Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Stimme des Schamanen war ein heiseres Krächzen, und Chance musste sich konzentrieren, um zu verstehen, was er sagte. „Chance. Quästor des Königs. Sohn des Ersten Ritters. Nur dass der König jetzt tot ist. Wem gehorcht Ihr nun, Sohn des Ersten Ritters?“
„Technisch gesehen der Königin als Regentin und König Stephen, wenn er erwachsen wird. Bis dahin folge ich meiner Ehre und meinem gesunden Menschenverstand. Mein Geschäft ist die Gerechtigkeit. Das hat sich nicht geändert.“
Der Schamane rümpfte die Nase. „Habe von den Neuankömmlingen gehört. Falk und Fischer. Gekommen, um Haralds Mörder zu finden. Sind sie echt?“
Chance runzelte die Stirn. „Tut mir leid, ich verstehe nicht …“
„Können sie den Mörder finden? Wen werden sie in der Politik der Burg unterstützen? Wem gehorchen sie?“
„Sie sind streng neutral, genau wie ich“, sagte Chance vorsichtig. „Sie haben viel Erfahrung damit, Lügen zu erkennen und Mörder zu finden. Sie sind ehrliche, ehrenwerte Leute, und ich bewundere sie mehr, als ich sagen kann. Sie sind vielleicht die einzigen echten Helden, die ich jemals getroffen habe. Selbst wenn ihre Arbeitsweisen manchmal … schändlich sind. Möchtet Ihr, dass ich ein Treffen zwischen Euch und ihnen arrangiere?“
Der Schamane kratzte sich die Rippen und schaute weg. „Ich werde sie finden, wenn ich sie will. Glaube nicht an Helden. Habe ich nie.“ Er sah die Bauern in der Nähe an, die ihre eigenen Geschäfte verrichteten und vorgaben, ihn nicht zu beachten. „Schau sie dir an. Alle. Sie würden mich zum Helden machen, wenn ich sie ließe. Sie kommen immer wieder und bitten um Hilfe, Rat oder Trost. Sie verehren mich, obwohl ich gesagt habe, sie sollen es nicht tun. Die einzige Art, sie auf Abstand zu halten ist, sie anzuschreien oder Dinge nach ihnen zu werfen. Manchmal auch, sie zu schlagen. Aber sie kommen immer wieder. Ich wollte ihnen nur beibringen, auf eigenen Beinen zu stehen und für sich selbst zu denken, sich nicht von jemand anderem abhängig zu machen oder auf jemand anderen zu stützen, nicht mal auf mich. Aber es braucht Zeit, Jahrhunderte des Gehorsams rückgängig zu machen, und ich frage mich oft, ob ich lang genug leben werde, um zu sehen, wie sie einen Punkt erreichen, an dem sie mich nicht mehr brauchen.“
Er seufzte und sah zurück zu Chance. „Ich war glücklich als Einsiedler. Habe allein gelebt, ohne irgendwelche Verantwortungen gegenüber jemandem außer mir selbst. Nur ein Mann im Einklang mit dem Wald und mit sich. Im Dämonenkrieg war ich Soldat, und ich wollte nie wieder kämpfen müssen. Ich brauchte den Frieden und die Ruhe der Wälder, fernab der Zivilisation, und langsam, über die Jahre, habe ich Frieden und die Ruhe des Herzens gefunden. Aber dann haben mich die Bauern bemerkt und kamen zu mir. Zuerst wegen der kleinen Zauber, die ich hatte, um zu helfen und zu heilen. Dann wegen der Ratschläge, weil jeder weiß, dass alle Einsiedler weise sind. Ich konnte sie nicht dazu bringen zu verstehen, dass ich einfach nur meine Ruhe wollte. Dann habe ich all diese Leute gesehen, gute Leute, die wegen König Haralds neuer Steuern und der hohen Preise litten und hungerten, und ich musste hierherkommen und für sie sprechen, weil es niemand anderen gab.“
Chance hörte gespannt zu. Das war das Meiste, was der Schamane je auf einmal zu ihm gesagt hatte, und das erste Mal, dass er aus eigenem Antrieb Informationen über sich und seine Vergangenheit preisgegeben hatte. Also war der Schamane einst Soldat gewesen, während der langen Nacht. Hatte höchstwahrscheinlich Freunde und Familie sterben sehen. Das konnte eine Menge erklären. Chance war sicher, dass der Schamane versuchte, ihm etwas mitzuteilen, dass er darauf abzielte, etwas Wichtiges zu bekennen. Chance gab sich Mühe, so aufgeschlossen wie möglich zu wirken. Er war der Quästor, und es war seine tiefe Überzeugung, dass jeder mit ihm über alles reden konnte, dass jeder zu ihm kommen konnte, um Gerechtigkeit oder Linderung zu erhalten. Dann gab es einen plötzlichen Tumult, Chance und der Schamane sahen sich beide plötzlich um, und der Moment war vorbei.
Das Geschöpf war aus dem Zelt des Schamanen gekommen, und Chappie war vorgesprungen, um es gegen die nächste Wand zu drücken. Die beiden knurrten einander an und machten eine Szene, aber es war deutlich, dass die viel größere Kreatur Angst vor dem Hund hatte. Das Geschöpf war aus den tiefen Wäldern gekommen, um den
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