Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

nicht mehr so stark wie früher. Ich bringe euch bis zur Spitze der Kathedrale und bis zum Tor dort. Bis ganz nach oben – oder bis ganz nach unten, wenn euch das lieber ist.“
    „Bis ganz nach unten“, sagte Lamento flüsternd, und seine Augen blickten in die Ferne. „Um zu sehen, wie etwas Widerliches auf seinem schrecklichen Thron hockt.“
    „Alles schon gesehen“, sagte Falk knapp. „Der Dämonenprinz war recht beeindruckend, aber wir haben ihm trotzdem in den Arsch getreten. Es ist kein Tor zur Hölle, erinnert Ihr Euch? Es führt zur Träumerei. Was auch immer das sein mag.“
    „Die Hölle hat wie die Religion viele Gesichter“, sagte Lamento. Dann wandte er sich ab, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnten.
    „Warum ist es so wichtig, dass wir durch dieses Tor gehen?“, fragte der Seneschall nach einer Pause.
    „Es gibt Mächte, die sich jetzt bewegen“, sagte der brennende Mann. „Große und starke Einflüsse, die gegen die andere Seite des Tors drücken. Sie wollen frei sein und glauben, sie können euch benutzen. Wenn ihr versagt, werde ich wenigstens sehen, wie ihr fallt und leidet, auf dieser Seite des Tors oder auf der anderen.“
    „Ist das alles, was dir noch bleibt?“, fragte Fischer mit gerümpfter Nase. „Bosheit und Rachsucht?“
    „Die Verdammten müssen Trost finden, wo sie können“, sagte der brennende Mann.
    „Was wird passieren, wenn wir durch dieses Tor gehen?“, fragte Falk.
    Der brennende Mann zuckte die Achseln, und seine Flammen zuckten und flackerten. „Vermutlich werdet ihr alle sterben. Kein Mann und keine Frau sind je lebendig aus der Träumerei zurückgekehrt. Es ist kein Ort, an dem Menschen oder auch nur menschliche Gedanken überleben können. Zu beengt, wisst ihr. Also, seid ihr bereit zu sterben, meine furchtlosen Helden? Bereit, euer Leben aufs Spiel zu setzen für die Chance, das Waldkönigreich zu retten? Nach dem, wie euch dieses Land behandelt hat? Kann einer von euch wirklich sagen, dass der Wald ihn gerecht behandelt hat?“
    „Ich könnte das Tor zerstören“, sagte Lamento, ohne sich umzudrehen. „Die Träumerei für immer von der Welt der Menschen abschneiden.“
    „Nein, könntest du nicht“, erklärte der brennende Mann. „Das Tor ist ein bedeutsamer Teil der Wirklichkeit, einer der Zähne in dem großen Rad, um das herum sich alles dreht. Wenn du auch nur versuchen würdest, es zu zerstören, würdest du riskieren, alles aus den Fugen zu bringen. Nein, eure einzige Wahl ist, ob ihr versucht, das Tor zu durchschreiten oder nicht. Leben oder Tod. Die Helden zu sein, die ihr zu sein glaubt, oder den Wald seinem Schicksal zu überlassen.“
    „Ich kenne meine Pflicht“, sagte Falk. „Ich habe meine Pflicht immer gekannt.“
    „Manche Dinge muss man einfach tun“, sagte Fischer.
    „Das verleiht dem Leben eine Bedeutung und einen Sinn“, sagte der Seneschall.
    Der Wanderer drehte sich zu ihnen um und lächelte schwach. „Danke. Einen Moment lang habe ich mich vergessen. Aus welchem Grund auch immer war mein ganzes Leben dem Schutz der Unschuldigen und der Rache für die Verletzten gewidmet. Nichts hat meinen Glauben daran erschüttert. Wir gehen weiter – zum Tor und durch.“
    „Oh, ich bin beeindruckt“, sagte der brennende Mann. „Vielleicht, nur vielleicht, werdet ihr euch als stark genug erweisen, den Gang durch das Tor zu überleben. Wenn ihr es vermögt, könntet ihr eine Abmachung mit den Kreaturen auf der anderen Seite treffen. Den Vergänglichen. Wenn ihr den richtigen Preis anbietet, könnten sie die Kathedrale für euch vielleicht wieder umkehren und die Geister befreien, die hier gefangen sind. Es gibt einen kleinen Teil von mir, der es gerne sähe, wenn die Pläne der Vergänglichen durchkreuzt würden, weil einer von ihnen mich betrogen hat. Aber welchen Preis könntet ihr ihnen anbieten, der größer ist als die Herrschaft über die Wirklichkeit? Sie sind jetzt sehr mächtig, sind durch all die wilde Magie, die der Riss hervorbringt und die meine umgekehrte Kathedrale sammelt und nach unten bündelt, furchtbar stark geworden. Mit oder ohne euer Eingreifen weiß ich nicht, wie lange das Tor sie noch aufhalten kann. Sie verlangen danach, wirklich zu werden. Sobald sie sich durch den blauen Mond in unserer Welt manifestieren, wird die wilde Magie Macht über alles haben, und es wird für immer die Hölle auf Erden herrschen.“
    „Sie haben die abscheulichen Schatten in den Thronsaal geschickt, nicht?“, fragte