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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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Zeit in Arabien den Sinn gehabt hatte, in der Wüste, unter dem Safranmond, dieses Kind zu empfangen, das Martha wieder lächeln, Gerald versonnen im Türrahmen des frisch renovierten Kinderzimmers stehen ließ und Black Hall aus seinem Trauerschlaf weckte – dann war es richtig gewesen.
    Doch es gibt keine Rose ohne Dornen, und auch Mayas Leben als werdende Mutter besaß einige davon. Zumindest anfangs plagten sie Gewissensbisse, dass sie ihrer Familie den wahren Vater ihres Kindes verschwieg, so wie sie es mit ihrer Tante vereinbart hatte. Zudem fürchtete sie, sie könnten es doch von Ralph erfahren. Letztlich aber setzte sich der Gedanke durch, dass es vor allem ihr Kind war, Mayas, und unabhängig von dessen Vater das Enkelkind von Gerald und Martha. Lange fürchtete sie sich davor, das Schreiben eines Rechtsanwaltes zu erhalten oder einen Brief Ralphs, in dem er ihr die bevorstehende Scheidung ankündigte. Doch nichts dergleichen geschah. Allerdings erhielt sie auch sonst keine einzige Zeile aus seiner Feder. Martha sah wohl, wie ihre Tochter mit einem Ausdruck von Furcht und Hoffnung, dann Erleichterung und Enttäuschung die Post entgegennahm, die Hazel ihr brachte, denn auch Mayas sich über lange Wochen hinweg abgerungene, zaghaft um Versöhnung buhlende Zeilen an Captain Richard Burton, Beatsons’ Horse, Krim-Feldzug waren ohne Antwort geblieben. Immer handelte es sich ausschließlich um Briefe von Amy, die noch immer im fernen Scutari weilte, Nachttöpfe ausleerte, Verbandsmull wusch und aufwickelte und ebenfalls überglücklich war, dass Maya ein Kind erwartete:
    Nicht wahr – ich darf mich doch als werdende »Tante« betrachten, auch ohne kirchlichen Segen und ohne dass wir beide mehr als flüchtige Begegnungen hatten? Uns verbindet doch etwas viel Tieferes: die Erinnerung an einen von uns beiden so sehr geliebten Menschen …
    Martha Greenwood sagte nichts dazu, dass der Gatte und werdende Vater nichts von sich hören ließ, sondern dachte sich still ihren Teil. Sie wusste, dass sie mit ihren Kassandrarufen recht behalten hatte, ohne darin Befriedigung zu finden, nur Mitgefühl und eine neu wachsende Zuneigung zu dem Menschenkind, das sie geboren hatte, das ihr stets so fremd geblieben war und nun selbst ein Kind erwartete.
    »Ja, marschier nur weiter so herum!« Maya sah erschrocken zur Tür ihres Zimmers, durch deren Spalt sich der witwenbehaubte Kopf ihrer Tante geschoben hatte. »Dann flutscht dir das Kind bestimmt in den nächsten Tagen einfach so heraus!«
    Schuldbewusst legte Maya die Hände auf ihren gewaltigen Bauch, der auch das eigens für die Wochen vor der Geburt geschneiderte, weite Kleid an seine Grenzen brachte, und das bereits jetzt, im Februar.
    »Du brauchst gar nicht so überrascht zu schauen«, schimpfte Tante Elizabeth in unverändert liebevollem Tonfall weiter. »So schwerfällig wie deine Schritte sind, hört man dich im ganzen Haus!«
    »Ich werde damit aufhören«, murmelte Maya und ließ sich wieder auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch nieder, der unter ihrem nicht unbeträchtlichen Gewicht leidvoll aufseufzte. Missmutig starrte sie den begonnenen Satz auf dem Blatt vor sich an, zu dessen Fortsetzung sich einfach nicht die passenden Worte finden lassen wollten. Was sie dazu bewogen hatte, auf und ab zu gehen, um ihrer Ungeduld Herr zu werden und in Erwartung einer plötzlichen Eingebung.
    »Woran schreibst du denn?«, kam zaghaft, aber doch unverhohlen neugierig, die Frage von der Tür her.
    Maya schüttelte den Kopf. »Nichts Besonderes.«
    »Nichts Besonderes«, wiederholte Tante Elizabeth mit sarkastischem Schnauben. »Schwindel mich nicht an! Du sitzt seit Wochen in deinem Kämmerlein und kritzelst fleißig herum. Dir scheint es zumindest wichtig zu sein!«
    Unwillkürlich beugte sich Maya tief über den beschriebenen Bogen und schob den Ellenbogen auf die schon gut gefüllte Mappe mit dem marmorierten Einband und den schwarzen Ecken, als sie aus dem Augenwinkel sah, dass ihre Tante an den Schreibtisch trat. »Darf ich es lesen?«
    Maya zögerte kurz, schüttelte dann erneut den Kopf. »Es ist lächerlich.«
    »Das kann ich erst beurteilen, wenn ich es gelesen habe«, brummelte es neben ihr.
    Auf ihrer Unterlippe kauend verharrte Maya einige Augenblicke, ehe sie langsam den Arm von der Mappe schob und sie ohne einen Blick ihrer Tante reichte.
    Das Kissen in den Rücken gestopft, die riesige Nachthaube über dem dünnen grauen Zopf, begann Elizabeth Hughes vor dem

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