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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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dieselben Leute, die Erdöl und Informationen beschaffen?«
    Kahirab lachte auf. »Nein. Siehst du, es ist einfach so … Sei nur bitte nicht beleidigt, aber alle eure Wüsten und Oasen, das ganze Kimir, Harwa mitsamt dem Palmenweg gelten bei uns als solch ein Krähwinkel …«
    »Wo gelten sie dafür?«
    »Na, dort … jenseits der Berge. Kurzum, unsere Aufklärung hier ist ziemlich sich selbst überlassen. Zum Beispiel müssen wir die Stützpunkte der Erdölarbeiter benutzen, weil wir keine eigenen haben … Das Erdöl – ja, das ist wichtig. Aber ernsthaft mit euch arbeiten, euch in den Krieg hineinziehen – wozu? Vor allem seid ihr zu wenige …«
    »Und der Krieg findet auch jenseits der Berge statt?«
    »Ja.« Kahirabs Miene verdüsterte sich. »Und das ist, kann ich dir sagen, ein ernster Krieg.«
    Im Hause wurde es plötzlich laut. Eine Tür wurde zugeschlagen, eine zweite, irgendwo, anscheinend im Schlafzimmer, gingen mehrere leere Krüge zu Bruch. Aliyat erkundigte sich mit überkippender Stimme bei jemandem, wo Scharlach abgeblieben sein könne. Die Wachen begannen aufgeregt durcheinanderzureden.
    »Hier sind wir, hier!«, rief Ar-Scharlachi verärgert. »Was ist denn los?«
    Alsbald wurde die Tür aufgerissen, und ins Zimmer kam mit unheimlich aufgerissenen Augen Aliyat gestürmt. Barfuß. Den Rand des weißen Kittels mit frischem Schlamm befleckt. Sie blieb stehen, schaute aus irgendeinem Grund in die Ecken, dann wandte sie sich wieder Ar-Scharlachi zu.
    »So«, sagte sie und kniff bedrohlich die Augen zu. »Ist die Galeere aus Harwa dein Werk?«
    »Was denn wieder für eine Galeere?«, verwahrte er sich.
    »Mit den Mädchen«, stieß sie hervor, dann wandte sie sich abrupt Kahirab zu. »Und weißt du etwas davon?«
    Der war ebenfalls verwirrt. »Na … Ich weiß, dass unmittelbar vor dem Regen ein Kaufmann aus Harwa angekommen ist. Er ist in die Hafeneinfahrt eingelaufen, weiter haben sie ihn nicht gelassen – kein Platz. Was ist denn passiert?«
    »Einen ganzen Harem hat er mitgebracht«, teilte Aliyat mit, noch immer mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich frage: ›Für wen?‹ – ›Für Scharlach!‹ Woher hat er erfahren, dass du hier bist?«
    »Ja bist du denn verrückt geworden?«, brüllte Ar-Scharlachi los, der zu sich gekommen war. »Außer dir hat doch niemand gewusst, dass wir nach Ar-Ajafa fahren! Du hast es mir erst am letzten Tag gesagt!«
    Eine jähe Kopfwendung. Jetzt fixierten Aliyats flammende Augen Kahirab. »Also doch du?«
    Er schüttelte schweigend den Kopf, und aus irgendeinem Grunde überzeugte das Aliyat.
    »Also pass auf, Ar-Scharlachi«, drohte sie schwer atmend. »Wenn was ist, ertränke ich alle deine kleinen Schlampen im Wassergraben!«
    Sie machte kehrt und schlug die Tür hinter sich zu. Ar-Scharlachi krächzte verlegen und schielte zu Kahirab hin. Zu seiner Verwunderung sah er, dass auch dieser sichtlich beunruhigt war.
    »Hör mal, das gefällt mir überhaupt nicht«, teilte Kahirab hastig mit. »Also wirklich, woher wissen sie in Harwa, dass du hier bist …? Wir müssen den Kaufmann ergreifen und verhören … So was aber auch! Hat beschlossen, den künftigen Gebieter des Palmenwegs mit Mädchen zu versorgen! Raffiniert …« Er stand auf. »Und das ist ja nicht das erste Mal«, sagte er besorgt. »Irgendjemand von unseren Leuten in Harwa scheint sich zu verplappern, oder …? Tja, die lassen sich gehen! Ein ruhiges, träges Leben – ganz anders als jenseits der Berge …«

31
    Verbündet und verwandt
    D er Kaufmann wurde im Beisein von Aliyat verhört (darauf hatte Ar-Scharlachi bestanden). Er war kurz geraten und hatte ein Bäuchlein, das allerdings nur beim Sitzen vorstand, und er gehörte offensichtlich zu den Nacktfressen – jedenfalls sah der Schleier auf seinem Gesicht ziemlich grotesk aus. Was er aber erzählte, klang durchaus glaubwürdig. Auf halbem Wege von Harwa nach Turkla war seine Galeere von Aufständischen aus dem Palmenweg abgefangen worden, die ihm übrigens keinen besonderen Schaden zufügten. Er hatte freilich ein paar unangenehme Minuten durchmachen müssen, als man über seinem Kopf die Haumesser blitzen ließ und ihm schreckliche Worte in beide Ohren brüllte. (»Bringst Mädels nach Turkla, nacktfressiges Stück Dreck? Und unser Vater und Gebieter Scharlach sitzt in Ar-Ajafa bei ständiger Kampfesmüh ohne weiblichen Trost!«) Da musste er halt nach Ar-Ajafa abbiegen.
    Der Kaufmann war aufrichtig irritiert und verschreckt. Ihm war schon

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