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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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längsseits lag, fand er Keen in Uniform und bereit, das Schiff zu verlassen.
    Nachdenklich blickte er Adam an und sagte: »Ich habe die zusätzliche Patrouille nicht vergessen. Wir werden mehr wissen, wenn der Schoner
Reynard
einläuft. Wir haben sie in die Fundy-Bucht geschickt, doch ich glaube kaum, daß sich der Gegner dort verbirgt.«
    »De Courcey hat Ihnen das vorgetragen, Sir, nicht wahr?«
    Keen lächelte. »Das ist schließlich seine Pflicht, Adam.« Er wurde wieder ernst. »Haben Sie Geduld mit ihm. Er wird seinen Wert schon noch zeigen.« Er machte eine kurze Pause. »Wenn er die Gelegenheit dazu bekommt.«
    Nebenan aus der Kajüte hörte man schwere Schritte. Zwei Seeleute stapften mit einer offensichtlich leeren Seekiste vorbei, um sie zu stauen.
    »Sie sehen, ich lasse mich nieder«, sagte Keen. »Kein Linienschiff, aber für den Augenblick reicht sie mir… Man meinte, ich sollte an Land Quartier beziehen, aber davon halte ich nichts. Geschwindigkeit entscheidet immer wieder die Lage.«
    Adam schwieg. Wer hatte den Vorschlag gemacht? Er sah, wie sein junger Diener John Whitmarsh ein paar Messestewards half, eine weitere Kiste auszupacken.
    Warum bin ich nicht wie er und versinke in dem, was ich am besten kann?
    Ein kleines Buch mit Samteinband lag auf dem Tisch. Er spürte eine Gänsehaut, als erwache er aus einem grausamen Traum.
    Keen folgte seinem Blick und meinte: »Gedichte. Meine verstorbene… Das Buch wurde aus Versehen eingepackt. Meine Schwester weiß nicht genau, was man im Krieg braucht und was nicht!«
    Meine verstorbene…
Keen hatte nicht einmal Zenorias Namen aussprechen können. Er hatte das Buch schon einmal gesehen, als er Zenoria in Hampshire unter irgendeinem Vorwand besuchte. Als sie ihn zurückgewiesen hatte.
    Keen fragte: »Interessiert Sie das Buch?«
    Er war überrascht über seine Ruhe. Er fühlte nichts, sah sich wie einen Fremden im Spiegel.
    »Ich habe die Absicht, dem jungen Whitmarsh Lesen beizubringen. Dabei kann es helfen, Sir!«
    Er nahm das Buch in die Hände, wagte kaum, es anzusehen.
    Keen hob die Schultern. »Also gut. So erfüllt es wenigstens einen Zweck.« Und dann: »Sie werden mich doch begleiten, Adam?«
    Jetzt konnte er sogar wieder lächeln. »Ja, Sir.« Der weiche Samt fühlt sich wie Haut an, wie ihre Haut. »Ich hole nur meinen Säbel.«
    In seiner Kajüte lehnte er mit dem Rücken an der Tür und hob langsam das Buch an die Lippen und war verblüfft, wie ruhig seine Hände waren.
    Wie kam er zu diesem Buch? Er schloß seine Augen wie im Gebet und öffnete sie wieder. Es war immer noch da.
    Er hielt es mit großer Andacht. Um ihn versanken Lärm und Bewegung des Schiffes, so als sei er in einer anderen Welt.
    Die Rosenblätter, die so lange zwischen den Seiten gepreßt gelegen hatten, waren durchsichtig wie Spitzen oder feines Gewebe. Er hatte die wilden Rosen damals im Juni für sie geschnitten, als sie an seinem Geburtstag zusammen aus geritten waren. Und sie ihn geküßt hatte.
    Er schloß das Buch und drückte es ein paar Augenblicke an sein Gesicht. Man konnte nicht fliehen. Er legte das Buch in seine Seekiste und schloß sie ab. Er fühlte eine unglaubliche Erleichterung, als er entdeckte, daß er die Erinnerung an sie nie aufgeben wollte.
    Er straffte sich, griff nach dem Säbel.
Von Zenoria also.

Böses Blut
    Seiner Britannischen Majestät Schiff
Reaper
stand wie ein perfektes Modell über ihrem eigenen Spiegelbild und würde die Bewunderung jedes zufälligen Beschauers ebenso erregt haben wie die eines Berufsseemannes. Als Fregatte mit sechsundzwanzig Kanonen war sie typisch für die Schiffe, mit denen vor mehr als zwanzig Jahren der Krieg gegen das revolutionäre Frankreich begonnen worden war. Sie hatte schlanke Linien und ein gefälliges Aussehen – doch damals wie heute gab es von diesen Schiffen viel zu wenige. Jeder junge Offizier träumte davon, das Kommando über ein solches Schiff zu übernehmen. Mit ihr hing man nicht mehr am Schürzenzipfel der Flotte und war auch den Launen eines Admirals nicht mehr ausgeliefert. Auf ihr hatte man endlich Gelegenheit zu beweisen, was in einem steckte, notfalls sogar gegen überwältigende Gegner.
    Nach heutigen Begriffen schien die
Reaper
klein, kaum größer als eine Kriegsslup. Und sie war sicher auch kein Gegner für die neuen amerikanischen Fregatten, die ihre Überlegenheit bezüglich Bewaffnung und Ausdauer bereits bewiesen hatten.
    An diesem flimmernden Apriltag lag die
Reaper
fast wie in

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