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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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schüttelte den Kopf. »Nein, Lina, es ist gar nicht schlimm. Es ziept nur zwischendrin einmal heftig, damit musst du rechnen.«
    Angelina hatte sichtlich auf detailliertere Auskünfte gehofft, denn sie blickte enttäuscht, als Maya nicht weitersprach. »Mutter«, sie warf einen Blick über die Schulter, als erwartete sie, diese drohend hinter sich stehen zu sehen, »Mutter sagt, ich sollte besser nicht zu viel darüber wissen. William könnte mich sonst für … für nicht mehr unverdorben halten. Aber … aber ich würde es so gerne wissen! Ich möchte doch alles richtig machen!«, fügte sie hastig hinzu.
    »In Jonathans Zimmer liegt ein Buch«, erwiderte Maya, »darin kannst du dir alles Wesentliche anschauen. Ich geb’s dir. Hilf mir nur eben hoch.« Bereitwillig ergriff Angelina die ausgestreckte Hand ihrer Schwester, und mit vereinten Kräften hievten sie Maya aus dem Sofa.
    »Wie ein Walfisch auf dem Trockenen«, prustete Angelina, als sie sah, wie Maya auf die Tür zuwackelte.
    »Sehr komisch!«, gab Maya zurück und lachte, stöhnte aber gleich darauf und hielt sich mit der einen Hand am Türrahmen fest, während sie die andere gegen ihre untere Rückenpartie drückte. Seit ein paar Tagen hatte sie immer wieder ein Ziehen im Unterleib verspürt. Doch Dr. Symonds, dem Maya sich und ihr Kind anvertraut hatte, hatte ihr nach der Untersuchung den Bauch getätschelt und zufrieden gemeint, es sei alles in bester Ordnung, nur eben bald so weit. Dieser Schmerz jedoch, der soeben durch sie hindurchgefahren war, fühlte sich anders an. Wie Hände, die auf der Innenseite von unten nach oben ins Fleisch griffen und dabei unsanft an den Organen rupften.
    »Geht’s dir gut?«, erkundigte sich ihre Schwester besorgt.
    »Ja, bestens«, schnaufte Maya und watschelte in die Halle hinaus. Sie kam genau bis zum Ende des Treppengeländers, als der Schmerz erneut zupackte, eine ansteigende Kurve beschrieb und wieder abflachte.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?« Angelina stützte sie und streichelte ihr über den Rücken. »Oder«, ihr Atem stockte und sie riss die Augen auf, »oder geht es los?«
    »Woher soll ich das wissen, das ist mein erstes Kind«, schnappte Maya zurück, in plötzlicher Angst, was mit ihr geschah und ihr bevorstehen mochte.
    »Ich helfe dir nach oben«, erbot sich Angelina, und Maya zuckte zusammen, als ihre Schwester sogleich unmittelbar neben ihrem Ohr in Richtung Küche schrie, schrill vor Aufregung: »Hazel, lauf zu Dr. Symonds! Rose, hol Mutter und Tante Elizabeth. Und schick Jacob in die Bod zu Vater! Unser Baby kommt!«
    »Ich kann nicht mehr«, wimmerte Maya endlose Stunden später, die ihr wie Tage oder eine ganze Woche erschienen. Ihr Nachthemd, das Angelina ihr noch während der ersten Wehen übergestreift hatte, klebte ihr pitschnass vor Schweiß auf der Haut. Den ganzen frühen Abend und die Nacht hindurch war ihr Körper von Schmerzen gegeißelt worden. Als ob ein Raubtier Fänge und Klauen in sie schlug, für nur wenige Atemzüge wieder locker ließ, um dann mit erneuter Wucht zuzubeißen. Jeder ihrer Muskeln schlackerte, war überdehnt und überanstrengt, und sie rang nach Atem, besaß nicht einmal mehr die Kraft zu schreien.
    »Du musst und du wirst«, befahl ihre Mutter, die sie im Rücken stützte und ihr die rechte Hand hielt, während Tante Elizabeth sich auf der anderen Seite des Bettes niedergelassen hatte und ihre linke drückte.
    »Neiiinnn«, jammerte Maya, als die nächste Wehe abebbte und sie erschöpft den Kopf in der Armbeuge ihrer Mutter ruhen ließ, während sie krampfhaft nach Luft schnappte.
    Dr. Symonds zog die Hände unter dem Leintuch hervor, das Mayas Schoß bedeckte. »Nur Mut, Maya! Du hast zwar noch eine etwas steile Steigung vor dir, aber dann ist’s bald geschafft.« Er klang zufrieden und bester Stimmung.
    Maya starrte ihm hasserfüllt hinterher, als er schnellen Schrittes zur Kommode trat, die Hände in eine Wasserschüssel tunkte, gründlich einseifte und Hazel mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, das in einer Kanne über einer Flamme heiß gehaltene Wasser darüberzuschütten, ehe er sich mit einem frischen Leintuch abtrocknete. Würdest du das auch so beiläufig zu Amy sagen, würde sie hier – Die nächste Wehe, messerscharf und glutheiß, ließ Maya mit gebleckten Zähnen den Kopf zurückwerfen.
    »Hast du gehört«, hörte sie ihre Mutter an ihrem Ohr flüstern, »du hast es bald geschafft. Bald ist dein Baby da!« Sie spürte, wie ihre Mutter ihr

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