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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ungewöhnliche Verbündete macht. Ich glaube, hier steht ein erfahrener und entschlossener Amerikaner hinter all dem. Er hat sein Blatt gezeigt. Jetzt müssen wir ihn finden und schlagen.« Er sah sie nacheinander an und fühlte, welche Kraft sie ihm mit ihrem Vertrauen gaben. »Das Gesicht in der Menge, Freunde. Es war von Anfang an da, aber keiner hat es gesehen.«
    Kapitän Adam Bolitho trat an die Reling des Achterdecks und sah die Nachmittagswachen arbeiten. In kleinen Gruppen, nach Aufgaben und Können getrennt, hielten sie sich auf dem Deck auf wie Gruppen auf einem Marktplatz. Kein Wunder, daß man das Deck oft genug Marktplatz nannte. Die
Valkyrie
war groß für eine Fregatte. Wie die
Indomitable
hatte sie ihr Seeleben als kleines Schiff dritter Ordnung, als Linienschiff begonnen.
    Bei einem ersten informellen Treffen war er bereits all seinen Offizieren einzeln begegnet. Einige von ihnen wie John Urquhart, der Erste Offizier, gehörten zur ursprünglichen Besatzung. Als die
Valkyrie
in Dienst gestellt wurde, wehte die Flagge seines Onkels, des Vizeadmirals, am Fockmast aus. Sie war allen Berichten zufolge ein unglückliches Schiff, hatte eine unzufriedene Besatzung und entsprechend viele Auspeitschungen an der Gräting gesehen. Ihr letztes Gefecht war indes berühmt. Es hatte zur Vernichtung des Geschwaders des berüchtigten Baratte geführt. Dabei hatte sich ihr Kapitän Trevenen als Feigling erwiesen. Feigheit führte ja oft zu tyrannischem Handeln.
    Anschließend war der Kapitän unter nie geklärten Umständen über Bord gegangen.
    Adam schaute hoch auf Keens Flagge, die steif am Besan auswehte. Überall hier unten waren Männer gestorben. Sein Onkel war verletzt worden, auch das andere Auge war einige Zeitlang beeinträchtigt gewesen. Der Kampf schien verloren. Da war Konteradmiral Herrick an Deck gestürmt, der sich unten von der Amputation seines rechten Arms erholte. Adam sah auf den Niedergang und das unbemannte Rad. Leutnant Urquhart hatte das Kommando übernommen und bewiesen, was in ihm steckte. Ein ruhiger, ernster Offizier, der bald ein eigenes Kommando haben würde, wenn es wieder an den Feind ging.
    Er beobachtete die Arbeitenden und war sich wohl bewußt, daß sie seine Anwesenheit längst bemerkt hatten.
Der neue Kommandant
. Er war bereits jedermann bekannt, wegen seiner Erfolge mit der
Anemone
und wegen seines Namens, denn der Admiral war immer wieder Tagesgespräch. Doch für diese Männer hier war er nur der neue Vorgesetzte. Nichts, was ihm vorauseilte, war von Bedeutung, bis sie erlebt hatten, wer er wirklich war.
    Da saßen der Segelmacher und seine Gehilfen mit verschränkten Beinen. Ihre Hände mit den glitzernden Nadeln fuhren auf und ab. Sie verschenkten keinen einzigen Fetzen Leinwand, weder das Segel, das der Sturm zerrissen hatte, noch die Bahn, in die man eine Leiche für ihre letzte Reise zum Grund des Meeres einnähen konnte.
    Dort der Zimmermann und seine Gehilfen. Der Bootsmann inspizierte zum letzten Mal die Blöcke und Taljen an den Bootsgalgen. George Minchin, der Schiffsarzt, ging allein an der Backbord-Gangway spazieren, sein Gesicht ziegelrot im harten Nachmittagslicht. Auch seine Vergangenheit kannte niemand. Er war vor dem Untergang auf der alten
Hyperion
gewesen, als Keen sie führte. Ja, die königliche Marine war wie eine große Familie. Doch immer wieder fehlten vertraute Gesichter.
    Mit dem ersten Tageslicht war Adam an Deck gestiegen, als die
Indomitable
ankerauf und mit zwei weiteren Fregatten und einer Brigg in See ging. Sie bot einen prächtigen Anblick. Ihre Segelpyramiden überragten die der anderen Schiffe. Straff und glänzend wie Harnische standen die Segel im scharfen Nordwest. Er hatte seinen Hut gezogen und wußte, daß sein Onkel, von allen unbemerkt, seinen sehr persönlichen Gruß erwiderte. Manchmal beneidete er Tyacke um sein Kommando als Bolithos Flaggkapitän, obwohl er ebenfalls ahnte, daß dies für ihn selber wohl das Schlimmste bedeutet hätte. Dies hier war sein Schiff. Er war für dieses hier verantwortlich – und durch Keens Flagge wurde seine Aufgabe wichtig. Weiter aber ging es nicht. Selbst bei größter Anstrengung würde er dieses Schiff nicht mehr lieben als die
Anemone
.
    Er dachte an Keen. Sein energisches Auftreten hatte alle überrascht, die eigentlich ein etwas lässigeres Bordleben erwartet hatten. Keen hatte oft an Land zu tun. Er traf dort nicht nur Militärbefehlshaber, auch höhere Regierungsbeamte und bedeutende

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