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Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Titel: Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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sehr kleines Mädchen zu seinem noch viel kleineren Bruder sagte: «Du bist eine doofe Kackawurst.»
    Wenig später kamen mir erneut die Tränen, als ich beim absichtslosen Surfen im Internet auf die Umstandsunterhose «Schluppi» stieß, in Größe und Form einem Zwei-Mann-Zelt nicht unähnlich.
    Mein Mann hat schon lange vor unserer Schwangerschaft aufgehört, meine emotionalen Explosionen ernst zu nehmen. Das wirkt auf mich oft herz- und lieblos und führt damit unglücklicherweise meist zu einer Verschärfung der Situation.
    Im Nachhinein muss ich selbst leider zugeben, dass er im Grunde gut daran tat, Ruhe zu bewahren und mit einer gewissen Sachlichkeit zu reagieren, wenn ich mal wieder um mein Leben fürchtete, weil ich eine bitterböse Geschwulst im Bauchbereich ertastet hatte. Diagnose des ruppigen Allgemeinmediziners, den ich notfallmäßig noch am gleichen Tag aufsuchte: «Ihnen sitzt ein Furz quer.»
    Wenn mich mein Mann abends in Tränen aufgelöst auf dem Sofa vorfindet, fragt er sicherheitshalber nach, bevor er sich gefühlsmäßig engagiert: «Ist was Schlimmes, oder läuft ‹Die Farbe Lila›?»

«Gäbe es die Hormone
    des zweiten Schwangerschaftsdrittels
    irgendwo zu kaufen,
    ich würde zum Junkie.»
    ANNE ENRIGHT
    15. Oktober
    Schwangerschaftswoche: 12 + 0 Tage!!!
    Gewicht: 70 Kilogramm, laut einigen, wie ich finde, fragwürdigen Lehrbüchern gehöre ich damit zu den leicht übergewichtigen Schwangeren. Nicht schön.
    Zustand Baby: 5,3 Zentimeter groß.
    Zustand Mutter: Fühle mich, als hätte ich einen unbefristeten Mietvertrag unterschrieben. Jetzt bin ich «richtig» schwanger, die kritischen ersten drei Monate sind heute vorbei. Vorsichtig aufkeimender Jubel auch von Seiten des emotional defizitären Ehemannes.
     
    I ch bin immer noch schwanger!
    Die Chance, dass sich das Teilchen in mir zu einem waschechten Baby entwickelt, das vorschriftsmäßig auf die Welt kommt, um mir dann Nachtschlaf und letzte Nerven zu rauben, beträgt 95 Prozent.
    95 Prozent!
    Also, jetzt mal für uns Laien gesprochen: Der Drops ist gelutscht, die Kuh ist vom Eis!
    Beim Frühstück sagte ich heute Morgen zu meinem Mann: «Ich glaube, wir bekommen ein Kind.»
    Am Nachmittag stand ein großer Strauß bunter Rosen von ihm auf meinem Schreibtisch.
    Wir dürfen uns freuen.
    Mein Gynäkologe hat mir ausdrücklich erlaubt, heute Abend ein Gläschen Champagner zu trinken. Ich meine, das Blag ist jetzt drei Monate alt und fünf Zentimeter groß und hat eine trinkfeste und trinkfreudige Mutter. Es soll ruhig wissen, was auf es zukommt.
    Leider hatte ich schon nach dem ersten Schluck keine Lust mehr auf Champagner.
    Jetzt, wo wir ziemlich sicher sein können, dass es was wird, möchten mein Mann und ich so schnell wie möglich auch wissen, was es wird.
    Für uns kommt allerdings nur ein Mädchen in Frage. Mein Mann möchte bis ins hohe Alter hinein von einer wesentlich jüngeren Frau angehimmelt werden. Und ich möchte meine Schmink- und Stylingtipps nicht ungenutzt mit mir ins Grab nehmen.
    Mein Bauchgefühl sagt mir ganz eindeutig, dass wir eine Tochter bekommen. Ich kotze zwar seltener, aber als ich von meinem ersten Ultraschall nach Hause fuhr, lief im Radio das Lied «Hey, Little Girl». Ich meine, deutlicher kann einem das Schicksal doch nicht zuzwinkern, oder?
    Ich habe bereits gestern einen winzigen rosafarbenen Strampler eines namhaften Herstellers erworben. Nicht ganz günstig übrigens. Ich wollte einfach schon mal wissen, wie es ist, mit der eigenen Tochter shoppen zu gehen.
    An der Kasse habe ich geheult, das versteht sich ja von selbst.

5. November
    Schwangerschaftswoche: 15 + 1 Tag
     
    E s ist ein Junge.
    Damit fällt das Kind in die Kategorie «Hauptsache gesund».
    Die Diagnose erfuhren wir heute Morgen, als mein Arzt sein neues Ultraschallgerät an mir ausprobierte.
    Begeistert wie ein kleines Kind, das ein neues Spielzeugauto testet, drückte er auf sämtlichen Knöpfen herum, schob den Ultraschallknopf engagiert auf meinem Bauch hin und her, deutete fröhlich auf etwas, das er mir als den Rücken meines Kindes vorstellte, behauptete dann, man könne gerade sehr schön sehen, dass das Ungeborene einen Purzelbaum schlage, bis ich entsetzt aufschrie: «Oh Gott, es hat ein Loch im Hirn!!!»
    Selbst mein Mann sprang alarmiert von dem ihm zugewiesenen Besucherstuhl auf. Ich glaube, er hätte auch gern ein Kind mit Gehirn. Jeder hat ja so seine heimlichen Mindesterwartungen. Ein Hirn, kein Schwanz. Das

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