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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kiste öffnete. Wie all die anderen Dinge schien sie nicht zu ihm zu gehören, so neu wie sie war. Er seufzte.
    John Whitmarsh fragte: »Sind Sie traurig, Sir?«
    Er sah den Jungen scharf an. »Denk dran, was ich dir auf der
Indomitable
gesagt habe, als ich dich fragte, ob du mit mir kommen wolltest.«
    Er sah den Kleinen die Augen zusammenkneifen. »Ja, Sir. Sie sagten, wenn man mal traurig ist, sollte man an sein altes Schiff zurückdenken und an alte Freunde.«
    Adam nahm ihm das Glas Cognac aus der Hand. »Genauso ist es.«
    Der Junge sah ihn besorgt an. »Aber wir werden doch ein neues Schiff bekommen, Sir!«
    Dieser einfache Satz rührte ihn. »Ja, ganz bestimmt, John Whitmarsh.«
    Er sah auf die Heckfenster. Salzschleier zogen sich über sie wie Eisblumen.
    »Aber man wird immer seine eigenen Gedanken haben!« Der Junge hatte ihn nicht gehört; er packte eine Kiste aus, so ordentlich, wie er es von Ozzard gelernt hatte. Er war zufrieden.
    Adam stand auf. Und das muß ich auch sein. Andere verlassen sich auf mich. Genug von all dem.
    Aber als er an ihrem Grab gekniet hatte, hatte er gewußt, daß es niemals so sein würde.
    George Avery blieb stehen, um sich zu orientieren und um nachzudenken, was er eigentlich tat. Als sie damals in ihrer schmucken blauen Kutsche davongefahren war, hätte er es dabei bewenden lassen sollen. Es hätte in seine Vergangenheit gehört zu den anderen Erinnerungen und bitteren Erfahrungen. Er war in die Jermyn Street zurückgegangen und war sie auf und ab geschlendert, um das atemberaubende Erlebnis ihres zufälligen Treffens weiter lebendig zu halten. Er hatte fast erwartet, auch die beiden zerlumpten Veteranen wieder zu treffen, die um Brot bettelten. Doch sie blieben an diesem phantastischen Tag verschwunden. Dafür sah er genug andere Bettelnde.
    In einem hatte sie recht. Ihr Haus lag wirklich sehr nahe. Der Weg dorthin hatte ihn noch nicht einmal außer Atem gebracht. Es war kalt mit wäßrigem Sonnenlicht, doch den neuen Bootsmantel brauchte er nicht. Er trug ihn locker über dem Arm. Aber das Haus jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er war sich nicht ganz klar, was er eigentlich erwartet hatte, aber dieses Haus war groß und elegant und machte was her. Wieder blieb er stehen. Er sollte sich umdrehen und weggehen – jetzt sofort. Draußen warteten ein paar Kutschen. Sie war also nicht allein. Er hätte besser kommen sollen, als sie ihn zum Tee eingeladen hatte. Doch die Einladung war für vorgestern gewesen. Immer wieder hatte er auf ihre kleine Karte geschaut, ohne sich entscheiden zu können, was er eigentlich wollte. Dann hatte ihm ein Bote aus der Admiralität den Brief mit dem Datum seiner Reise gebracht. Sie würden in Plymouth ankerauf gehen. Also sollte er die lange Reise nach Falmouth jetzt antreten, wo Sir Richard Bolitho sicher schon sehr auf ihn wartete.
    Statt dessen war er hier.
    Was würde sie sagen? Sie würde ihn vielleicht gar nicht mal empfangen wollen. Er musterte das Haus genau und versuchte, sich an seinen Kommandanten, ihren Mann, zu erinnern. Er hatte angenommen, Mildmay habe man auf die alte
Canopus
kommandiert, um ihn wegen irgendeines vergangenen Geschehens zu demütigen. Vielleicht hatte er irgend jemanden hoch oben beleidigt – so etwas kam ja immer mal vor.
Darum bin ich ja selber dorthin versetzt worden.
Die
Canopus
war bei der Schlacht vor Alexandrien den Franzosen als Prise entwendet worden, hatte später soviel Zunder bekommen und wurde so hart rangenommen, daß ihr größter Feind der Holzfraß war.
    Doch Mildmay hatte das Schiff verlassen, als es auf der Werft lag, war zum Flaggoffizier befördert worden und stieg zwei Jahre später noch höher. Jetzt war er tot.
    Averys Selbstvertrauen, nie sonderlich stark, schwand. Heute würde er sich zum Narren machen.
    Die Doppeltür erschien plötzlich vor ihm, ohne daß er die Treppen bemerkt hatte, die er hinaufgestiegen war. Als habe man ihn heimlich beobachtet, schwang eine Tür nach innen auf, hinter der eine große, sehr streng blickende Dame stand, die von Kopf bis Fuß grau gekleidet war. Sie trug ein Schlüsselbund an der Chatelaine um ihre Hüften.
    »Ja?« Ihr Blicke maßen ihn schnell. Sie war wahrscheinlich höhere Offiziere gewohnt oder derengleichen, dachte er und mußte überrascht lächeln. Auf dieselbe Weise hatte ihn der Schneider in der Jermyn Street gemustert und eingeordnet.
    Er sagte: »Ich möchte gern Lady Mildmay sprechen!«
    Der Blick ging an ihm vorbei, suchte eine

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