Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
der Männer, denn sein Herz war rein und dieser ganze Scheiß.“
„Fahrende Bühnenkünstler präsentieren seit Jahren das große romantische Drama von Prinz Rupert und Prinzessin Julia“, nickte Fischer. „Kein einziges Mal stand mein Name vorne. Manchmal waren die Namen das Einzige, was stimmte. Wir haben einmal die Version des großen Jordan gesehen. Kann nicht sagen, dass ich beeindruckt war.“
„In den Liedern und Geschichten klingt es immer, als hätten wir den Dämonenprinzen ganz allein besiegt“, sagte Falk. „Durch die Güte unserer Herzen. Es klingt, als hätte sich das Land erhoben, um mir als seinem natürlichen Anführer zu folgen. Als hätte ich König sein können, hätte aber für meine legendäre Liebe zu Julia den Thron heroisch aufgegeben. Als hätte ich den Drachen getötet, indem ich ihm einen Dorn aus der Pfote zog. Es war ganz und gar nicht so.
Ich bin gerannt, habe gekämpft und bin von einer aussichtslosen Krise in die nächste gestolpert, ohne eine Garantie, dass wir die nächste Stunde überleben würden. Ich bin durch Blut und Innereien gewatet und habe überall um mich herum gute Leute sterben sehen. Für uns war die lange Nacht sehr dunkel, dunkler, als du dir vorstellen kannst. Wir sind alle kurz davor gewesen zu zerbrechen, wegen des bloßen Grauens, dass wir sehen mussten, verrückt zu werden. Du kennst nicht die ganze Wahrheit über das, was in der langen Nacht passiert ist, Chance. Niemand tut das. Nur Julia und ich sind von denen übrig , die am Ende dabei waren, und sogar nach zwölf Jahren schlafen wir manchmal nachts nicht gut.“
„Pst“, machte Fischer. „Leise.“
Falk kam ein Gedanke, und er sah Chance streng an. „Was ist mit dem Regenbogenschwert passiert? Ist es noch im alten Arsenal?“
„Oh ja“, sagte Chance. „Es wird sehr hochgeschätzt. Obwohl sich niemand sicher zu sein scheint, was es eigentlich tut. Nach einigen Varianten der Legende habt Ihr den Regenbogen durch Eure eigene, Euch innewohnende Güte herabgerufen.“
„Wieso ist es immer seine ihm innewohnende Güte und nie meine?“, klagte Fischer.
Falk schüttelte den Kopf. „Es ist erst zwölf Jahre her, verdammt. Wie kann die Wahrheit so schnell in Vergessenheit geraten?“
„Sei objektiv“, sagte Fischer. „Damals herrschte ein verdammtes Durcheinander, besonders am Ende. Wir wussten nur, was vor sich geht, weil wir direkt dabei und mittendrin waren. Jeder andere hat nur seinen eigenen kleinen Teil davon gesehen. Wie du gesagt hast, sind die meisten, die die Wahrheit kannten, tot und verschwunden. Wahrscheinlich ist es besser so. Mit der Legende lässt es sich vermutlich sehr viel besser leben als mit der Wahrheit.“
„Danach“, sagte Falk, „hat der liebe Harald die Angelegenheit gewiss von seinen Dichtern umschreiben lassen, damit er darin eine größere Rolle spielt. Ein K önig herrscht sowohl durch sein Heer als auch durch seinen Ruf. Die Leute brauchen Helden. Da wir nicht da waren, um unsere Version der Dinge zu erzählen, hat man uns auf die traditionellen Rollen von Held und Heldin festgelegt. Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, wir wären in Person eine furchtbare Enttäuschung.“
„Ihr solltet hören, was sie über den Erzmagier sagen“, sagte Chappie und kratze sich mit dem Hinterbein an den Rippen. „Sie haben praktisch alles über seine Sauferei und Hurerei vergessen. Oder über das Liebesabenteuer, das er mit deiner Mutter gehabt haben soll.“
„Chappie!“, schalt Chance leise. „Tut mir leid. Hoheit.“
„Schon in Ordnung“, sagte Falk. „Es gibt immer Geschichten. Ich kenne sie. Wie könnte ich das auch nicht? Aber was auch immer zwischen ihnen geschehen ist, war vor langer Zeit, und niemand weiß heute etwas Genaues. Die einzigen, die uns die Wahrheit hätten sagen können, sind alle tot. Jetzt ist es nur noch eine weitere Geschichte – nicht wichtiger als die, die man sich über Rupert und Julia erzählt. Wahrheit wird zu Geschichte wird zu Legenden, und die echten Leute hinter dem Ganzen geraten schnell in Vergessenheit.“
„Aber … Ihr habt den Dämonenprinzen vernichtet“, sagte Chance. „Wenigstens dessen können wir uns sicher sein.“
„Eigentlich nicht“, sagte Fischer. „Der Dämonenprinz war ein Vergänglicher. Wir konnten ihn nur aus der Welt der Menschen verbannen. Eines Tages wird er zurückkehren. Manche Übel sind ewig.“
Zum ersten Mal wirkte Chance überrascht , sogar schockiert. „Aber … all die Toten,
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