Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
zusammen mit ihren Familie und einer Reihe ausgewählter Tiere. Es gab auch Händler und Trödler, Messerschleifer, Clowns und Beschwörer, die alle um das wenige Geld buhlten, das die Bauern mitgebracht hatten – und natürlich war da der Schamane.
Er wohnte in seinem eigenen einfachen Zelt, nicht besser als eines der anderen, in einer entlegenen Ecke des Hofes. Um sein Zelt herum lag ein offenes Gebiet, teilweise aus Respekt, aber vornehmlich, weil der Schamane es nicht mochte, wenn Leute ihm zu nahe kamen und sich nicht zu schade war, mit Dingen nach Leuten zu werfen, wenn sie ihm auf die Nerven gingen. Er stand nervös vor seinem Zelt, während Chance und Chappie sich langsam einen Weg durch die dichte Menge bahnten. Die Hitze und der Mief so vieler eng zusammengepferchter Menschen und Tiere waren beinahe überwältigend. Chance versuchte, durch den Mund zu atmen, aber es half nichts. Die Bauern starrten den Quästor argwöhnisch an. Sie hätten dem königlichen Lakaien gerne ein paar Probleme bereitet, aber ein Blick auf die riesige Axt, die er trug, und den großen Hund an seiner Seite, reichte aus, sie abzuhalten, und jeder Bauer entschied vernünftigerweise, es einem anderen Idioten zu überlassen, etwas anzufangen.
Der Schamane war ein Einsiedler gewesen und hatte viele Jahre lang allein im Wald gelebt, und das sah man. Seine hagere Gestalt war in dreckige Lumpen gehüllt, er hatte sein ganzes Gesicht mit blauem Färberwaid angemalt, und darüber lag ein stilisierter Schädel aus weißem Lehm. Er hatte eine gigantische Mähne gesträubten grauen Haares und einen ähnlich langen grauen Bart, und beide waren jenseits jeder Hoffnung auf Erlösung verknotet und verworren. Was man von seinem Mund sah, zeigte für gewöhnlich ein freudloses Grinsen, und seine Augen waren beunruhigend hell, wie ein Mann, der von verstörenden und unerwarteten Wahrheiten besessen wurde. Seine Fingernägel waren lang und spitz, fast Krallen, und fürchterlich schmutzig. Wenn er sich bewegte, waren seine Bewegungen schnell und ruckartig, tierisch. Die Tiere, die den Hof als Nahrung oder als Begleiter mit den Bauern teilten, fühlten sich alle seltsam vom Schamanen angezogen, und oft wirkte er in ihrer Gesellschaft entspannter als zwischen den wimmelnden Menschen.
Er war magiebegabt. Jeder wusste das.
Der Schamane nickte Chance und Chappie kurz zu, als sie endlich vor ihm stehenblieben. Die Bauern, die nahe genug waren, schoben sich näher, um zu lauschen, welche Perlen der Weisheit möglicherweise von den kreideweißen Lippen des Schamanen fielen. Seine Antwort war, Hände voller Tierhinterlassenschaften vom Boden aufzusammeln und sie nach den Bauern zu werfen, bis sie sich respektvollen Abstand hielten. Chance entschied sofort, dem Schamanen nicht die Hand zu schütteln. Er konnte nicht anders, als bei dem Mief, der von dem alten Mann ausging, die Nase zu rümpfen. Aus der Nähe war es ziemlich ekelhaft. Sogar die allgegenwärtigen Schmeißfliegen wollten nicht in seine Nähe kommen.
Der Schamane drehte sich wieder um, nachdem er die Bauern verjagt hatte, und atmete schwer, und Chance zwang sich, ein höfliches Lächeln zu zeigen. Er mochte den Schamanen vielleicht nicht und hieß ihn nicht gut, aber als Quästor war es seine Aufgabe, allen Beteiligten in einem Streit und jedem, der einen Grund hatte, sich zu beschweren zuzuhören. Er spürte etwas an seinen Beinen und seiner Hüfte und stellte fest, dass Chappie sich dicht an ihn presste, den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt. Chappie hatte den Schamanen nie gemocht. Er fand die animalische Präsenz des Mannes befremdend, obwohl er die Anziehung spürte, die andere Tiere zu ihm rief. Chappie spürte, dass Magie von diesem Mann ausging, und außerdem noch andere Dinge und etwas, das Wahnsinn oder ein Geist, der die normalen menschlichen Grenzen und Einschränkungen gesprengt hatte, sein mochte.
„Hör auf zu knurren“, flüsterte Chance, während er sich noch bemühte, sein höfliches Lächeln aufrechtzuerhalten.
„Vertrau ihm nicht“, sagte Chappie. „Er verbirgt etwas.“
„Wer tut das nicht? Bleib einfach wo du bist und überlass das Reden mir. Was auch immer passiert, beiß ihn nicht. Wer weiß, was du dir holen könntest.“
„Den? Den würde ich nicht mal beißen, wenn es um eine Wette ginge. Außerdem hat er Flöhe. Ich sehe sie hüpfen.“
„Pst. Schamane! Nett von Euch, mich zu treffen. Eine Ehre, wie immer. Was kann ich für Euch tun?“
Die
Weitere Kostenlose Bücher