Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Grab. Er hatte es berührt und hatte ihren Geist gespürt. Die kleine Meermaid.
    »Bugmann!« Der Midshipman war sehr laut. Vielleicht hatte er Adams Schweigen als Mißbilligung gedeutet.
    Der Bugmann stand mit erhobenem Enterhaken. Riemen und Ruder brachten die Jolle in kurzem Bogen an die Großrüsten. Die Riemen gingen auf und sprühten Salzwasser über die Männer, als das Boot schwankend und mit einem Ruck längsseits ging.
    Er blickte zum Midshipman hoch. »Vielen Dank, Mr. Price. Das haben Sie sehr gut gemacht.«
    Der junge Mann sah ihn völlig überrascht an, als sein Name fiel. Adam dachte wieder einmal an Bolitho und alles, was er von ihm gelernt hatte.
Sie haben Namen.
Er hörte fast seine Stimme.
In unserem Leben ist er oft genug das einzige, was ihnen geblieben ist.
    Er erhob sich und prüfte den richtigen Sitz des Säbels an seiner Seite. Den warnenden Bericht seiner Onkels würde er nie vergessen. Ein hoher Offizier war über seinen Säbel der Länge lang aufs Deck gefallen – vor der Ehrenwache.
    Er sah auf den Jungen hinunter. »Alles klar, John?« Er wußte, daß oben alle auf ihn warteten – auf das Begrüßungsritual für einen Kapitän, der an Bord kam. Aber auch so etwas war wichtig.
    Whitmarsh nahm seinen Seesack auf, seine braunen Augen blinzelten nicht, als er auf die gewaltigen Masten blickte. Am Heck wehte die Fahne aus.
    »Alles klar, Sir!« Er nickte entschlossen. »Ja, alles klar.« Adam lächelte und kletterte schnell nach oben. Auf seiner gezackten Wunde trug er immer noch einen Verband, doch nur um die zarte Narbe vor dem Druck seiner Kleider zu schützen.
    Er trat auf Deck und nahm seinen Hut ab. Die Seesoldaten präsentierten das Gewehr.
Auch um mich daran zu erinnern, daß ich es nie vergesse.
    »Willkommen an Bord, Kapitän Bolitho. Es ist mir eine Ehre.«
    Adam schüttelte dem Kommandanten die Hand. Sehr jung. Mit seinen glänzenden neuen Schulterstücken sah er aus wie ein jugendlicher Held, der Kapitän spielt. So wie ich damals, dachte er.
    Kapitän Martin Hyde begleitete ihn nach achtern und sagte fast entschuldigend: »Es wird ein bißchen eng, fürchte ich. Konteradmiral Keen wird meine Kajüte beziehen und dort gibt es auch für Sie eine Koje. Ich habe dafür gesorgt, daß Ihr Bereich von seinem abgeschottet ist. Ich sehe, Sie haben einen Steward, also werden Sie es einigermaßen bequem haben.« Er zögerte. »Ich muß Sie das doch fragen. Was für ein Mann ist der Konteradmiral? Wir haben dreitausend Meilen bis Halifax vor uns – und ich kann mir vorstellen, er ist etwas mehr an Luxus gewöhnt, als ich ihm bieten kann.«
    »Man kommt sehr gut mit ihm aus, in jeder Hinsicht!«
    antwortete Adam.
    Der andere schien erleichtert. »Ich habe gehört, seine Frau starb kürzlich. Das kann einen Mann schon ändern!« Adam hörte sich unbewegt antworten: »Er wird es Ihnen ganz und gar überlassen, das Schiff zu führen – wie immer Sie wollen.« Daran mußte er sich wohl noch gewöhnen, daß Leute so etwas immer wissen wollten. Er sah, wie ein Korporal der Seesoldaten neben Whitmarsh auf etwas deutete. Der Junge nickte zustimmend. Er gehörte dazu. Nur einmal hatte er ihn unsicher über das geschäftige Deck peilen sehen: als die Ehrenwache wegtrat und die Männer wieder ihre übliche Arbeit aufnahmen.
    Hyde meinte: »Er macht sich gut. Ziemlich jung, aber mir fehlen oft so viele Leute, daß ich am liebsten Müttern ihre Kinder aus den Armen reißen würde.«
    Ein Offizier, offenbar der Erste, machte sich in der Nähe zu schaffen. Hyde entschuldigte sich: »Ich werde gebraucht, Kapitän Bolitho. Wir reden später weiter.« Er lächelte und sah dabei noch jünger aus. »Es ist ein Vorzug, Sie an Bord zu haben, obwohl Sie nach dreitausend Meilen anders darüber denken mögen.« Damit war er verschwunden.
    Von oben waren wieder die gewohnten Geräusche zu hören, das Zwitschern der Bootsmannspfeifen, der »Nachtigallen von Spithead«, nackte Füße und das Quietschen, wenn Tampen durch die Blöcke liefen.
Seine Welt, doch nicht meine.
Adam hockte auf seiner Seekiste und sah sich in der großen Kajüte um, in der er leben und versuchen würde, eine gemeinsame Zukunft mit Keen zu akzeptieren. Hinter sich hörte er Whitmarsh herumlaufen, der immer noch sehr auf seine neuen polierten Schuhe mit ihren glänzenden Silberschnallen achtgab.
    Adam deutete auf eine Kiste. »Da«, sagte er und warf ihm die Schlüssel zu. »Da drinnen ist ein bißchen Cognac.« Er sah, wie der Junge die

Weitere Kostenlose Bücher