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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sehen, als sei sie auf Grund gelaufen. Große Löcher gähnten in den Segeln. Der Wind fuhr hinein und zerriß sie sofort. Zerschossenes Rigg und Webleinen hingen über ihre Seite und mehr als eine Stückpforte war leer, schien blind. Binnenbords richteten die frei herumrollenden Kanonen sicher weiteres Unheil an.
    »Zündloch klar! Reinigen und auswischen! Laden! Ausrennen!«
    Und während der Gegner jetzt feuerte, warfen sich die Mannschaften in kaum zu beherrschendem Grimm an ihre Kanonen.
    Die Geschützführer schauten nach achtern, wo Tyacke stand und die andere Fregatte beobachtete. Vielleicht konnte er alles andere verdrängen, sich nur auf diesen Augenblick und seine Pflicht konzentrieren. Jedenfalls schien er nicht zu merken, daß ein scharfer Splitter ganz nahe neben ihm eine der gestauten Hängematten zerriß.
    Bolitho spürte den Ruck im Rumpf, als einige der feindlichen Kugeln in die Bordwand schlugen. Die Entfernung wurde jetzt schnell geringer. Er konnte drüben Männer erkennen, die die Rahen wieder trimmten, und einen Offizier mit erhobenem Säbel. Da kam Tyackes Arm nach unten, und die Kanonen ruckten wieder in ihre Brocktaue zurück. Durch die schwarzen Webleinen und Stagen schien die amerikanische Fregatte mit dem Bug die
Indomitable
rammen zu wollen. Doch das war eine übliche Fehleinschätzung im Kampf. Die bewegte See zwischen den beiden Schiffen war so hell und leer wie immer.
    Bolitho griff nach einem Fernglas und ging auf die andere Seite, um zu sehen, wie die führende amerikanische Fregatte in das Gefecht eingreifen würde, nachdem ihr nur die kleinere
Attacker
gegenüberstand. Ungläubig stellte er fest, daß sie abgedreht hatte und auch jetzt noch neue Segel setzte.
    Avery räusperte sich: »Kein Bluff diesmal, Sir!«
    Lautes Geschrei, als der Fockmast der Fregatte fiel. Er glaubte, die schlimmen Geräusche von splitterndem Holz und berstendem Rigg zu hören, doch er war von der letzten Breitseite noch gänzlich taub. Wie langsam der Mast fiel! Ihm schien, als zögere der Mast noch einmal, ehe er endgültig mit Webleinen und Stagen, mit Rahen, Stengen und Toppsegeln über die Seite krachte und das Schiff wie ein gewaltiger Seeanker herumwirbelte.
    Er beobachtete, wie schnell sie sich jetzt einander näherten. Die amerikanische Fregatte drehte sich schwerfällig. Männer rannten, um den Mast freizuhacken, und im rauchigen Sonnenlicht blitzten die Äxte wie helle Sterne.
    Daubeny meldete: »Klar zum Feuern!«
    Tyacke schien es nicht zu hören. Er beobachtete das andere Schiff, das hilflos in Wind und Seegang trieb.
    Noch immer hielt der amerikanische Offizier seinen Säbel hoch erhoben, und die Stars und Stripes wehten stolz wie eh.
    »Streich die Flagge, verdammt noch mal!« Doch weder Wut noch Haß klangen aus Tyackes Worten. Es hörte sich an wie eine Bitte, von einem Kapitän zum anderen.
    Zwei feindliche Kanonen rollten ins Deck zurück hinter die Stückpforten. Bolitho sah, wie andere Hängematten aus ihren Netzen gefetzt und Männer von ihren Waffen gerissen wurden. Einen zerschnitt eine Kugel, grotesk knieten seine Beine weiter auf dem Deck.
    Tyacke schaute Bolitho an. Worte waren nicht mehr nötig. Die plötzliche Stille schmerzte mehr als die Explosionen.
    Bolitho sah, wie auf dem feindlichen Schiff einige Seeleute stehenblieben, als seien sie erstarrt. Doch hier und da krachten noch Musketen, und er wußte, daß die gegnerischen Scharfschützen nicht aufgegeben hatten.
    Er nickte. »Ziel auffassen. Feuer!«
    Der Säbel zuckte nach unten, und brüllend feuerte die Steuerbord-Batterie in den treibenden Qualm.
    »Laden!« brüllte Daubeny.
    Die Mannschaften an den Kanonen arbeiteten gebeugt wie alte Männer, wischten die heißen Läufe aus, rammten neue Kartuschen ein und schwarze Kugeln aus den Stells. In einer Pforte zerrten Männer ihre Kanone zurück, kümmerten sich um einen zerschmetterten Körper, und Blut färbte ihre Hosen. Einen Kampf konnten sie verstehen, auch Schmerz und Angst gehörten dazu. Aber mit einem treibenden Schiff, das dem Ruder nicht mehr gehorchte und dessen Kanonen entweder ohne Mannschaften oder zerstört waren, wußten sie nichts anzufangen.
    Eine einzelne Stimme brüllte: »Streich die Flagge, du verdammter Hund. Streich sie in Gottes Namen!« Lauter als der Wind im Rigg klang dieser Schrei.
    »So soll es sein!« sagte Tyacke. Er senkte den Säbel, und die Kanonen krachten erneut. Ihre lebendigen Feuerzungen fuhren nach vorn und leckten am Gegner.
    Der

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