Unter dem Banner von Dorsai
Doch dann stellte es sich heraus, daß Truppen und Ausrüstungen der Quäker die Revolution der Blauen Front auf Santa Maria unterstützten, direkt im vom Prokyon-Licht erhellten Hinterhof der Exoten. Und ich mußte eingestehen, daß es den Anschein hatte, als ginge etwas vor zwischen den Quäkern und Exoten.“ Er hielt inne und sah mich an.
„Danke“, sagte ich.
„Aber die Blaue Front blieb nicht an der Macht“, fuhr er fort.
„Es sah zunächst danach aus, als würde sie von einem großen Teil der Bevölkerung unterstützt“, wandte ich ein.
„Ja, ja.“ Piers wischte meinen Einwand beiseite. „Aber Sie wissen ja, wie es mit solchen Situationen ist. So etwas ist immer zum Scheitern verurteilt, wenn die Interessen eines größeren und reicheren Nachbarn berührt werden – an der nächsten Tür oder auf der nächsten Welt, wo auch immer. Die Sache ist die, daß die Santa Marianer die Blaue Front über kurz oder lang durchschauen und stürzen und sie zu einer illegalen Partei machen mußten, was nun der Fall ist. Dazu mußte es einfach kommen. Diese Leute von der Blauen Front waren ohnehin nur eine Handvoll und die meisten davon verrückt. Außerdem ist Santa Maria gar nicht dazu in der Lage, im Schatten zweier so reicher Welten wie Mara und Kultis seinen eigenen Weg zu gehen, ob nun in finanzieller oder in jeder anderen Hinsicht. Diese Sache mit der Blauen Front mußte fehlschlagen, das konnte jeder sehen, der Abstand genug hatte, sich einen Überblick zu verschaffen.“
„Ich nehme es an“, sagte ich.
„Sie wissen es!“ gab Piers zurück. „Erzählen Sie mir nicht, jemand mit dem von Ihnen demonstrierten Einblick in den Ablauf von Geschehnissen hätte das nicht von Anfang an erkannt, Tam.
Ich habe es ebenfalls vorausgesehen. Doch eine unausweichliche Konsequenz habe ich nicht erkannt – und Sie offenbar ebenfalls nicht: Als die Blaue Front zerschmettert wurde, stationierten die Quäker sofort eine Besatzungstruppe auf Santa Maria, um so ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, von der rechtmäßigen Regierung für die der Blauen Front gewährte Hilfe bezahlt zu werden. Und aufgrund des beiderseitigen Beistandspakts, der zwischen den Exoten und der rechtmäßigen Regierung von Santa Maria immer bestanden hat, mußten die Exoten dem Ersuchen der Santa Marianer nachkommen, als sie um Hilfe bei der Vertreibung der Quäker-Besatzungstruppe baten – denn Santa Maria konnte die Art von Rechnung nicht bezahlen, die von den Quäkern vorgelegt wurde.“
„Ja“, sagte ich. „Das habe ich ebenfalls vorausgesehen.“
Er warf mir einen scharfen Blick zu.
„Tatsächlich?“ meinte er. „Wie konnten Sie dann annehmen, daß …“ Plötzlich nachdenklich geworden brach er ab.
„Die Sache ist die“, sagte ich leichthin. „Den exotischen Expeditionskorps konnte es nicht allzu schwerfallen, die Streitkräfte der Quäker zurückzuwerfen, sie zu stellen und zu schlagen. Für die Dauer des Winters sind die Kampfhandlungen nun eingestellt worden. Doch wenn der Älteste Strahlende und sein Konzil keine Verstärkung entsenden, dann werden sich die Quäkersoldaten auf Santa Maria im nächsten Frühjahr wahrscheinlich den exotischen Streitkräften ergeben müssen. Sie können es sich nicht leisten, Verstärkung zu schicken, aber sie müssen es trotzdem …“
„Nein“, sagte Piers, „das werden sie nicht.“ Er versah mich mit einem eigentümlichen Blick. „Sie wollen vermutlich behaupten, diese ganze Sache sei ein Manöver der Exoten, um die Quäker gleich in zweifacher Hinsicht zu schröpfen – einerseits durch die Hilfe, die sie der Blauen Front gewährten, und andererseits durch die Kosten der Entsendung von Verstärkung.“
Ich lächelte
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