Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
absichtlich bis zum Ende übriggelassen, teilweise, weil er versucht hatte, sie unter Druck zu setzen, als sie mit dem Magus gesprochen hatten, teilweise, weil sie stark davon überzeugt waren, dass der Hinterhalt und die Prügel auf Anordnung des Herzogs geschehen waren, und hauptsächlich, weil sich Fischer verzweifelt wünschte, dass ihr verhasster Vater der Mörder war. Also hatten sie ihn bis zuletzt ausgelassen, um einen besseren Überblick über die verschiedenen Theorien und Motive zu erhalten. Ganz sicher nicht, weil er der gefährlichste Verdächtige war und sie sich im Inneren immer noch schwach und gebrochen fühlten.
Die Gastgemächer des Herzogs waren abgesehen von den königlichen Gemächern die vornehmsten in der ganzen Burg; große, luftige Räume, vollgestopft mit jedem Luxus und jeder modernen Annehmlichkeit aus dem Süden. Falk und Fischer mussten an einer Anzahl bewaffneter Wächter vorbei, um zum Herzog zu kommen. Jedes Mal verlangten die Wächter, dass Falk und Fischer ihre Waffen abgaben, und Falk und Fischer machten ruhig deutlich, dass das nicht passieren würde. Die Drohung imminenter Gewalt hing schwer in der Luft, ohne sich jemals zu materialisieren.
Schließlich standen sie vor dem Herzog. Er saß in einem sehr gemütlichen Sessel genau in der Mitte des Raumes, während sich um ihn herum still Diener bewegten und sich beeilten, der endlosen Reihe von Anweisungen, die der Herzog mit seiner rauen Stimme bellte, nachzukommen. „Bringt mir einen Schemel. Bringt mir ein Getränk. Bringt mir ein anderes Getränk. Zieht die Vorhänge an diesem Fenster zu.“ Von Falk und Fischer erwartete man eindeutig, dass sie an der Seite warteten, bis er sie aufrief, damit sie von der Macht und Autorität des Herzogs beeindruckt sein konnten. Nur leider waren Falk und Fischer nicht leicht zu beeindrucken. Sie marschierten einfach vorwärts, verscheuchten die Diener wie erschrockene Vögel und bauten sich direkt vor Alrik auf. Sie standen aufrecht und groß da, ohne einen verräterischen Hinweis auf die abgrundtiefe Erschöpfung, die immer noch ihre Körper erfüllte.
„Nettes Quartier habt Ihr hier“, sagte Falk.
„Viel zu klein“, sagte Alrik. „Überhaupt nicht das, was ich gewohnt bin. Wenn es nicht wegen Felicity und des Kindes wäre, würde ich diesen Saustall so schnell verlassen, dass den Leuten schwindlig würde. Aber Felicity braucht mich, ob sie es zugibt oder nicht. Sie braucht meinen Beistand. Diese hinterhältigen Höflinge würden sie völlig herum schikanieren, wenn ich es ihnen gestatten würde. Sie wollen Felicity als Regentin ersetzen, damit sie meinen Enkel in die Finger bekommen. Eher lasse ich sie alle töten.“
„Ihr sprecht über Krieg zwischen dem Wald und dem Hügelland“, sagte Fischer.
„Kriege sind kostspielig“, sagte Alrik. „Etwas, dem man sich nur zuwendet, wenn alles andere versagt. Darum bin ich hier, so weit entfernt von zu Hause und wahrer Bequemlichkeit. Indem ich meine Tochter beschütze, wahre ich meine Interessen hier. Haralds Ableben hat alles zerstört. Ich konnte mit ihm reden. Wir haben einander verstanden. Wir hatten vielleicht ein paar Grenzkonflikte, nur um zu sehen, wer sich von ein bisschen militärischer Aktivität unter Druck setzen oder zu etwas treiben ließ, aber es war nie etwas Ernstes.“
„Ernst genug für die Männer, die in diesen Konflikten starben“, sagte Fischer.
„Krieger“, sagte der Herzog. „Nur Krieger. Es ist ihr Beruf zu kämpfen – und zu sterben, wenn es nötig ist.“
Er hob bedächtig ein Weinglas zum Mund. Die Lederstreifen und Stahlseile, die seinen Arm umgaben und stützen, gaben leise, knarrende Geräusche von sich, als sie sich bewegten. Es gab sogar zierliche Streifen aus Knochen und Metall an jedem einzelnen Finger, an den Gelenken verbunden wie ein exotisches Exoskelett. Der Herzog bemerkte ihre Blicke und lachte leicht, ein trockenes, rauchiges Geräusch.
„Arthritis. Jede Bewegung ist Schmerz. Ohne mein sorgfältig konstruiertes Gerüst und die raffinierte Magie, die es zusammenhält, wäre ich als hilfloser Krüppel ans Bett gefesselt. Aber ich bin noch nicht bereit, mein Leben an die Krankheit aufzugeben. Es gibt noch viel zu viel für mich zu tun.“
„Es gibt Magie, die helfen könnte“, sagte Falk.
„Mein Leben und mein Wohlbefinden in die Hände von Magiebegabten legen? Wohl kaum. Ich werde mein eigener Herr sein, koste es, was es wolle. Ich benutze nur Zauber, die ich benutzen muss,
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