Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Heim auseinanderzunehmen, gehe ich hier um, bis ihr alle tot seid. Stellt euch mich als einen Mieter mit sehr langer Vertragslaufzeit vor.“
„Ihr braucht keinen Exorzisten“, sagte Fischer. „Ihr braucht einen Familientherapeuten. Höchstwahrscheinlich auch einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf.“
„Richtig“, sagte Falk. „Das hier noch Jahre dauern, aber dafür habe ich nicht die Geduld. Wir tun Folgendes. Ihr, Leonard und Mavis, werdet euch einverstanden erklären, das Haus an jemanden zu verkaufen, der es zu schätzen weiß und sich darum kümmert, und du, Appleton, wirst dich damit einverstanden erklären, sonst brennen Fischer und ich die ganze Bude nieder.“
„Das würdet ihr nicht wagen!“, riefen Leonard, Mavis und Appleton gemeinsam.
„Doch, das würden wir“, sagte Fischer, und alle Anwesenden glaubten ihr.
„Wir gehen jetzt“, sagte Falk. „Macht die Details unter euch aus. Aber leise, sonst kommen wir zurück.“
„Genau“, sagte Fischer, „und nächstes Mal bringen wir einen Sozialarbeiter mit.“
„Kein Grund, gleich gemein zu werden“, sagte Falk.
Einige Zeit später, wenn auch nicht früh genug für die beiden, waren Falk und Fischer zurück auf ihrer Runde im Nordviertel. Es war noch früh am Morgen, aber die Straßen waren nicht leerer als tagsüber. In vielerlei Hinsicht wurde das Nordviertel erst dann lebendig, wenn all die ehrlichen, hart arbeitenden Seelen nach drinnen und ins Bett gegangen waren und die Straßen denen überlassen hatten, die das echte Geld verdienten. Im Nordviertel konnte man alles kaufen, solange einem egal war, wo es herkam. Oder mit wem man verhandeln musste. Falk und Fischer spazierten entspannt dahin, und jeder gab sich äußerste Mühe, ihnen nicht in die Augen zu schauen. Geschäftsmänner komplimentierten Kunden in schattige Seitengassen, und jeder andere erinnerte sich plötzlich, dass er ja ganz schnell irgendwo anders hin musste. Für ihren Seelenfrieden arbeiteten Falk und Fischer auf der Basis, dass etwas nicht geschah, wenn sie es nicht sehen konnten. Sonst wären sie zu gar nichts gekommen.
Die Sonne erhob sich langsam über den Horizont und kleckste dicke Blutschlieren an den zögerlich heller werdenden Himmel. Die frühen Vögel verschluckten sich in der rußigen Luft und mussten husten, die Kanalratten trieben die Katzen in die Enge, und die neueste Seuche blubberte feucht in den offenen Kanälen. Ein ganz normaler Tag in Haven. Falk und Fischer hatten in letzter Zeit eindeutig zu viele Sonnenaufgänge gesehen. Sie arbeiteten jetzt seit drei Wochen Doppelschichten, um zwei Hauptleute der Wache zu ersetzen, die sie hatten verhaften müssen. Karl und Jacie Gavriel, ein weiteres Ehepaar mit dem Ruf, harte Knochen zu sein, hatten in ihrem Revier Schutzgeld erpresst. Daran war nichts Neues oder Ungewöhnliches, aber die beiden Stadtwächter waren gierig geworden und hatten die Preise so erhöht, dass sogar die abgehärteten Einwohner des Nordviertels gezwungen gewesen waren, offiziell Beschwerde einzureichen.
Man hatte Falk und Fischer ausgesandt, um zu ermitteln, und sie hatten umgehend die Wahrheit nachgewiesen und der Konjunktur der Gavriels einen Dämpfer verpasst. Doch die Gavriels weigerten sich schlichtweg, einfach mitzukommen, und es folgte eine nicht geringe Menge an Unannehmlichkeiten, ganz zu schweigen von Blutverlust und Sachschaden, bevor Falk und Fischer sie bändigen konnten. Karl und Jacie waren nun an ihre Krankenhausbetten gekettet und warteten auf die Verhandlung, während die gleichen Leute, die die Beschwerde eingereicht hatten, nun Falk und Fischer drohten, sie wegen des Sachschadens zu verklagen. Als Belohnung dafür, dass sie ihre bestechlichen Kollegen hinter Gitter gebracht hatten, mussten Falk und Fischer jetzt die Schicht der Gavriels im Nordviertel übernehmen, bis Ersatz beschafft werden konnte.
Keine gute Tat blieb in Haven ungestraft.
„Die Gavriels“, sagte Falk gedankenvoll. „Sie sind ein Teil dessen, wovon ich rede. Was das Leben in Haven mit dir anstellt. Sie waren mal sauber. Gute Diebesfänger. Sind sie unsere Zukunft? Sind sie das, was wir werden könnten?“
„Wir sind nicht wie die Gavriels“, sagte Fischer entschlossen. „Du machst dir zu viele Sorgen, Falk.“
„Einer von uns muss es ja tun. Es kommt mir immer mehr so vor, als hätten wir in all der Zeit in Haven nicht wirklich etwas erreicht. Sag mir eine Sache, die wir wirklich verbessert haben. Wir haben viele böse
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