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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Handelsherren aus Halifax luden ihn immer wieder ein.
    Adam hatte ihn öfter begleitet, mehr aus Pflichterfüllung denn aus Neugier. Einer der bedeutendsten Männer war ein Freund von Keens Vater, ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nahm und seine Ziele direkt ansteuerte. Sein Alter war schwer schätzbar und mochte so etwa zwischen fünfzig und siebzig liegen. Seine heutige Position hatte er durch Schweiß, nicht durch Einfluß gewonnen. Er lachte häufig, doch Adam war aufgefallen, daß seine Augen dabei immer kühl blieben wie blauer deutscher Stahl. Er hieß Benjamin Massie. Keen berichtete ihm, daß Massie in ganz London bekannt war wegen seiner Ansichten über die Ausdehnung des Handels mit Amerika. Ebenso bekannt war seine Ungeduld. Warum kamen die Feindseligkeiten zu keinem Ende?
    Er war nicht der einzige, den Keen hier kannte. Ein weiterer Freund seines Vaters war etwas früher angekommen. Er hatte den generellen Auftrag der Admiralität, zu prüfen, ob der Schiffbau hier intensiviert werden könnte. Nicht nur für die königliche Marine, sondern auch mit Blick auf die nahe Zukunft und den Ausbau des Handels mit den südlich gelegenen Häfen.
Feind
oder
Gegner
waren Worte, die weder Massie noch seine Freunde goutierten.
    Was würde also als nächstes geschehen? Keen hatte Patrouillen formiert, die ein großes Gebiet beobachteten, das sich von Boston und der Säble Insel im Südwesten bis zu den Grand Banks sechshundert Meilen in die andere Richtung erstreckte. Ein großes Gebiet, ohne Zweifel, doch nicht so groß, daß die Patrouillen einander aus den Augen verlören, sollte der Feind auslaufen. Auch Geleitzüge oder einzelne Schiffe nach Halifax könnte man hier kaum angreifen. Sie wären bald in Sicherheit. Wie die Royal Herald. Ein kühner, gut geplanter Angriff mit dem einzigen Ziel, seinen Onkel zu töten. Er war sich nicht sicher, ob Keen diese Deutung akzeptierte. Er hatte gemeint: »Wir bewerten jede Sichtung und jedes Gefecht für sich – wie es kommt. Wir lassen uns nicht teilen und unsere Flottillen auf diese Weise schwächen.«
    Ein Gehilfe des Masters hob grüßend die Hand an den Hut. Adam versuchte sich an seinen Namen zu erinnern und lächelte. Vielleicht gelang es ihm beim nächsten Mal.
    Er hörte hinter sich auf dem Achterdeck leichte Schritte und fragte sich, warum er den neuen Flaggleutnant so wenig mochte. Bisher hatten sie kaum miteinander gesprochen. Vielleicht lag es daran, daß der Ehrenwerte Lawford de Courcey mit solchen Leuten auf gutem Fuß stand. Er wußte, wer bedeutend war und warum, auf wen man sich verlassen konnte und wer in London für Unannehmlichkeiten sorgen könnte, sollte man ihn hier ärgern oder übergehen. Bei Hofe würde er sich sicher ganz wohl fühlen – doch auch im Rauch einer feindlichen Breitseite? Das bliebe abzuwarten.
    Er gab sich einen Ruck. Es spielte jetzt keine Rolle. In zwei Tagen würden sie ankeraufgehen. Seeluft brauchten alle dringend.
Und ich besonders.
    Der Flaggleutnant überquerte das Deck und wartete darauf, angesprochen zu werden.
    »Der Admiral läßt grüßen. Würden Sie bitte sein Boot zu Wasser bringen lassen!«
    Adam wartete. Und als de Courcey schwieg, fragte er: »Warum?«
    De Courcey lächelte. »Konteradmiral Keen geht an Land. Mr. Massie möchte einiges mi t ihm besprechen. Außerdem wird es irgendeinen gesellschaftlichen Empfang geben, glaube ich.«
    »Ach so!
Ich
möchte gern eine weitere Patrouille mit dem Admiral besprechen!«
    Er ärgerte sich, daß er in de Courceys Köder gebissen hatte. »Deswegen sind wir hier, wie Sie sicher wissen!«
    »Wenn ich etwas vorschlagen darf, Sir…«
    Adam sah an ihm vorbei auf die Stadt. »Sie sind Adjutant des Admirals, nicht meiner.«
    »Der Admiral möchte, daß Sie ihn begleiten, Sir!«
    Adam sah den wachhabenden Offizier, der mit dem Teleskop genau das Land studierte und zweifellos sehr gespannt ihrer Unterhaltung folgte.
    »Mr. Finlay, lassen Sie das Boot des Admirals zu Wasser, bitte!« Er hörte schrilles Pfeifen, eilige Schritte und gebrüllte Befehle. Das war alles wie ein Teil von ihm, und doch schien er weit entfernt davon. Kein Fehler de Courceys. Adam war selbst einst Flaggleutnant gewesen: Keine leichte Aufgabe, selbst dann nicht, wenn man einem Mann diente, den man liebte.
    Er drehte sich um in der vagen Absicht, die Luft zwischen ihnen zu reinigen, doch da war der hellhaarige Leutnant bereits verschwunden.
    Als er kurz darauf nach achtern ging und meldete, daß das Boot

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