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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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der Tür gestanden und die Hand aufgehalten. Besser also, er gesellt sich zu den Birken. Keine Föhren, Birken, das ist das Richtige für ihn.«
    »Und was machen wir mit dem da?«
    »Das ist ne Frau, schade eigentlich.«
    »Was soll daran schade sein? Eine Kommunistin. Von der Sorte machen wir ein Dutzend pro Tag kalt, Mann oder Frau. Wo ist der Unterschied?«
    »Wenn man sie hart rannimmt, halten die Männer länger durch, das spornt an.«
    »Das sind doch Sentimentalitäten, mein Lieber.«
    »Mag sein, aber man möchte ja sein Bestes geben. Wie auch immer: Göring und Diels wollen wissen, auf welchem Stand die Bolschewisten jetzt sind. Also führe ich sie ihnen vor. Hängt ja noch ein Rattenschwanz dran an der Brandsache, jetzt wo sie nicht nur den Holländer und den Torgler, sondern auch noch die drei Bulgaren im Sack haben.«
    »Müssen die wirklich vor Gericht? Was soll denn das werden?«
    »Internationale kommunistische Verschwörung gegen die deutsche Volksgemeinschaft und den Staat! Und wenn alles erstunken und erlogen ist, Mensch, die machen massivste Propaganda vom Ausland aus! Denen muss das Dreckwasser abgegraben werden! Gleiches mit Gleichem.«
    »Höhere Politik, hm?«
    »Genau, aber du machst jetzt erst mal den Beerdigungsunternehmer.«
    »Jawohl, Gruppenführer und Herr Staatsrat Ernst, mein lieber Karl.«
    Klara schlug die Augen auf und sah zwei Männer in SA-Uniform, die einander gegenüberstanden. Mit ihren glatten Jungengesichtern wirkten sie jünger, als sie wohl waren. Der Ältere gab dem anderen einen Klaps auf die Wange, legte ihm die Hand in den Nacken und zog ihn dicht an sich heran. Der Jüngere lehnte seinen Kopf an die Schulter des anderen und bekam einen Faustschlag gegen den Oberarm. Die Männer grinsten sich an. Der Jüngere ging in eine Ecke und warf sich Waschitzkis Leiche über den Rücken. Der Ältere wandte sich an Klara.
    »Du hast Glück, Bolschewistenschlampe, dir bleibt noch eine Gnadenfrist. Göring will dich sehen.«

    Mit auf dem Rücken gefesselten Händen und geknebelt wurde Klara von dem Reichstagsabgeordneten, preußischen Staatsrat und SA-Gruppenführer Karl Ernst mit vorgehaltener Pistole durch den unterirdischen Gang geschubst. Hans-Georg Gewehr, genannt »Pistolen-Heini«, SA-Truppführer, Führer der Stabswache des Gauhauses Hedemannstraße und als »Ordonnanz« ständiger Begleiter seines Freundes Ernst, trennte sich im Keller des Maschinenhauses von den beiden und verschwand mit Waschitzkis Leiche in einer dunklen Ecke.
    Vom Maschinenhaus wurde Klara durch einen weiteren Gang in den Keller des Palais des Reichstagspräsidenten gebracht. Bevor sie losgingen, hatte Ernst telefoniert und jemandem die Anweisung erteilt, dafür zu sorgen, dass »eine Person durch den Keller in Präsident Görings Büro geführt werden kann«. Zwei SA-Männer erwarteten sie am Kellerausgang.
    Ernst schob ihnen Klara mit seiner Taschenlampe in die Arme. Die Männer in den braunen Uniformen packten sie und zerrten sie die Treppe hinauf in Görings Büro.
    Neben dem untersetzten Göring, der aussah wie ein fett gewordener gestiefelter Kater, stand ein schlanker Mann, elegant gekleidet, mit glatt zurückgekämmtem dunklen Haar, sinnlichen Lippen, geschwungenen Augenbrauen, scharf geschnittener Nase, ein Mann von Welt, Künstlertyp, den man in einem teuren Nachtlokal vermutet hätte. Es war Rudolf Diels, der Chef der politischen Polizei, treuer Diener seines Herrn, auch wenn man kaum glauben konnte, dass der feiste Nazi diesem eher feinsinnig wirkenden Mann Befehle gab und dieser sie willig befolgte. Aber er wäre nicht der erste Poet, der zum Folterknecht geworden ist, dachte Klara. Immerhin ist er klug genug, beim Schwadronieren dem Dicken den Vortritt zu lassen.
    Klara wurde auf einen Stuhl in der Mitte des Zimmers gesetzt. Linke Hand mit Handschellen ans linke hintere Stuhlbein, rechte Hand mit Handschellen ans rechte hintere Stuhlbein. Die beiden SA-Männer verschwanden. Ernst steckte seine Pistole ein und zog sich in eine Ecke zurück, Diels lehnte sich gegen das Bücherregal und Göring nutzte den freien Raum vor dem Schreibtisch als Bühne für seinen Auftritt als Mann mit Hundepeitsche, die er gelegentlich gegen den Stiefelschaft schnellen ließ.
    »Name?«, fragte Göring im Kommandoton und warf Ernst einen herrischen Blick zu.
    »Schindler, Klara. Aber sie hat noch mehrere Decknamen.« »Schindler. Und?«
    »Kommunistin. Gibt sich als englische Reporterin aus. Aus Kopenhagen

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