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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Nägel an ihren Knochen. Die fürchterliche Glocke schlug weiter, als rufe der Teufel die Verdammten, um zu seinen behuften Füßen zu beten.
    „Was ist das?“, fragte Fischer. „Was ist dieses Geräusch? Woher kommt es?“
    „Die große Glocke der umgekehrten Kathedrale“, sagte der Magus und erhob seine für gewöhnlich flüsternde Stimme, damit sie das Dröhnen übertönte . „Man hat sie seit Jahrhunderten nicht mehr gehört.“
    „Warum schlägt sie dann ausgerechnet jetzt?“, fragte die Königin fast verzweifelt.
    „Etwas Neues ist in die Burg gekommen, das alles verändert“, sagte der Magus. Er sah Falk und Fischer nicht an.
    „Wer schlägt das gottverdammte Ding?“, fragte Leichtfuß Schwebemond und hielt sich mit den winzigen Händen die spitzen Ohren zu.
    „Ich weiß nicht“, sagte der Magus. „Eventuell der brennende Mann?“
    „Zur Hölle mit dem, der sie schlägt“, sagte Falk. „Wie bringen wir sie dazu aufzuhören?“
    Der Magus hatte keine Antwort. Jeder in der großen Halle hielt sich die Ohren zu, aber es half nicht. Den Schlag der grauenhaften Glocke der umgekehrten Kathedrale hätte auch ein Tauber hören können, und ein Stummer hätte bei dem Klang vor Entsetzen geschrien. Die Leute weinten jetzt. Manche zitterten oder übergaben sich. Überall in der Halle wurde das Licht schwächer, und die Schatten wurden dunkler. Man spürte, wie sich grausige Präsenzen in den Schatten bewegten. Wer eine Waffe besaß, hatte sie gezogen. In der vollen Halle wuchs die Angst und wurde nur vom Mangel an einem gemeinsamen Grund, wegzulaufen oder anzugreifen, zurückgehalten. Dann begannen die Leute am Rand der Halle, in der Nähe der Schatten, zu schwanken und zu stolpern wie Betrunkene. Die Farbe wich aus ihren Gesichtern, und ihre Augen wurden blicklos, und sie hatten etwas beinahe Unwirkliches an sich, als würde das Leben aus ihnen herausgesaugt werden. Ihre Gesichter verzogen sich vor entsetzlichem Ekel, als würden sie von riesigen Blutegeln ausgesaugt. Manche fielen in die Schatten, die sie verschluckten und aufnahmen wie tintenschwarzes Wasser. Die Höflinge, die den Schatten am nächsten waren, bekämpften einander in dem verzweifelten Wunsch, von dem hungrigen Dunkel weg zu kommen. Die Schatten wurden größer, dunkler, tiefer. Die Menge war jetzt gefährlich nahe an einer Stampede. Einige Leute stießen mit den Schwertern nach den Schatten, aber der Stahl glitt harmlos durch das Dunkel. Falk und Fischer hielten sich zurück, hatten die Waffen gezogen und suchten nach einem Gegner, den sie bekämpfen konnten.
    Felicity stand von ihrem Thron auf. „Tut etwas, verdammt! Jemand soll etwas tun!“
    „Die einzigen Zauber, die ich kenne, die stark genug sind, eine solche Bosheit zurückzuwerfen, würden höchstwahrscheinlich den Hofstaat töten“, sagte der Magus. „Wenn sich die Situation weiter verschlimmert, muss ich das vielleicht tun, aber im Moment denke ich, dass wir am besten beraten sind, wenn wir eine ruhige Evakuation des Hofstaates organisieren.“
    „Wenn sie rennen, geht die Hälfte von ihnen zu Boden und wird trotzdem zu Tode getrampelt!“, blaffte Felicity. „Tut etwas!“
    „Bedauerlicherweise, Majestät …“
    „Ihr steht hier und sucht nach Ausreden, während Leute sterben!“, sagte die Hexe Tiffany, die aus der Menge hervorbrach. „Typisch Magier. Aus dem Weg.“
    Sie erhob sich in die Luft, die Schuhe fielen von ihren Füßen, und ihr langes, rotes Haar umflatterte ihr unbesorgtes Gesicht wie eine große, scharlachrote Wolke. Sie stieg über den Krach und den Tumult der panischen Mange auf, die Hände über der Brust gekreuzt wie die Engelsvision eines alten Romantikers. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Brauen vor Konzentration gerunzelt. Die eiserne Glocke setzte einen Schlag aus, und dann sprach Tiffany, aber die Wörter waren groß und herrlich, als würde etwas Größeres durch sie und mit ihrer Stimme sprechen.
    „Fiat Lux!“, sagte Tiffany. Es werde Licht ... und es ward Licht.
    Ein helles Licht, strahlend und leuchtend jenseits aller Farben, fegte durch die Halle wie ein erfrischender Regen an einem heißen Nachmittag. Es badete alles in seiner flammenden Pracht und flutete in einem Schauer von Ruhe und Vergebung durch ihre Körper. Es füllte die Halle, hell wie Barmherzigkeit, lebendig wie Gerechtigkeit, und vertrieb die Dunkelheit und die Schatten, die dagegen nicht bestehen konnten. Die Leute, die das Dunkel verschluckt hatte, kehrten

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