Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
bloße königliche Autorität zwingen zu tun, was nötig ist.“
„Ist das nicht, was Harald versucht hat?“, fragte Fischer.
„Ich bin nicht Harald. Als Prinz und Prinzessin wären unsere körperlichen Schwächen nicht mehr wichtig. Wir könnten Leuten wie Chance und Sir Vivian befehlen, die schweren Arbeiten für uns zu erledigen.“
„Du denkst das nicht zu Ende“, sagte Fischer. „Wenn du einmal die Krone aufsetzt, wirst du sie nie wieder abnehmen können. Um die Art von Autorität zu bekommen, von der du sprichst, müsstest du die Königin und deinen Neffen aus dem Weg schaffen und König Rupert werden. König des Waldkönigreichs. Unser Leben würde nie wieder uns gehören. Sind wir nicht deshalb von hier weggegangen?“
„Ich weiß, aber möglicherweise ist es meine Pflicht, König zu sein.“
„Was ist mit deiner Pflicht mir gegenüber?“, fragte Fischer.
Dann flog das Fenster hinter ihnen auf, und Regen stürmte in das Zimmer. Er sprühte beinahe waagrecht durch das Fenster, als würde er durch einen unvorstellbaren Druck in das Zimmer gepresst, nur um kurz vor der Mitte des Raumes anzuhalten. Während Falk und Fischer mit offenen Mündern zuschauten, formte sich das Wasser zu einer festen Säule, blau und glitzernd, bevor es Menschgengestalt annahm. Der Sprühregen hörte plötzlich auf, und vor Falk und Fischer stand eine Frau, komplett aus Wasser. Sie war einen Meter achtzig groß, glasklar und trug ein langes Kleid, aber das Kleid und ihre Gestalt waren vollkommen flüssig, und lange, langsame Wellen flossen durch sie. Das lange Haar, das ihr auf die Schultern fiel, floss ständig weg und erneuerte sich wieder. Wassertropfen rannen über ihr Gesicht wie endlose Tränen und tropften von ihrem Kinn. Sie drehte zögernd den Kopf, um Falk und Fischer anzusehen, und ihr blassblauer Mund zeigte ein sanftes Lächeln.
„Gut“, sagte Falk. „Ihr gewinnt den Preis für das Bizarrste, was ich heute gesehen habe. Wer seid Ihr?“
„Ich bin die Herrin vom See, ein Elementar und Beschützerin des Waldes.“ Weitere Wellen breiteten sich über ihrem Gesicht aus, während sie die Lippen bewegte, und ihre Stimme war wie das Gurgeln eines Baches, dem man Form, Bedeutung und menschliche Wärme verliehen hatte. Sie ging langsam durch den Raum und sah ihn sich genau an. Das Feuer im Kamin dampfte, als sie zu nahe kam, und sie hinterließ eine feuchte Spur. Sie drehte sich wieder zu Falk und Fischer um. „Ich bin gekommen, um die Burg zu beschützen, sobald ihr die umgekehrte Kathedrale betreten habt.“
„Augenblick mal“, sagte Fischer entschlossen. „Wir haben noch nicht entschieden, ob wir das tun. Wir müssen einen Mord aufklären.“
„Ihr werdet in die Kathedrale gehen“, sagte die Herrin leise. „Weil ihr müsst.“
„Herrin“, fragte Falk höflich, „wer oder was seid Ihr genau?“
„Ich entstand um den Geist einer Ertrunkenen herum“, sagte die Herrin vom See. „Sie wollte einer Welt entkommen, die sie unerträglich fand, aber die Welt war noch nicht fertig mit ihr. Es hatte vorher schon eine Herrin vom See gegeben, aber sie war fort, und es wurde eine neue Beschützerin gebraucht. So wurde die sterbliche Seele als Geist der Wasser zu einer unsterblichen. Aber nicht lange nach meiner Erschaffung, als ich noch schwach und unerfahren war, nutzte der Dämonenprinz wilde Magie, um mich in meinem See festzuhalten, und ich war eine hilflose Gefangene. Ich wusste, was mit dem Land geschah, als sich die lange Nacht ausbreitete, aber ich konnte euch nicht beistehen.
Nachdem der Dämonenprinz verbannt war, bin ich herausgekommen, habe meine vollen Kräfte angenommen und meine Zeit damit verbracht, dem langsamen erneuten Wachstum des Waldes zu helfen und es zu stärken. Das Land wurde während der langen Nacht schwer beschädigt, und ich fürchte, Teile davon werden sich nie wieder erholen, selbst mit meiner Hilfe. Jetzt droht uns wieder eine dunkle Zeit, und ich bin hergekommen, um euch zu warnen. Ich habe den Kontakt mit Menschen bisher vermieden, teilweise, weil ich keine Menschen treffen wollte, die mich vielleicht kannten, als ich noch am Leben war, und teilweise, weil ich nicht mehr menschlich bin. Ich erinnere mich, wie es war, aber ich muss jetzt eine breitere Perspektive einnehmen.“
„Warum habt Ihr uns ausgesucht, um Euch zu zeigen?“, fragte Falk.
„Weil ich wusste, dass ich Prinz Rupert und Prinzessin Julia trauen kann. Ich bin die Herrin vom See, und nichts ist mir
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