as hat­te mich ganz ge­nau so ge­se­hen wie ich war. Und sein Ver­mächt­nis be­ein­fluß­te mich noch aus sei­nem Gra­be: Ich ver­schaff­te sei­nem An­ti­g­lau­ben Gel­tung, aber mit ei­ner Kraft und ei­nem Nach­druck, den er nie für mög­lich ge­hal­ten hät­te.
    Doch jetzt, als ich Piers Leafs Bü­ro er­reich­te, dräng­te ich die­se Ge­dan­ken bei­sei­te. Er stand in der Tür und er­war­te­te mich, denn von wei­ter un­ten hat­ten sie ihm be­stimmt mit­ge­teilt, daß ich auf dem Weg hier­her war. Er drück­te mir fest die Hand und hielt sie fest, um mich ins In­ne­re sei­nes Bü­ros zu zie­hen und schloß hin­ter uns die Tür. Wir setz­ten uns nicht an sei­nen Schreib­tisch, son­dern je­weils auf die Sei­te ei­nes über­aus wei­chen So­fas und einen ganz mit tie­fen Pols­tern über­zo­ge­nen Ses­sel. Und mit Hän­den, die durch ei­ne plötz­li­che Al­te­rung schmal und fal­tig ge­wor­den wa­ren, schenk­te er uns zwei Drinks ein.
    „Ha­ben Sie ge­hört, Tam?“ be­gann er oh­ne Ein­lei­tung. „Mor­gan Chu Thomp­son ist tot.“
    „Ich weiß“, sag­te ich. „Und da­mit ist nun ein Sitz im Rat frei.“
    „Ja.“ Er trank einen klei­nen Schluck aus sei­nem Glas und setz­te es dann wie­der ab. Mü­de strich er sich mit der Hand übers Ge­sicht. „Mor­gan war ein al­ter Freund von mir.“
    „Ich ver­ste­he“, sag­te ich, ob­wohl ich über­haupt nichts für ihn emp­fand. „Es muß Sie schwer ge­trof­fen ha­ben.“
    „Er war ge­nau­so alt wie ich …“ Er brach ab und lä­chel­te mir ein we­nig blaß zu. „Ich ver­mu­te, Sie rech­nen da­mit, daß ich Sie da­bei un­ter­stüt­ze, den frei­ge­wor­de­nen Sitz zu er­lan­gen?“
    „Ich glau­be“, ant­wor­te­te ich, „die an­de­ren Gil­de­mit­glie­der könn­ten es für ein we­nig selt­sam hal­ten, wenn es nicht so wä­re – wenn man be­denkt, wie die Din­ge seit ei­ni­ger Zeit bei mir ge­lau­fen sind.“
    Er nick­te. Doch gleich­zei­tig schi­en er mich kaum zu ver­ste­hen. Er nahm sein Glas auf und nipp­te er­neut dar­an, gleich­gül­tig; dann setz­te er es wie­der ab.
    „Vor fast drei Jah­ren“, sag­te er, „ka­men Sie mit ei­ner Pro­phe­zei­ung zu mir. Er­in­nern Sie sich dar­an?“
    Ich lä­chel­te.
    „Ich neh­me an, Sie wer­den es kaum ver­ges­sen ha­ben“, mein­te er. „Nun, Tam …“ Er hielt in­ne und seufz­te tief. Er schi­en Schwie­rig­kei­ten zu ha­ben, sich auf das zu kon­zen­trie­ren, was er sa­gen woll­te. Aber ich war in­zwi­schen ein al­ter und er­fah­re­ner Ve­teran, wenn es dar­um ging, mich in Ge­duld zu üben. Ich war­te­te. „Wir hat­ten Zeit ge­nug, um zu se­hen, wie sich die Din­ge ent­wi­ckel­ten. Und mir scheint, Sie hat­ten recht – und doch un­recht.“
    „Un­recht?“ wie­der­hol­te ich.
    „Nun, ja“, sag­te er. „Es war Ih­re Theo­rie, die Exo­ten hät­ten die Ab­sicht, die Kul­tur der Quä­ker auf Har­mo­nie und Ein­tracht zu zer­stö­ren. Doch se­hen Sie nur, wel­chen Ver­lauf die Din­ge seit da­mals ge­nom­men ha­ben.“
    „Ja?“ sag­te ich. „Wel­chen denn – zum Bei­spiel?“
    „Nun“, mein­te er, „seit rund ei­ner Ge­ne­ra­ti­on ist es für je­der­mann er­sicht­lich, daß die Quä­ker mit ih­rem Fa­na­tis­mus – Aus­brü­che sinn­lo­ser Ge­walt wie das Massa­ker, das Ih­rem Schwa­ger vor drei Jah­ren auf Neu­er­de das Le­ben kos­te­te – die öf­fent­li­che Mei­nung der zwölf an­de­ren Wel­ten zu ih­ren Un­guns­ten be­ein­flus­sen.
    Bis hin zu dem Punkt, an dem sie kei­ne Chan­ce mehr ha­ben, ih­re jun­gen Män­ner als Söld­ner nach Au­ßen­welt zu ver­mie­ten. Und je­der, der nicht auf bei­den Au­gen blind ist, konn­te er­ken­nen, daß die Quä­ker selbst da­für ver­ant­wort­lich sind, ganz al­lein durch ih­re Le­bens­art. Den Exo­ten kann man nicht die Schuld da­für ge­ben.“
    „Ja“, sag­te ich. „Das stimmt ver­mut­lich.“
    „Selbst­ver­ständ­lich.“ Er nipp­te er­neut an sei­nem Drink, et­was le­ben­di­ger dies­mal. „Ich glau­be, ich war aus die­sem Grund so skep­tisch, als Sie mir sag­ten, die Exo­ten sei­en dar­auf aus, den Quä­kern den Garaus zu ma­chen. Es paß­te ir­gend­wie nicht rich­tig.

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