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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Pulverrauch wehte jetzt zurück. Männer traten neben die Kanonen, rote Augen in rauchschwarzen Gesichtern, Schweiß lief in Bächen an ihnen herab.
    Bolitho beobachtete das alles kühl. Ein Schiff, das nicht gewinnen konnte, sich aber auch nicht ergeben wollte. Wo sich der Arbeitstrupp gesammelt hatte, sah man nur Splitter und Körper, die brutal und achtlos zur Seite geschoben waren – Männer oder Teile von Männern. Durch die Speigatten waren schmale rote Fäden zu erkennen, es schien, als blute das Schiff sich selbst zu Tode. Daubeny hatte seinen Hut abgenommen. Er blickte wieder nach achtern und rief mit steinernem Gesicht: »Bereit zum Feuern, Sir!«
    Tyacke drehte sich zu den drei Gestalten um, die im Luv auf dem Achterdeck standen: Bolitho, Avery sehr nahe neben ihm und ein paar Schritte entfernt Allday, dessen blankes Entermesser auf das Deck zeigte.
    Die nächste Breitseite wäre ihr sicheres Ende. Unter Deck war sie so sehr zerstört, daß sie wahrscheinlich sogar in Flammen aufgehen würde: eine tödliche Gefahr für jedes Schiff in ihrer Nähe. Im Krieg wie im Frieden waren Flammen die größte Gefahr, die der Seemann zu fürchten hatte.
    Bolitho fühlte sich irgendwie taub. Schmerz war zu spüren, das Warten machte elend. Gerechtigkeit oder Rache? Die Niederlage war endgültig.
    Bei ihm lag die letzte Entscheidung. Als er das zweite amerikanische Schiff suchte, konnte er es hinter dem Rauch kaum entdecken. Doch es wartete offensichtlich ab, was er tun würde.
Er prüft uns wieder mal.
    »Sehr gut, Kapitän Tyacke!« Er wußte, daß ein paar Matrosen und Seesoldaten ihn ungläubig anstarrten, ja sogar mit Abscheu. Aber die Stückführer würden antworten, jeden Befehl befolgen, wie sie es gelernt hatten. Die Reißleinen waren schon straff gespannt, jeder einzelne starrte über die Mündung, das hilflose Ziel füllte jede Stückpforte. Tyacke hob seinen Säbel. Erinnerte er sich an den Augenblick der Schlacht bei Alexandrien, als die Hölle explodiert war und in sein Leben eine ewige Erinnerung gerissen hatte? Oder sah er nur wieder einen Gegner, eine neue Episode in einem Krieg, der schon so viele überdauert hatte, Freunde wie Feinde?
    Plötzlich hörte man lautes Rufen. Bolitho legte die Hand über die Augen, um die einsame Gestalt zu beobachten, die noch auf dem zerrissenen blutigen Achterdeck des Gegners stand. Kein Säbel, ein Arm schien im Ärmel gebrochen zu sein oder war vielleicht sogar abgerissen worden.
    Sehr entschieden, doch ohne die
Indomitable
auch nur eines Blickes zu würdigen, löste der Mann die Flaggleine und stürzte fast, als die gewaltige Stars und Stripes nach unten in den Qualm sank.
    Mit belegter Stimme sagte Avery: »Er hatte keine andere Wahl!«
    Bolitho sah zu ihm hinüber. Plagten ihn ähnliche Erinnerungen wie Tyacke? Mußte er an seinen eigenen kleinen Schoner denke n, der die Flagge strich, als er selber verwundet und hilflos an Deck lag?
    »Er hatte jede Wahl!« entgegnete Bolitho. »Seine Männer starben für keinen guten Zweck. Denken Sie daran, was ich Ihnen sagte –
die
haben nie eine Wahl!«
    Er schaute Allday an. »Tapfer, mein Freund?«
    Allday hob das Entermesser und wog die Klinge mit der anderen Hand.
    »Es wird jedesmal schlimmer, Sir Richard!« Dann grinste er, und Bolitho meinte, dagegen scheine selbst das Sonnenlicht dunkel. »Ja, ein tapferer Kampf.«
    Tyacke beobachtete das andere Schiff. Der kurze, blutige Kampf wurde schon verdrängt von den folgenden Aktionen.
    »Entertrupps, Mr. Daubeny! Die Seesoldaten setzen über, wenn das Schiff gesichert ist. Informieren Sie den Schiffsarzt, und nennen Sie mir die Zahl – ich möchte wissen, was uns dieser Morgen an Männern gekostet hat!«
    Die
Indomitable
hatte sich schon auf die neue Lage eingestellt. Der Zimmermann und sein Trupp waren bereits unter Deck verschwunden. Am Hämmern und am Kreischen der Blocks konnte man ihr Vorankommen im Rumpf erkennen.
    Tyacke ließ seinen Degen in die Scheide zurückgleiten. Er sah, wie der jüngste Midshipman ihn genau beobachtete, immer noch ganz schockiert. Tyacke erwiderte den Blick unbewegt und überlegte einen Augenblick, was da eben fast geschehen wäre.
    Er kannte den Midshipman kaum, der aus England als Ersatz für den jungen Deane gekommen war. Er blickte unwillig auf eine der Kanonen auf dem Achterdeck. Hier waren eben einige seiner Männer gefallen.
    »Nun, Mr. Campbell, was haben Sie aus all dem eben gelernt?«
    Der Junge, ganze zwölf Jahre alt, zögerte

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